Heute geht es weiter in den Kaninchenbau, oh Freunde. Menschliche Gedanken an sich sind fraktaler Natur. Sie sind selbstähnlich, unendlich und man jagt ihnen hinterher bis hin zur Vergrösserung der Vergrösserung der Vergrösserung (einer Kopie einer Kopie). Wer je Fraktalprogramme benutzt hat, weiss, was ich meine. Der Verstand kennt keine Atome, ist nicht auf die Abzählbarkeit der physischen Welt angewiesen (schliesslich konnte er ja nichts davon wissen). Ist man gefangen im Fraktal, nützt es nichts, "auf der Schulter von Giganten" zu stehen, Grösse spielt da eine relative Rolle. Aber man muss den Mut haben, stehen zu bleiben und hinabzuschauen, ja schwieriger noch hinauf, denn jede Ebene ist recht und gut, wenn man erkennen will, dass man in keine Richtung entrinnen kann, solange man sich nach den Gesetzen des irren Gartens bewegt. Und wie kommt man aus einem Irrgarten heraus? Richtig, man muss Löcher durch die Hecken schneiden. Ein Fraktal hat eine gebrochene Dimension, ist etwas knäuel-, schwamm- oder ornamentartiges. Es versucht, eine bestimmte Fläche oder Raum auszufüllen. Dieser Raum kann, Ebene für Ebene, grobschlächtig mit Pfählen abgesteckt werden. So machen es die formalistischen Optimisten. Und so macht es die atomare "Realität". Ob in dieser Approximation Wahrheit liegt, ist irrelevant, denn die Wahrheit ist möglicherweise genau jener seltsame Attraktor, dem es zu entkommen gilt. Mit diesen Pfählen nun haben sie Koordinaten und Abstände und können schauen, wie gross ihr Gigant wirklich ist.
Sonntag, 21. Juli 2024
Samstag, 1. Juni 2024
Hegel und Marx - die aristotelische Synthese
Diese braucht gar nicht neu erfunden werden, sie ist nämlich schon lange vorhanden: es ist die wissenschaftliche Methode der Induktion und Deduktion. Auch diese hat ihren Ursprung in der platonischen Ideenlehre und wird seitdem weiterentwickelt. Dabei meine ich nicht die Benutzung von Modellen und Plänen an sich, die sicher noch weiter zurückgeht, sondern die Erkenntnis Platons, dass göttliches Modell und menschliche Erfahrung gegensätzlich sind und seine Argumentation, Geometrie sei ein göttliches Ideal. Sein Schüler Aristoteles führte dann die Induktion, die Abstraktion von Naturphänomenen, ein. Die Abstraktion ist dann schon die diesmal ganz menschliche Modellbildung, Idealisierung. Die Anwendung des Modells auf die materielle Wirklichkeit ist schliesslich die Deduktion. Induktion und Deduktion sind die Vermittler zwischen geistigem Ideal und materieller Wirklichkeit und Aristoteles schliesslich der Gewinner des Conradtschen Preisausschreibens. Mit der wissenschaftlichen Methode gewinnen wir aus materiellen Tatsachen geistige Idealvorstellungen (Modelle) und mit diesen Vorstellungen beeinflussen wir wiederum die Materie.
These und Antithese lassen sich ideell einerseits als unterschiedliche Mengen und die Synthese als Schnittmenge darstellen. Andererseits können These und Antithese auch polare Punkte einer geordneten, quantifizierbaren Menge sein (z.B. schwarz und weiss in der Graustufenmenge). Falls beides nicht gelingt, können beide immer noch durch eine qualitative Übermenge eingeschlossen werden. Es geht also immer um eine Erweiterung des gedanklichen Blickfelds. Materiell gelingt die Synthese durch Umverteilung von Materie, also Taten. Die Synthese beider Thesen gelingt durch Feedback, also deutsch Rückkoppelung. Tat-Erkenntnis-Tat-Erkenntnis.... Das Ergebnis von Rückkoppelung ist Weiterentwicklung.
Bonusmaterialspinnerei:
Bisher habe ich die Dialektik als Methode behandelt. Bleibt noch die Dialektik als Weltbild, ein leicht esoterisches Unterfangen. Holen wir nun noch weiter aus und meinen, der Geist sei eine spezielle Dynamik und Verteilung der Materie. In diesem Sinne hätte Marx dann Recht, die Materie bestimmt den Geist, ja sie IST der Geist. Andererseits besteht Materie hauptsächlich aus physikalischen Kraftfeldern. Damit sind wir schon bei Einstein. Energie ist die Synthese von allem. Energetische Dialektik ist en vogue. Eine Dialektik nicht über Mengen oder Materieverteilung, sondern über Energieverteilungen, gleich mit Anschluß an die Informationstheorie. Und hoppla, wie schön sich der Kreis schließt. Betrachtet man Information als Geist, ist man schon wieder bei Hegel. Genauer betrachtet stehen sich heute also nicht mehr Marx und Hegel gegenüber, sondern klassische Physik und die Informationstheorie.
