Sonntag, 14. September 2014

Form und Sinn

Ich halte mich mal kurz, weil diese Erkenntnis keinen neue ist. Alle menschlichen Konzepte sind leere Behältnisse, in die der individuelle menschliche Geist Dinge hineinfüllt. Das Volumen der Gefäße hängt davon ab, wie dicht das Regelwerk gestrickt ist, das ein Konzept definiert, aber etwas passt schon immer noch hinein. Ja, man ahnt es schon, alle die heeren Begriffe wie Politik, Macht, Geld, Engel, Liebe, Leben und so weiter sind allesamt leere Hüllen, die eigentlich nichts weiter bedeuten. Ganz im Shakespearschen Sinne. Bei all der ganzen Sinnlosigkeit allenthalben hat sich unter anderem auch schon Tolstoi gefragt, warum wir überhaupt leben. Und kam zum Schluss, dass die Teilhabe am Leben das Ziel sei, und nicht das darüber nachdenken. Über den Sinn. Also die Gefäße zu füllen, ohne sie vorher leer zu wiegen!

Man kann die Konzepte aber auch verheiraten, auf dass sie neue Kinder gebären. Durch dieses Füllen und Gebären (oh je, dieser Jargon, Entschuldigung!) verliert letzten Endes sowieso alles seine ursprüngliche Form und passt sich dem Inhalt an. Ganz egal wie viele Gralshüter da harren. Denn der Gral ist nur ein Gefäß, und was wir daraus trinken, bestimmen wir selbst. Und dieses Getränk ist es wohl, das vielleicht eine Bedeutung hat, wenn auch keinen Namen. Eigentlich hat ja auch nichts einen Namen, wegen all des Schalls und Rauchs. Falls Sie mir soweit gefolgt sind, können sie sich nun ganz einfach selbst wegzaubern und durch etwas Namenloses ersetzen.

Das zur Vorübung. Und jetzt frage ich mich nur noch, warum Bedeutungsloses so große Wirkung zeitigt. Das liegt wahrscheinlich am Glauben, welcher so eine eingebaute Sollbruchstelle des Menschen ist. Der Glauben verleiht den bedeutungslosen Dingen Macht, ja und Macht erzeugt neuerlich Glauben.
Zwei absolut bedeutungslose Konzepte Amok laufender Hirnfunktionen, die sich in bedeutungslosem Geplapper reproduzieren und Hände in Bewegung setzen. Gerade so wie meine jetzt. Damit wünsche ich ihnen noch eine schöne Zeit mit ihren sinnlosen Konzepten. Aber halt. Man hat ja gelernt, dass es das Absolute gar nicht gibt. Also gibt es auch nichts total Bedeutungsloses. Die Gefäße haben ja doch einen Sinn, nämlich dass sie dem Inhalt Form geben (auch wenn der Inhalt mit der Zeit die Form beeinflusst). Und Form ab und an Anlass zur Freude ist. Außerdem haben auch Konzepte eine chemische Realität in unseren Gehirnen. Auf Wiedersehen Platon, hallo Aristoteles! Deshalb sind Konzepte auch gleichzeitig Inhalt. Das Konzept folgt nämlich der realen Form und nicht anders herum, also es wird nachgeformt. Damit komme ich zum Kurzschluss: Der Sinn des Lebens = der Sinn des Lebens!

Woraus sich fünferlei ableitet, den Sinn des Lebens betreffend:

1. Man soll sich die Formen der Natur abschauen, vereinfachen und diese Vereinfachungen, genannt Konzepte der Natur wiederum aufzwingen
2. Man soll die Konzeptgefäße befüllen und leeren
3. Man soll die Konzepte transformieren
4. Man soll sich an beidem erfreuen und/oder Nutzen daran haben
5. Man soll 1.-4. vergessen und sich des Lebens freuen

Sinn kann also Form und/oder Inhalt sein. Kandinsky meinte sogar, alles bräuchte eine Form und der formlose Inhalt wäre allein geistiger Natur. Das ist noch nicht das Gelbe vom Ei, denn eigentlich geht es gar nicht um die Form an sich sondern um die Abgrenzung vom Inhalt durch Differenzen. Damit kommen wir notwendigerweise zur Mengenlehre und zur Topologie. Wie auch immer, man sieht schon, wenn man sich mit dem Sinn beschäftigt, landet man entweder bei der Kunst (Gefühlssache) oder der Mathematik (Verstandessache) oder irgendwelchen bizarren Sachen dazwischen. Das hat Douglas Adams wahrscheinlich auch gemerkt und deswegen ist sein "6 x 9 = 42" vielleich auch nur seine Version von Magrittes "Ceci n'est pas une pipe."

