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Donnerstag, 1. August 2024

Kalte Gefühle / Albtraum #1 / Albtraum #2

(noch ein älteres Gedicht)

Auf dem Brett serviert,
blass und frisch seziert,
Eiskalte Gefühle.
Und die Reste in die Spüle.

Ich hab nachts beim Regen,
lange wach gelegen,
in die Finsternis geschaut.
Mir war kalt in meiner Haut.

Dann lief ich im Traum
durch einen dunklen Raum
auf der Suche nach dem Licht
oder einer Tür.
Doch es gab dafür
nur mein Ich ohne Gesicht.

......


Ich fahr in einem Auto,
der Mörder sitzt bei mir.
Hinter uns die Polizei,
etwa nachts um vier.

In Säcken auf der Rücksitzbank,
da liegen Frau und Kind
Der Mörder hält den Colt solang
wir in Bewegung sind.

Dann halten wir und ich sag stur
„Die Polizei kommt gleich.“
Er sagt: „Ich werf den Ballast nur
dort hinten in den Teich.“

Im See, da ist das Wasser klar
und beide sinken schnell
ich stehe ganz verzweifelt da
und langsam wird es hell.

Die Polizisten sind zwei Frauen,
und eine springt ins Nass.
Die andere macht mich los vom Baum
und setzt mich dann ins Gras.

Die Kollegin kommt zurück:
„Die Frau hat’s überwunden.
Mit dem Kind hatt ich kein Glück.
Das hab ich nicht gefunden.“

…..

Ich geh an einem Haus vorbei
auf einem weißen Weg.
oder ist es doch ein Schloss,
und denk mir nichts dabei,
als mich ein grauer Mann
begrüßt, der keine Schatten wirft,
und mich danach sogleich umarmt
und mich am Halse würgt.

Die Luft wird knapp, der Rücken krampft
und davon werd ich wach
und eine Stimme sagt mir sanft,
„Du weißt, wer das gemacht!“
„Ich weiß es wohl und weil ich’s weiß,
kommt er gewiss nicht wieder!“
sage ich und bete leis
und leg mich nochmals nieder.




 





Sonntag, 21. Juli 2024

Zwei-Seiten-Torheit

(wieder zwei ältere Beiträge)

Da lese ich die zwei Seiten der Geschichte und denke mir hmm, hmm. Gibt es ein Falsch und ein Richtig? Hmmm, hmm und dann nicke und lächle ich. Wie doch alles ineinandergreift. Papier und Fleisch und Eisen und Stein und Holz (beispielhaft). Liebe böse Freunde, ihr grausamen Kinder! Man kann hinsehen und lächeln, dabei kurz aufstossen oder wegsehen aus dem Fenster, auf die alten Leute mit ihren Hunden. Ich lasse täglich bestimmt mehrere Menschen verhungern, irgendwo, bestimmt denn ich zahle keine Spenden. Aber ich kümmere mich auch um jemanden (bin also nicht wirklich böse). Ich weiss Bescheid. Bescheid wissen kann aber jeder. Weiss auch jeder. Ich würde sogar gern glauben, wenn das nicht so lächerlich schiene. I want to believe. Ich bin auch gebildet, ja, was machen mit der Bildung? Bildung macht doch schwindelig. Schwindelig vor Ohnmacht. So kurz zum greifen nah ist (siehe Nichtabbildung Seifenblase). So klar, so kurz davor. Nur ankommen geht nicht (leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass). Ich werde immer schneller, ja produktiv, wenn ichs bedenke (und wehe jemand sagt was anderes). "Platz" (siehe Nichtabbildung Seifenblase). Koffeinträume das alles, rhytmisches Pochen der Schläfen, Zucken der Finger. Zerrinnt in Zahlenkolonnen. Ist nicht vergleichbar, nur ähnlich. Papierausscheidung. Ich sollte Papier essen und mein Essen verschenken. Gib meinem Leben einen Sinn, sage ich. Die weisse Masse sucht in der grauen Masse, dann zuckt (siehe Nichtabbildung Abbildung) und sagt:
'Das wars Solo, man kann doch nicht ewig warten, es kommt da nichts mehr. Nur du gehst. Das sagen wir dir. Du sitzt in einem Treibhaus.'
'Das weiss ich doch,' antworte ich, 'die alten Leute draussen haben Pelze und die Hunde auch, das seh ich doch.'
'Dann geh doch raus!'
'Woraus?', frage ich.
'Kauf dir einen Hund.'
'Ach, das ist es?'
'JA. Der Hund führt dich.'