Hier nun noch eine kurze These über die Frage, ob Zeit und Raum
gequantelt sind. Das ist eine Frage, mit der sich unter anderem die
Theorien der Quantengravitation beschäftigen. Zeit und Raum sind eigentlich reine Messgrößen, die in ihrem
Fall den Geschwindigkeitsanteil von Energie beschreiben. Die kleinste
Energieeinheit ist der Planck-Quant. Dazu existieren auch eine
Planck-Zeit und eine Planck-Länge. Weiter können wir Energie, Zeit und
Raum nicht auflösen, dies ist das kleinste mögliche Beobachtungsraster.
Da Zeit und Raum also menschliche Hilfsmittel sind, um die
physikalische Wirklichkeit zu erfassen und beide auf der Energie
basieren, sind sie dadurch möglicherweise
gequantelt. Es wäre also nicht die Brille kariert, mit der wir Raum und
Zeit betrachten, Raum und Zeit wären die karierte Brille, mit der wir die
Energie betrachten.
Wir haben da für die kinetische Energie =1/2 x Masse x (Raum / Zeit)^2
Änlich gilt für die Wärmeenergie = Masse x Wärmekapazität x Temperaturunterschied
Trotzdem existieren Ausdehnung, Zeit und Masse natürlich auch ohne dass sie gemessen werden und sind intuitiv erfassbar. Energie hingegen ist ein abstraktes vereinheitlichtes menschliches Konstrukt. In „Was ist eigentlich Vernunft“ benannte ich die Eigenschaften von Objekten als die einzige natürliche Größe und alles darauf Aufbauende abstrakt. Aber hier sind wir in einem Dilemma, denn man kann nicht beweisen, dass es kleinere Messeinheiten gibt ohne dass man sie messen kann. Und da wären wir wieder. Alles was über kleinste und größte Messgrenzen hinausgeht, kann zwar gedacht, aber nicht erfasst werden. Naturwissenschaften sind kariert. Geisteswissenschaften sind kontinuierlich.
(Bild: Wikipedia)
Montag, 29. November 2021
Parallelwelten und Alternativwelten
Parallelwelten bedeuten unterschiedliche gelebte Rollen mit unterschiedlichen Realitätswahrnehmungen oder aufgeschobene Entscheidungen. Man ist zum Beispiel gleichzeitig Kind und Elternteil, hat einen Zweitjob, etc. Das existiert für jeden Menschen und bedeutet eine erlaubte Sequenzierung der Zeit (gefühlte Parallelisierung).
Alternativwelten resultieren aus getroffenen Entscheidungen und abgelegten bzw. abgelehnten Rollen oder auch zurückliegenden Naturereignissen und geschichtlichen Wendepunkten. So könnte durch ständige Bifurkation oder Gabelung der Ereignisse in verschiedene Alternativen das sogenannte Multiversum entstehen. Diese Art Parallelisierung „was-wäre-gewesen-wenn“ funktioniert aber nicht, denn sie bedeutet eine Vervielfältigung der Materie ohne Energiebereitstellung und verletzt damit den Energieerhaltungssatz. Ein Universum kann sich nicht durch Zellteilung vermehren.
Selbst wenn die Materie statt dessen sequenziert würde, also in rascher Folge zeitlich-räumlich verschoben um Gleichzeitigkeit zu simulieren, würde das örtliche überlichtschnelle Bewegungen ermöglichen, was wir real nicht erleben. Sequenzierung oder sogar auch Parallelisierung virtueller Materie kann allerdings stattfinden, denn in der virtuellen Realität existiert so etwas wie Speicherplatz und Sicherheitskopien und für diese wird extra elektrische Energie bereitgestellt.
Alternativwelten sind also eine rein menschliche Erfindung und sind dem "Leben nach dem Tod" ähnlich. Sie sind, wie Götter und Superhelden, ein geistiges Axiom, dem in der Realwelt nichts entspricht ausser ihrem elektromagnetischen Geister-Abbild, ein Produkt irrationaler Logik. Es besteht kein physikalisches Indiz, sondern nur ein starker menschlicher Wunsch, Fehler rückgängig zu machen.
Eine Sequenzierung der Materie würde erst durch Zeitreisen ermöglicht. Dann könnte man zwischen Zeitlinien hin- und herspringen. Lasst uns hoffen, dass so etwas nie erfunden wird.