Donnerstag, 28. August 2014

Das Ende der Sünde


Es wird hier um die Fehldeutung der Apfelszene im Alten Testament der Bibel gehen und ich werde mich frei der Symbolik von Carl Jung bedienen und kurz auf die Ähnlichkeit zum Grimmschen Märchen "Das Mädchen ohne Hände" hinweisen. Die Protagonisten sind: Gott, Adam, Eva, die Schlange und ein Apfel.

Gott hatte also das Paradies erschaffen mit Pflanzen, Apfelpflanzen, Tieren, Schlangentieren und Menschentieren. Alle lebten zufrieden und waren unsterblich. Warum aber unsterblich? Weil sie nichts von ihrem Tod wussten, nicht weil sie nicht starben. Jetzt zu den Symbolen. Der Apfel und die Birne symbolisieren geistige und körperliche Fruchtbarkeit. Die Schlange und der Drachen symbolisieren in vielen Kulturen (Australien, Amerika, China) Weisheit oder sogar Gottheiten.

Gott hielt es also irgenwann mal an der Zeit, den Menschen geistige Fruchtbarkeit zu verleihen. Dies kann man als ersten Versuch ansehen, Göttlichkeit und Menschlichkeit zu vereinen. Gott kam entweder in Form einer Schlange oder schickte zumindest die Schlange um der Menschenfrau den Apfel zu geben. Mit dem Essen des Apfels erlangte der Mensch geistige und die körperliche Fruchtbarkeit (ja, Eva bekam erst danach mit Adam Kinder). Zu dieser Fruchtbarkeit gehört das Wissen um Zeit und über sich selbst. Mit dem Wissen um Zeit verliert der Mensch seine Unsterblichkeit, denn er weiss um seinen Tod. Mit dem Wissen über sich selbst verliert der Mensch seine Unschuld, da er für seine Taten verantwortlich wird.

Trotzdem ist der Apfel ein grosses Geschenk von Gott, denn er traut dem Mensch gottgleiche Verantwortung zu. Und er entlässt die Menschen aus dem Paradies des Unwissens. Nicht etwa in die Welt der Schmerzen und Plagen, sondern in ein anderes Paradies. Das Paradies des Wissens.

Die Verdrehung dieser Geschichte ist eine der grössten Dummheiten der christlichen Geschichte und dient bis zum heutigen Tage zur Existenzbegründung der Kirche (nur die Kirche kann dem Mensch helfen, seine Sünden los zu werden etc.) und zur Negativierung der Frauen, also der Hälfte der Menschheit. Eine geduldete Ungeheuerlichkeit.

Also die Botschaft ist: Die biblische Sünde ist nur eine sadistische Erfindung und existiert eigentlich gar nicht. Alle Symbole in der Geschichte sprechen dafür.

Auch die Geschichte "Das Mädchen ohne Hände" spricht dafür, denn hier heisst es:

"Und weil sie den ganzen Tag gegangen war und keinen Bissen genossen hatte, und der Hunger sie quälte, so dachte sie: 'Ach, wäre ich darin, damit ich etwas von den Früchten ässe, sonst muss ich verschmachten.' Da kniete sie nieder, rief Gott den Herrn an und betete. Auf einmal kam ein Engel daher, der machte eine Schleuse in dem Wasser zu, so dass der Graben trocken ward und sie hindurchgehen konnte. Nun ging sie in den Garten, und der Engel ging mit ihr. Sie sah einen Baum mit Obst, das waren schöne Birnen, aber sie waren alle gezählt. Da trat sie hinzu und ass eine mit dem Munde vom Baume ab, ihren Hunger zu stillen, aber nicht mehr."

In dieser Geschichte gibt ein Engel der Frau die Birne nämlich ganz freiwillig und absichtlich. Eine äusserst erhellende Deutung dieser Geschichte ist in "Die Wolfsfrau" von Clarissa Pinkola Estés (eine Jung-Anhängerin) zu finden. Die Birne ist demnach die Frucht der körperlichen Fruchtbarkeit vom Baum des Lebens. Die Ähnlichkeit dieser Geschichte zur Bibelgeschichte ist offensichtlich.

Den Apfel gibt der Frau dort die Schlange und sagt: "Ihr werdet mitnichten des Todes sterben sondern Gott weiß, daß, welches Tages ihr davon eßt, so werden eure Augen aufgetan, und werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist." Damit hat sie die Wahrheit gesagt und ist vertrauenswürdig.