Fraktale Dekonstruktion

Heute geht es weiter in den Kaninchenbau, oh Freunde. Menschliche Gedanken an sich sind fraktaler Natur. Sie sind selbstähnlich, unendlich und man jagt ihnen hinterher bis hin zur Vergrösserung der Vergrösserung der Vergrösserung (einer Kopie einer Kopie). Wer je Fraktalprogramme benutzt hat, weiss, was ich meine. Der Verstand kennt keine Atome, ist nicht auf die Abzählbarkeit der physischen Welt angewiesen (schliesslich konnte er ja nichts davon wissen). Ist man gefangen im Fraktal, nützt es nichts, "auf der Schulter von Giganten" zu stehen, Grösse spielt da eine relative Rolle. Aber man muss den Mut haben, stehen zu bleiben und hinabzuschauen, ja schwieriger noch hinauf, denn jede Ebene ist recht und gut, wenn man erkennen will, dass man in keine Richtung entrinnen kann, solange man sich nach den Gesetzen des irren Gartens bewegt. Und wie kommt man aus einem Irrgarten heraus? Richtig, man muss Löcher durch die Hecken schneiden. Ein Fraktal hat eine gebrochene Dimension, ist etwas knäuel-, schwamm- oder ornamentartiges. Es versucht, eine bestimmte Fläche oder Raum auszufüllen. Dieser Raum kann, Ebene für Ebene, grobschlächtig mit Pfählen abgesteckt werden. So machen es die formalistischen Optimisten. Und so macht es die atomare "Realität". Ob in dieser Approximation Wahrheit liegt, ist irrelevant, denn die Wahrheit ist möglicherweise genau jener seltsame Attraktor, dem es zu entkommen gilt. Mit diesen Pfählen nun haben sie Koordinaten und Abstände und können schauen, wie gross ihr Gigant wirklich ist. 

Samstag, 20. Juli 2024

Weckruf eines Erstarrten (Rico's Edit)

Folgend eine Umdichtung bzw. eine Variation des gleichnamigen Gedichtes von Volker Grieß aus seinem Buch "Gezeiten der Wandlung: Gedichte für Menschen auf Wegen der Initiation". Er möge mir den Eingriff verzeihen. Wenn ihr auf das das Original gespannt seit, könnt ihr dem Link folgen und sein Buch erwerben. Es lohnt sich! Dem Stoiker sei auch das Gedicht "Die heitere Schildkröte" empfohlen. Ihr findet es in diesem Gedichtband auf Seite 28. Aber nun zum "Weckruf":


Wir, die aus den Wochenkrippen
zu Walen wuchsen, die nicht schwimmen:
Sind wir bereit, die scharfen Klippen,
des Schmerzes bis zur See zu klimmen?

Es schimmerte des Meeres Busen
von weit her, als wir schwach und klein.
Als könnte nicht auf unser Rufen
das Leben und das Werden sein.

Wir sind, wenn Liebe sich entfaltet,
wie eingefror'n im stillem Schrei.
Die Schönheit öffnet sich, uns spaltet
es im Innern tief entzwei.

Bleib jetzt Bruder, bleib jetzt Schwester!
Komm sei mutig, lass dich ein!
Welch ein Wunder wäre es,
im Wasser und ein Wal zu sein.