Literarische Ansätze der Überlagerung von Informationstechniken geistiger und maschineller Natur mit der physikalischen Realität findet man in Jack Finneys "Das andere Ufer der Zeit", Blake Crouchs "Gestohlene Erinnerung" und Michael Atamanovs "Die Unterwerfung der Wirklichkeit". Die wunschbasierte Veränderung der Wirklichkeit durch geistige oder informationstechnologische Steuerung wird dort am offensichtlichsten dargestellt. Altbekannte Beispiele für wunschbasierte Pseudowissenschaft sind der Stein der Weisen und das Perpetuum Mobile.
Als nächstes noch die Binsenweisheit, dass die Zukunft einer Alternativwelt sehr ähnlich ist, denn auch sie wird geistig projeziert, wenn auch nicht nachträglich. Im Gegensatz zur Alternativwelt kann man sie aber wirklich beeinflussen, solange, bis sie Gegenwart wird.
Nun noch schnell die Variante, dass das gesamte Multiversum in allen seinen verschiedenen Konfigurationen nicht entsteht, sondern schon existiert, inklusive aller verschiedener Entscheidungswege identischer Individuen. Das ist grundsätzlich nicht unmöglich, aber extrem unwahrscheinlich. Schon auf unserem einen Planeten existieren identische Individuen nur als eineiige Zwillinge.
Dass gar auf einem anderen Planeten in einem anderen Universum ein identisches Individuum vor der gleichen Entscheidung steht wie auf der Erde hier ist so unwahrscheinlich, dass sogar die Unendlichkeit bei der Frage rot anlaufen würde, ob sie das möglich machen kann.Tatsächlich stehen aber auf unserem Planeten recht viele ähnliche Individuen vor ähnlichen Entscheidungen. Anstatt sich in einem anderen Universum auf einer Suche nach Antworten zu begeben, kann man also vor seiner eigenen Haustür anfangen.
Bleiben wir nun bei der biologischen Analogie von Multiversen und Zellverbänden. Wären Universen tatsächlich dicht gepackt wie Zellen in Lebewesen oder Atome in Festkörpern, könnte sich unser eigenes Universum nicht (mit tatsächlich teilweise Überlichtgeschwindigkeit durch Raumausdehnung) ausdehnen, ohne andere Universen zu komprimieren oder mit ihnen zu kollidieren. Atome im Gas hingegen können sich frei bewegen und diese Analogie wäre auch sinnvoller. Das Multiversum würde dann aus diskreten Materiewolken bestehen, die sich einen Raum teilen. Es gibt ja auch die Branwelttheorie, nachdem Universen mehrdimensional
gestapelt sind, so dass sie sich aus dem Weg gehen können. Warten wir hier am besten auf die Beweise dieser amüsanten Geschichte. Höhere Dimensionen dienen meist rein mathematischen Zwecken, der reale Raum bleibt 3-dimensional. Mehrdimensional geordnete Darstellungen können in der 3D-Realität recht unordentlich aussehen. Wie auch immer, wenn unser Universum sich mit einem anderen trifft, werden wir es daran merken, dass Galaxien plötzlich in die falsche Richtung fliegen.
Der höherdimensionale Raum hat viele Autoren zu der Idee des Hyperraums bewogen, in dem es sich mit Überlichtgeschwindigkeit reisen lässt, denn Projektionen des höherdimensionalen Hyperraums ließen sich ja so zurechtdrehen (oder verzerren oder "falten"), dass der Abstand zwischen 2 Punkten im niederdimensionalen Raum kürzer wird.
Auch mit der Zeit wird gern geometrisch herumgespielt, etwa könnte die Zeit die Form einer Helix haben, wie in Matthew Reillys Roman "The secret runners of New York". Und dann, wenn die Helix verbogen wird, überlappen Vergangenheit und Zukunft miteinander. Blöd nur, dass die Zeit überhaupt keiner Geometrie gehorcht, denn sie ist durch sich bewegende Materie oder Energie definiert sowie durch die Vermehrung der Unordnung (Entropie). Und hierher passt genau der Spruch, die Zeit sei eine Illusion. Was wir als Zeit messen, ist verkodiert in den Bewegungen unzähliger Atome und Objekte. Weder kann man den gesamten Kode für eine beliebige Vergangenheit berechnen, noch für eine beliebige Zukunft. Und selbst wenn man diese ungeheuer komplexe Konfiguration berechnen könnte, wer bringt all die Objekte dann zum gewünschten Ort? Die Relativität lässt es immerhin zu, dass Objekte unterschiedlich schnell altern, wenn sie sich unterschiedlich schnell bewegen. Dadurch lässt sich der Fluss der Zeit relativ zueinander und das Altern sehr lokal auf die sich schneller bewegenden Objekte beschränkt verändern. Das wären ungefähr "Reisen in die Zukunft", aber ohne Rückfahrkarte und deshalb ohne Einfluss auf die Vergangenheit.