Äpfel mit Birnen verglichen? In der Bibel steht von einem Apfel eben nichts, nur etwas von einer Frucht. Für den Apfel können wir uns wohl eher bei den Griechen bedanken, siehe Herkules oder Paris, Helena und Aphrodite. Und wofür können wir uns bei den Griechen noch bedanken? Für die Erbsünde! Denn da gab es auch in der griechischen Mythologie eine erste Frau, von Hephaistos aus Ton geformt und von Zeus mit einer Büchse beschenkt: Pandora. Diese Büchse sollte sie niemals öffnen und tat es doch. Damit waren die Übel auf der Welt. Die Götter wollten sich mit der Büchse an Prometheus rächen, der den Menschen das Feuer gebracht hatte. Das Götter rachsüchtig sind und trügerisch, dafür lieben wir die griechischen Götter. Dasselbe sollten wir auch dem christlichen Gott zugestehen und nicht einfach die Schuld auf die Frau schieben. Damit ist die Erblast der Griechen noch nicht beendet, denn auch die negative Deutung der Schlange stammt von ihnen. Die Drachenschlange Ladon nämlich bewacht den Apfelbaum im Garten der Hesperiden und eine Aufgabe von Herkules war es, einen der Äpfel zu stehlen.

Und nun kommen wir zurück zu einem anderen Märchen, welches von Frau Pinkola Estés reinterpretiert wurde, "Ritter Blaubart". Dort gibt Ritter Blaubart seiner Frau die Schlüssel zu allen Türen seines Schlosses und erlaubt ihr, alle Türen zu öffnen bis auf eine. Als Baubart abreist, öffnet die Frau just diese Tür und findet dort die früheren Ehefrauen ihres Mannes ermordet. Obwohl sich auch dieses Märchen über die Neugier der Frauen lustig macht, meint Frau CPE, dass es notwendig ist, die Übel aufzudecken und zu erkennen um ihrer Herr zu werden. Seid neugierig also, der Kaiser sei nackt!

Bildquelle: Quino

Montag, 6. Januar 2014

Eine DTA-Simulation in VBA für den Excel-Export von Pandat2012


Das hier ist ein kleines VBA-Programm, mit dem man das DTA-Signal aus dem Excel-Export der Verfestigungssimulation von Pandat2012 heraus generieren kann. Dabei wird entweder das Scheil- oder das Lever-Verfestigungszenario berücksichtigt. Zur Berechnung wird die Enthalpie Htot verwendet. Viel Spass damit und ich bin gerne offen für Tipps zur Verbesserung. Die mathematische Grundlage für dieses Script wurde veröffentlicht von:

This is a small VBA program, with which you can generate the  DTA-signal from the Excel output of the enthalpy Htot from the solidification simulation of Pandat2012. Pandat generates the data for the Scheil and Lever solidification scenario. Have fun with it and I would like to hear your opinions and hints. The mathematical basis for this script has been published by:

Boettinger, W. J., Kattner, U. R., Moon, K.-W. & Perepezko, J. H. Methods for
Phase Diagram Determinatiom, chap. DTA and Heat-Flux DSC Measurements of
Alloy Melting and Freezing, 151–221 (Elsevier BV, 2007).

See also their online-booklet and their Mathematica program. This macro is in fact just a VBA translation of it. Please read especially what they wrote about the time constants!

Now its easy to do: just get Pandat2012 Demo, take the thermodynamic Database file from NIMS or Calphad journal (look for "assessment" articles there) or the COST507 light metal alloy database, make a solidfication simulation within the desired temperature region with equal minimal and maximal time-steps and without liquidus boundary, generate a "table_output.xls", copy the macro in there et voilà! Remember also to match time-steps and heating rate (6K/min = 0.1K/s). You can change sample mass, crucible mass, the heat capacity of the crucible etc. in the macro to match your wishes.

Since the macro is somewhat long to post, you can download it now here.

UPDATE:

Unfortunately, the easy exact fixing of timesteps is not any more available in the new version Pandat2014. This makes the macro harder to use. But not all is lost. Now you have to work with the batchfile from Pandat2014. You have to create the bachfile for the solidification, fix the the timesteps in it with an editor and run the batchfile in Pandat. I will provide an example batch file soon.

