Montag, 29. April 2024

Das Mädchen ohne Hände (Brüder Grimm) gereimt

Es war vor vielen hundert Jahren,
da kam der Teufel angefahren.
Er flog hoch oben durch die Lüfte
über Felder und Gehöfte.
Die Mühle, die am Dorfrand stand,
fand er besonders int'ressant.
Sie war ein furchtbar schiefes Ding,
mit dem es bald zu Ende ging.
Und wie er übern Dachfirst schaute,
sah er ein Mädchen hinterm Hause.
Es hielt den Rock an seinem Saum
und pflückte Äpfel frisch vom Baum.

Der Müller holte Holz vom Wald
und dort machte der Teufel halt.
Er trat zu ihm als Handelsmann,
und sprach "Was stellt ihr Euch so an?
Ist das Holz nicht schrecklich schwer?
Ich weiß was Bess'res, bittesehr!
Die Armut ist ein schweres Los,
das Glück ist klein, die Sorgen groß.
Ich mach Euch reich, der Pakt besteht,
wenn Ihr mir eine Sache gebt,
die hinter eurem Hause ruht.
Schlagt ein, mein Herr, ein wenig Mut!“

'Den Apfelbaum geb ich ihm freilich`,
sann der Müller und sprach eilig
"Die Sache gilt als abgemacht!"
Der Händler hat vergnügt gelacht.
"Nach drei Jahren komm ich wieder
und hol, was ich gekauft, mein Lieber."
Ohne Holz, in Windeseile
und aufs Äußerste gespannt,
kam der Müller eine Meile
heim zu seiner Frau gerannt.

„Sag mir, Mann, wie fließt der Reichtum
plötzlich hier durch unser Tor?
Ich klag ja nicht, doch meine Meinung
ist, das kommt mir spanisch vor.
Alle Kisten sind randvoll 
und kein Mensch hat's hereingebracht.
Wenn das ein derbes Spässchen sein soll,
ich hab drüber nicht gelacht!"
So sprach die Frau, er daraufhin:
„Das kommt von einem Fremden.
Obwohl ich mir nicht sicher bin
was wir darauf verpfänden.
Was ich ihm versprochen hab,
ruht hinter unserm Haus.
Ich dacht, da steht der Apfelbaum
und darauf läufts hinaus.“

„Das war der Teufel ganz bestimmt,
dem du so was versprochen,
dass dieser Kauf zum Himmel stinkt,
hätt ich sofort gerochen!
Hinterm Hause ruht in Wahrheit
nämlich unser Kind,
dem die Äuglein nach der Arbeit
zugefallen sind.“
Doch die Not hat sie gedrückt 
und Geld, das war willkommen.
Und so ward es Stück für Stück
dankbar angenommen.

Die Tochter war ein Sonnenschein 
und eine fromme Seel‘,
sie blieb die nächsten Jahre rein
und ohne jeden Fehl.
Alsbald war es an der Zeit 
und der Tag gekommen.
Das Mädchen hat im Büßerkleid
im Hofe Platz genommen.
Sie zog um sich den Teufelskreis,
um selbigen zu bannen.
Dann betete sie mit viel Fleiß
und ihre Tränen rannen.

Der Kaufmann kam schon früh am Tag,
nett begrüßt vom Müllerspaar.
Der Müller sagte "Der Vertrag
ist ein bisschen sonderbar.
Wie willst du unsren Apfelbaum
auf deinen Karren bringen?
Wie ich das sehe wird das kaum,
wenn überhaupt gelingen!"
„Soll ich dir die Rübe spalten?“,
rief der Mann, der so düpiert.
"Deinen Baum kannst du behalten!
Ich will das, was mir gebührt!
Führe mich zu deinem Sproß!”

Da wuchs er donnernd in die Höhe,
sicher dreizehn mal so groß
und nahm die Flügel von der Mühle.
"Das nur so als kleine Warnung,
dass du weißt, was dich erwartet.
Alles, Handel und auch 
Tarnung
war in Gänze abgekartet!”
Der Müller war zum Zwerg geschrumpft
und wies den Riesen in den Hof.
“Ich sehe, du kommst zur Vernunft.
Na, dann legen wir mal los!”
Der Riese griff nun nach Kind,
darauf gab es einen Knall
und ein wilder Brausewind
bracht ihn hinterrücks zu Fall.

Wie hat der Boden da gebebt 
und der Riese hat sinniert
‚Das hab ich nicht oft erlebt,
dass mich jemand so pariert!‘
Als er sich dann aufgerappelt,
nahm er sich den Müller vor,
der in seiner Hand gezappelt
und sprach „Leih mir mal dein Ohr!
Diesen miesen Teufels-Bannkreis
will ich morgen nicht mehr sehen
sonst werd' ich, dass du Bescheid weißt,
mit dir Schlitten fahren gehen!
Und die Dirn ist viel zu sauber,
halt das Wasser fern von ihr!
Also kurz: kein fauler Zauber,
morgen bin ich wieder hier.“

Es hatte anderntags das Mägdlein
seine Hände nassgeweint.
Der Fremde kam mit seinem Wäglein. 
und er fühlte sich geleimt.
„Müller, diese Hände sind mehr 
als deutlich reingewaschen!“
„Das bildet ihr euch ein, mein Herr,
das würde mich sonst überraschen.“
Abermals wollt da der Fremde,
das Mädchen gleich ganz für sich haben 
doch dank ihren reinen Händen
musst‘ er diesen Wunsch begraben.
„Falls die Hände nicht verschwinden 
wenn ich komme, übermorgen,
werdet ihr euch wiederfinden 
vor der Hölle schwarzen Pforten!“

Dem Vater ward nun angst, er bangte,
voll von zweierlei Entsetzen,
weil man klar von ihm verlangte
zu sterben oder zu verletzen.
Schließlich ging er zu dem Kind
und er sagte "Liebe Tochter!



weggewischt …. recht.…. Feuer unter deinen Füssen …. büssen

....Die Hände, wie ein Teufelswerk
lösten sich von den Armen....


der spuk war vorbei, doch die hände kamen nicht zurück 

“ Hier bin ich nicht sicher “

„Du Engel bist schön, schön und hell

leuchtend am andern Gestade.

von meinen Träumen bist du wohl 

der mit Flügeln gerade.“


Und die Moral am End ist: Wenn dir die Hände genommen, dann braucht es einen Engel, um sie wieder zurück zu bekommen.

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