Eine andere bekannte Idee ist das holographische Universum. Bedeutet das nun, das unser Universum auf irgendeiner kosmischen Glasplatte gespeichert ist? Nein, keinesfalls, diese Idee spricht statt dessen wiederum über unser Universum als eine Projektion aus dem höherdimensionalen Raum, also über eine mathematische Methode, das 3D Universum einfacher zu erklären. Natürlich wäre es dem menschlichen Ego sehr zuträglich, das Universum als Information zu verstehen, die manipuliert werden kann und gleichzeitig einen Schöpfer der Information zu vermuten. Ein bisschen ähnlich verrückt ist der Gedanke von Portaltransportation oder Beamen, also das Versenden von Dingen oder Lebewesen als Information. Selbst wenn wir irgendwann in der Lage wären, andere organische Materie zu drucken als Polymere, auf atomarem Level, aufgrund der Kleinheit von Atomen würde dieser Druckprozess Jahre dauern, abgesehen von der Schwierigkeit, Flüssigkeiten dreidimensional zu drucken.
Zum Universum als eventuell manipulierbares Informationspaket (Informationstheorie) passt auch der Ansatz, daß Gott bei der Erschaffung des Universum mehrere tausend Naturkonstanten gerade so hingefummelt hat, daß ein menschenfreundliches Konstrukt dabei herauskam. Richtig ist es aber genau anders herum. Der Mensch hat die Naturkonstanten erst nach seinem Auftreten durch Beobachtung seiner Umgebung definiert. Das gilt ganz besonders für nicht direkt messbare Konstanten. Eine interessante Sammlung pseudowissenschaftlichen Unsinns dazu ist Koji Suzukis "Der Graben".
Und zu guter Letzt die Analogie zur Quantentheorie. Ja bei kleinsten Teilchen treten skurrile Phänomene auf, wie die Kommunikation zwischen weit voneinader entfernten Teilchen und die Wegeunsicherheit bei der Bewegung (mehrere Wege sind gleich wahrscheinlich). Diese Phänomene lassen sich aber nicht in der makroskopischen Welt beobachten. Die Übertragung von Quantenphänomenen auf die makroskopische Realität a la Schrödingers Katze dient nur der Veranschaulichung und hat sonst gar keine Bedeutung.
Fazit: Die Mathematik ist eine Geisteswissenschaft und keine Naturwissenschaft. Mathematische Modelle müssen also nicht unbedingt eine physikalische Bedeutung haben, selbst wenn sie die physikalische Wirklichkeit berechnen helfen.
Ein Beispiel: physikalische oder chemische Daten lassen sich durch mathematische Funktionen korrelieren. Diese Funktionen dienen als Hilfslinien, um fehlende Datenpunkte zu überbrücken. Das bedeutet aber nicht, dass die Tendenz der Daten zwingend durch den Funktionstyp (zum Beispiel exponentielles Wachstum) beschrieben wird, denn oft kann man mehrere Funktionstypen durch eine Datenwolke legen, die die Daten annähernd gleich gut beschreiben.
Auch mehrdimensionales Rechnen ist in mehreren Wissenschaften notwendig, zum Beispiel bei chemischen Verbindungen aus mehr als 3 Stoffen oder Elementen, bei Materialeigenschaften oder ungeordneten Kristallen. Das ermöglicht eine Berechnung, eine räumliche physikalische Bedeutung hat es nicht.
Mittwoch, 4. August 2021
Vom Vorteil, verrückt zu werden
Es gibt keine Gebrauchsanweisung für diesen Text. Betrachtet
man das Leben nüchtern und normal, gibt es eigentlich, nachdem man
in die vertragsverpflichtete Generation über 30 eingetreten ist, keinen
vernünftigen Grund mehr, ein Ego zu besitzen. Behält man es, wird es
doch zerrieben zwischen Partner, Kind und Job. Vielleicht auf dem Abort
kann man es ab und zu benutzen. Oder man lässt es ganz, ganz
einfach los und ist eben für die anderen da, als Zahnrad, als
Sandwich, als Sorgenonkel. Das ist die eine Art, davonzukommen.
Vielen gelingt das problemlos. Die, die ihr Ego mögen und festhalten,
werden Egomanen, Zyniker, Trinker, depressiv oder aber verrückt. Am besten,
man wird verrückt. Ganz im positiven Sinne! In diesem Falle ist der
Weg wirklich mal das Ziel, an das auch viele andere Wege führen,
manche sogar in die Irre. Verrückte Menschen werden für ihre
Unberechenbarkeit geschätzt, jaja. Sie sind nie allein, denn sie haben
einen ganzen Zoo im Kopf. Es gibt keine Langeweile mehr. Sie
gelten als kreativ, hüstel, usw. Ist natürlich ein schmaler Grat. Also
wie wird man verrückt: Erstmal stellen Sie sich selbst in Frage, dass
sowieso. Damit beginnt dann eine ganz große Scheiße.