Freitag, 27. September 2013

Dokumente und Wege bei Heirat mit einem Ausländer

Diesen Post wollte ich schon lange mal machen. Da unsere Hochzeit nun schon eine Weile her ist, kann es Lücken geben. Ich bitte dann um Nachsicht. Also:

-Visum aus der Deutschen Botschaft im Ausland. Kein Touristenvisum, sondern ein Heiratsvisum oder ein Sprachreisevisum (das haben wir benutzt)
-das Heiratsvisum bekommt man nur, wenn der Ausländer im Heimatland schon einen deutschen Sprachkurs Level A1 abgelegt hat
Ausländerbehörde und Standesamt:
-Krankenversicherung für den Ausländer in Deutschland muss abgeschlossen sein (Bescheinigung)
-gültiger Mietvertrag des deutschen Partners (Kopie)
-laufender Arbeitsvertrag des deutschen Partners (Kopie, dem Ausländer müssen etwa 600 € vom Lohn abgegeben werden können)
-Führungszeugnis des deutschen Partners
-Anschrift (mit Beglaubigung vom ausländischen Einwohnermeldeamt) des Ausländers im Heimatland, Geburtsurkunde, letzter Arbeitsvertrag oder Kontoauszug des Ausländers im Heimatland, Schul- und Ausbildungszeugnisse, Passkopie des Ausländers aus dem Heimatland. Diese Sachen müssen unbedingt alle von einem amtlich beglaubigten Dolmetscher übersetzt sein, das kann etwa 300 € kosten
-innerhalb des Visums muss standesamtlich in Deutschland geheiratet werden, dazu braucht man noch einmal beide Geburtsurkunden, die deutsche erweiterte Geburtsurkunde muss man noch mal besonders beim Standesamt beantragen, da eine einfache Geburtsurkunde nicht ausreicht, auch muss extra bestätigt sein, das beide Partner nicht verheiratet sind
-bei der Heirat muss ein amtlich bestätigter Dolmetscher anwesend sein
-mit Heiratsurkunde wieder zur Ausländerbehörde und 3-Jahresvisum beantragen, dazu nochmal gültigen Arbeitsvertrag des deutschen Partners und Mietvertrag des deutschen Partners mitbringen
-den Ausländer bei der Krankenkasse in Deutschland familienversichern (dabei bekommt man eine Sozialversicherungsnummer) und auch für eine Steuernummer vom Finanzamt sorgen
-eigenes Bankkonto in Deutschland für den Ausländer anlegen, denn vielleicht werden Unterhaltsüberweisungsbelege verlangt
-innerhalb des 3-Jahresvisum sollte man den Sprachkurs bis Level B2 machen (der wird vom Staat finanziert!) und auch einen Einbürgerungskurs machen
-für die permanente Aufenthaltserlaubnis braucht man diese Abschlüsse und nochmal Arbeits- und Mietvertrag des deutschen Partners
-innerhalb des 3-Jahresvisums darf keiner der beiden Partner Geld vom Arbeitsamt oder Sozialamt beantragen!
-bei der permanenten Aufenthaltserlaubnis darauf achten, daß auch der deutsche bzw. der richtige Name eingetragen wird, der auf der Heiratsurkunde steht
-sowohl das 3-Jahresvisum als auch die permanente Aufenthaltgenehmigung gelten als Arbeitserlaubnis, also so schnell wie möglich in den Bewerbungsprozess einsteigen (dazu kann sich der Ausländer zwar arbeitssuchend melden, aber innerhalb der 3 Jahre dürfen eben keine Leistungen (Arbeitslosengeld ALG oder Sozialhilfe) beantragt werden !!!)
-Das Arbeitsamt bietet kostenfreie berufsbezogene Deutschkurse mit Praktika an
-Für eine deutsche Einbürgerung muss mindestens einer der beiden einen permanenten Arbeitsvertrag haben, befristet reicht nicht.
-Selbstständige müssen länger auf die Einbürgerung warten als Angestellte
-Die Einbürgerung beantagt man bei der Ausländerbehörde, dort bekommt man noch mal eine Liste von Dokumenten, die man besorgen muss, wie etwa den Rentenbescheid, Arbeitsverträge etc.
-Die Einbürgerung kann bis zu 2 Jahre dauern, also Geduld haben und alle 3-4 Monate mal nachfragen, wie der Prozess vorangeht. Manchmal laufen Dokumente ab, wie Reisepass-Kopien, diese rechtzeitig nachreichen!
-Bei der Begründung, warum man in Deutschland wohnen will, braucht man im Antragsformular nicht zu erfinderisch sein, "Ich möchte mit meinem deutschen Partner zusammensein." "Ich kann mich in Deutschland beruflich entfalten." "Nach 8 Jahren empfinde ich Deutschland als meine Heimat." reicht.