Wenn sie die geistig überleben, fangen Sie an, ihre Welt frei zu gestalten, in
Gedanken. Und zwar ganz frei. Stellen Sie sich vor, wie klein der
Unterschied ist zwischen dazwischen und inzwischen. Na bitte.
Lachen Sie dann mindestens einmal pro Tag laut und hysterisch
wie ein verrückter Wissenschaftler eben. Lesen Sie vor allem
populärwissenschaftliche Bücher über Quantentheorie, daneben
deutsche Philosophen, Ufo-Esoterik und Schlumpfcomics.
Dann können sie auch schon damit anfangen, Unsinn zu machen und auch
andere dazu anzustiften. Erzählen Sie etwa allen, dass Schaden klug
macht und wie sie sich so schon einen sagenhaften IQ erarbeitet
haben. Dekorieren sie Essen und Essensreste ganz nach Gutdünken
zu Konzeptkunst und verlangen sie vom Ober Geld dafür (Sie können
wahlweise auch an rituellen Essenschlachten teilnehmen wie die mit
den Tomaten). Dann malen sie surrealistische Bilder, schreiben
unsinnige Gedichte und legen sich einen oder zwei unsichtbare
Freunde zu.
Benutzen sie auch ihre Mitmenschen als Schauspieler
oder Dekoration in ihrem freien Theaterstück. Stellen Sie sich dann
vor, dieses Theaterstück wäre keins, sondern ihr Leben sei so.
Herzlichen Glückwunsch. Sie sind frei und haben ihr Ego behalten.
Und niemand will es mehr von Ihnen haben, stattdessen wird man
anstehen, um seine Früchte zu haben, wenn Sie es gut anstellen.
Mittwoch, 14. Juli 2021
Der Mensch als Nutztier (Gastbeitrag von Sebastian)
In dieser Ordnung, der bürgerlichen, kapitalistischen, werden ja alle Wesen geschunden und verletzt, jeden Tag. Seelisch und körperlich; die Lohnarbeit macht Menschen zu Krüppeln, wir nennen das Berufskrankheiten, Vorruhestand, Frühverrentung, Berufsunfähigkeit, Burnout etc. und führen Statistiken darüber, die zu beurteilen helfen, ab welchem Ausmaß das dann nicht mehr zu vertreten ist, und zwar politisch nicht mehr zu vertreten ist und der Staat intervenieren muß (das Selbe auch im Allgemeinen bei zum Beispiel Grenzwerten für Luft- und Wasserverschmutzung). Mindestlohn, Arbeitsschutzgesetze, Gesetze zur Krankheits- und Rentenversorgung, das heißt Versorgung in denjenigen Zeiten, in denen die individuelle Arbeitskraft nicht ausreichend oder gar nicht zur Reproduktion eben dieser Arbeitskraft eingesetzt werden kann, das heißt nicht gekauft wird. Kindergeld, weil noch keine Arbeitskraft im Kind verfügbar ist, aber zukünftig; das variiert von Land zu Land. In Afrika und weiten Teilen Asiens verkaufen Frauen ihre Neugeborenen, der Marktpreis ist ein Scheffel Reis, der nährt den Rest der Familie für wenige Tage.
Keiner dieser Standards oder Grenzwerte sagt, das darunter kein Schaden entstünde; Uran im Wasser, Schwermetall im Gemüse, Hormone im Waschmittel, Lösemittel im Spielzeug, Feinstaub in der Luft, aber auch wöchentlich 32 Stunden in der Aluhütte, täglich 11 Stunden im Lkw-Führerhaus, 15 Tagesstunden als Kellner im Biergarten oder 40 Wochenstunden im ozon- und feinstaubverseuchten Büro sind und bleiben giftig und verursachen Schäden und Verkürzung der Lebenszeit und Tote, nur eben nicht mehr genug als daß darum noch jemand ein Aufhebens machen würde.
Alle Wesen, und wie es dann den restlichen, nicht-humanoiden Mitbewohnern des Planeten ergeht, darüber muß man keine empörten oder erstaunten Worte mehr verlieren.
Politisch also, nicht menschlich unvertretbar. Es gibt keine anderen anerkannten Ursachen dafür als die, die angeblich im Individuum selbst zu finden sind. Wer Probleme hat, ist nicht genügend ausgerüstet für die Anforderungen, er hat sich selbst nicht passend zugerichtet. Schwäche also. Kein Psychologe, niemals, mit keinem Wort, erklärt dem Patienten jemals etwas anderes, als wie er an sich “arbeiten“ kann um mit den Problemen umzugehen. Die PROBLEME anzugreifen ist hier keine Option, und das ist schon deswegen klar, weil die Probleme systemisch erzeugt werden und innerhalb dieser Ökonomie gar nicht gelöst werden könnten. Mit den Ideen und Gedanken von Freud, auf dem sie gründet, hat die Psychotherapie nichts mehr zu tun, sie ist pervertiert.
Als meine damalige Frau, mit dem Studium schon fertig, ihre erste Anstellung als Psychotherapeutin in einer Klinik hatte, da kam sie zu mir wegen einer ihrer Patientinnen, die seit längerem in tiefste Depressionen gefallen war; der Grund war, sie war arbeitslos geworden, und in das damals noch recht neue Hartz-System eingezogen. Ein Elend. Der Rat, den ich meiner Ex damals gab, kommt mir heute noch klug vor: Ich hab ihr gesagt, sie soll die Patientin anregen, sich mit anderen wie sie betroffenen Leuten in Verbindung zu setzen, eine Gemeinschaft zu bilden die sich gegen diese Demütigungen und Repressionen gemeinsam zur Wehr setzt, und ihr zeigt, daß sie nicht allein und schuldig, unzureichend und minderwertig, sondern eine von vielen ist, die jetzt in die Tretmühlen dieser zynischen Objektverwaltung geraten ist.
Also ihr nicht zu erklären, daß sie ja mit einem gewissen Selbsteinsatz, Mut und Organisation oder was weiß ich auch eine Arbeit finden könnte und ähnlichen Stuß, sondern ihr klarmachen, daß nichts an ihr falsch ist, sie schlicht das Opfer einer Vergewaltigung ist, einer staatlich oktroyierten Geißelung ihres Selbst, deren Umsetzung in Zwang, Schikane, Demütigung, Beleidigung, Abrede und Gängelung und so weiter nur die Spiegelung der Sicht der Kapitalgesellschaft auf ihre Insassen ist: Träger von Arbeitskraft. Nutzvieh.
Wir haben “Problemkinder“ in “Problembezirken“, die irgendwie komisch und aggressiv und angeblich konzentrationsgestört sind, das nennen wir AD(H)S und damit also krank nach dem ICD und der öffentlichen Meinung.
Wir haben “Alte“ in “Heimen“ über deren Weiterleben oder eben nicht weiter leben schon entschieden wurde, noch bevor menschenfeindliche Psychopathen in der laufenden, aktuellen Krise die kriminellen Diskussionen über Auswahlkriterien und Sinnhaftigkeit medizinischer Notversorgung für alte Menschen begonnen haben, und dafür auch immer genug Raum in den Medien bekommen.
Es ist schon länger her, daß aus den Kreisen der FDP “Diskussionen“ angestoßen wurden, ob es denn noch “sinnvoll“ sei, einem Achtzigjährigen eine neue Hüfte zu bezahlen. Ob man da nicht sparen könne. Ob man sowas überhaupt rechtfertigen könne, wo man doch Verpflichtungen gegenüber den Jungen und “den nachfolgenden Generationen“...
Nichts davon ist irgendwie neu, oder neu gedacht.
In dieser Gesellschaft gibt es keine Menschen, es gibt humanoide Organismen, die sich über eine von zweien oder beide Funktionen zu bewähren, das heißt zur Kapitalakkumulation beizutragen haben:
a) Konsument
b) Erzeuger von Mehrwert, das heißt Arbeitskraft.
Sonst keine Optionen.
Die menschliche Arbeitskraft, und nur die, erzeugt den Mehrwert im Produkt, das ausschließlich als Ware verfügbar ist, also käuflich erworben werden muß. Kein Käufer, keine Einlösung des Mehrwerts - das Produkt ist wertlos und verfällt. Kein Mahagonibaum ist etwas wert, bevor er gefällt und als Holz-Ware einen Abnehmer gefunden hat (natürlich wird Geld für den Besitz von Wald und Bäumen bezahlt, aber das hat nichts mit dem Wert der Bäume sondern mit der Spekulation auf künftige Erlöse damit zu tun). Honig, wo man meinen könnte die „Arbeit“ der Biene schaffe den Mehrwert aus dem Pollen, ist nutz- und wertlos solange er im Stock am Baum pappt und nicht von Menschen eingesammelt wird.
Es sei gesagt, daß schon sinnvoll unterschieden werden muß zwischen verschiedenen Formen des Wertes; man könnte den Honig einfach selber essen, aber hier genügt als Hinweis auf die in dieser Ökonomie entscheidende Form, Warenwert, diese Formulierung eines längst vergessenen und wenn nicht vergessen dann geschmähten Bartträgers:
„Der Reichtum der Gesellschaften, in welchen kapitalistische Produktionsweise herrscht, erscheint als eine ungeheure Warensammlung.“
Selberfressen macht zwar fett, aber nur solange man auf einen Baum klettern kann und das auch darf, weil dieser Baum nicht jemandem, anderen, gehört.
Milliarden von Tonnen von Nahrung haben keinen Wert, wenn sie nicht VERKAUFT werden können. Der Produzent dieser Nahrungsmittel geht konkurs, die freigesetzten Arbeitskräfte verfügen über weniger oder gar kein Einkommen mehr, das mindert die gesellschaftliche Kaufkraft für Nahrungsmittel, und die Produzierenden der Nahrungsmittel, die weil unverkäuflich vernichtet worden sind, verhungern.
Die Produktion von Gütern, die nicht als Waren abgesetzt werden können, wird eingestellt und unterbleibt, egal ob es sich dabei um eine Sorte Brot, ein Automobil, eine unrentable Verkehrsverbindung oder auch die Produktion von Dienstleistungen handelt. Beispielsweise Postämter oder Gesundheitsversorgung auf dem Land oder in Kleinstädten oder Großstadtvierteln oder überhaupt.
Umgekehrt wird was als Ware absetzbar ist auf jeden Fall produziert, gleichgültig wie schädlich das Produkt für Mensch und Umwelt auch sein mag.
Ich habe einen Klumpen Gold, der ist 1000 wert. Ich baue eine Gussform, schmelze das Gold, und aus der Form entnehme ich eine goldene Venus. Ein Kunstwerk, und es ist 100 000 wert. Der Käufer nimmt die Venus, schmilzt sie ein, und hat wieder einen Goldklumpen im Wert von 1000. Das Gold ist fixes Kapital, die Arbeit darin variables Kapital, und nur mit diesem kann Gewinn erwirtschaftet werden, denn der Preis für das fixe Kapital ist stets gleich.
Moderne Maschinen können Gussformen auch bauen, allerdings müssen die Maschinen und die Steuerung erst von mir gebaut werden. Ich habe also die Gussform über einen Umweg gebaut, mit dem Unterschied, daß mir die Befriedigung des eigentlichen Erschaffens der Figur genommen ist, ich von der Arbeit also entfremdet bin; anstatt eines Kunstschaffenden bin ich jetzt eine Kraft, die abstrakte, weil unpersönliche, von mir unabhängig reproduzierbare Waren schafft. Ich bin damit entmenschlicht, denn der Mensch ist ein schaffendes Wesen oder Nichts.
Ich erhalte auch für diese Tätigkeit einen Lohn, der sich aber keineswegs an der Güte oder Kunsthaftigkeit des Produktes mehr bemißt, sondern nur daran, welche Kosten gesamtgesellschaftlich, also volkswirtschaftlich, die tägliche und die generelle Wiederherstellung meiner Arbeitskraft für diese Tätigkeit verursacht. Ich muß am nächsten Tag wiederkommen können. Oder zum gleichen Preis, das heißt zu den kalkulierten Kosten, ein Anderer mit gleicher Produktivität. Sonst nichts.
Nicht enthalten sind die Kosten, die meine Existenz vor Eintritt in den Lohnerwerbszyklus (Säugling, Kind) und nach Austritt (Alter) mir selbst verursacht. Es wird also nicht meine Arbeit entlohnt, nicht einmal meine Arbeitskraft, sondern die Kosten zur Aufrechterhaltung meiner Arbeitskraft werden erstattet, und zwar aufgrund der Konkurrenz stets zum gesamtgesellschaftlich ausgehandelten Minimum.
Daß das im Lebensabschnitt der Erwerbsfähigkeit Erwirtschaftbare für die Arbeiter gar nicht ausreicht, um ihr ganzes Leben zu finanzieren (und da reden wir gar nicht von großen Sprüngen oder Luxus), führt dazu, daß sie gezwungen werden, in ihrer Klasse, untereinander, solidarisch zu sein: der Staat greift noch vor der Auszahlung nach Gutdünken auf die Lohnsumme zu, und verteilt innerhalb der Arbeiterschaft um, zwingt also den Einzelnen zu weiteren Einschränkungen im täglichen Leben und Lebensgestaltung durch weitere Verknappung des zur Verfügung stehenden Warenerwerbsmittels, zum Zwecke der Kostendeckung im Alter. Was der Arbeiter von sich aus gar nicht tun würde, denn eigentlich reicht der Lohn ja gerade so für den aktuellen Lebensabschnitt. Der Lohn ist also defizitär, die Reproduktion gelingt nie vollständig, wir verschleißen.
Die Einführung von Arbeitersiedlungen, irgendwann Arbeitszeitgrenzen, Altersgrenzen nach unten für die Arbeiterschaft, später Krankenversorgung etc. sind nicht etwa aus einem sozialen Gedanken oder besserem entstanden, sondern weil das Kapital die Quelle seiner Mehrung, die Menschen als Träger der überhaupt nur verwertbaren Arbeitskraft fraß und frißt. (Auch ein Ochse der ein Mühlrad dreht tut das nur durch einen Menschen der ihn zähmt, nährt, züchtet; ist der Ochse frei, latscht er wieder durch die Wiesen und verrichtet keinerlei Arbeit, als ob nix wär’.) Um also das Werk des Kapitals zu erhalten, nicht es zu bremsen.
Wenn in den Anfangsjahrzehnten der Industrialisierung der Arbeiter nach seinem Zwei-Stunden-Marsch in die Stadt 16 Stunden gearbeitet hatte und dann zurückgewandert war, sechs Tage jede Woche, dann wurde seine Erschöpfung und die Ausfallrate durch Tod oder Verletzungen durch Ermüdung etc. spätestens dann zum Hemmnis für die Produktivität, das heißt die effiziente Verwertung des eingesetzten variablen und fixen Kapitals, als die Maschinen und deren Bedienung komplexer wurden und somit die Arbeitskraft differenzierter, also bei Ausfall weniger leicht zu ersetzen. Es wurde irgendwann ökonomischer, ein paar Häuser zu bauen und die Arbeiter fabriknah wohnen zu lassen, zumal man die Miete dann ja auch noch hatte. Und passiert ist das auch erst, als dieser ökonomische Vorteil durch Untersuchungen und Berichte und praktische Erfahrung auch aus anderen Ländern nachgewiesen war. Die Arbeit wurde produktiver, also billiger, die Kosten des variablen Kapitals sanken, der Mehrwert konnte aber zum gleichen Preis abgesetzt werden, die Profitrate stieg an.
Die Rente im Alter dient keiner Reproduktion von Arbeitskraft mehr, entsprechend unterliegt sie dauernden verschärften Angriffen, und die Empfänger, genau wie Arbeitslose, einer ununterbrochenen Denunziation als unnütz und überflüssig, reine Kostgänger halt. Politisch kann man diesem noblen Verlangen unserer Wirtschaft, hier doch zu sparen und nochmals zu sparen allerdings nicht so leicht und vollständig stattgeben. Wegen des Gestanks und der Fliegen.
Damit das auch klar ist, nicht wegen des Gestanks und der Fliegen an sich, an beides gewöhnt man sich, aber in diesem Ausmaß würde der Gestank doch auf die allgemeine Volksmoral, und die Fliegen, die man ja (in Deutschland allemal, mit Müh und Not sind von den 80 Millionen 40 arbeitsfähig) in Kilogramm pro Kubikmeter Luft messen müsste, auf die Produktivität schlagen; man müsste sie chemisch bekämpfen um grob handlungsfähig zu bleiben. Das schadet auch den Menschen.
Atombomben werden übrigens nicht deswegen nicht abgeworfen weil sie soviele Menschen töten, sondern weil das Wirkungsgebiet auf unabsehbare Zeit der Vernutzung durch das Kapital entzogen ist. Interessanter, und möglich, wird der Einsatz dann wieder, wenn ein Gebiet sowieso dieser Nutzung dauerhaft entzogen ist, weil zum Beispiel der Russe draufsitzt („Njet“) oder der Chineserer, und, das ist entscheidend, auf unabsehbare Zeit diesen Anspruch auch behaupten kann. Weil dann ist’s egal, und vielleicht räumt man damit den Konkurrenten aus. Für zukünftige Generationen.
“Alte“, Rentner, Kranke (oder Dasselbe in anderer Diktion: “die Überalterung“ [!!! das heißt Menschen leben zu lange, bzw. die falschen Menschen], die “Alterspyramide“, die ständig wachsenden “Kosten“ für die Krankenkassen [als könnte sich ein nicht hirntoter, nicht egomanischer, nicht völlig verkommener Mensch einen ANDEREN Zweck als Kostenübernahme für diese Institutionen vorstellen]), die haben alle eines gemeinsam nicht: Geld für Konsum und damit Erlös des in den Waren enthaltenen Mehrwertes, oder noch Arbeitskraft die verwertbar im Sinne von profitabler Anwendung für Erzeugung neuen Mehrwertes im fixen Kapital ist, also rentabel eingekauft wird.
Ein 80-jähriger Millionär mit Leberkrebs und Schüttellähmung ist in dieser “Diskussion“, die keine ist, sondern eine Veröffentlichung der herrschenden Sicht und Umsetzung, niemals gemeint. Er hat Kaufkraft, er ist kein Problem. Er ist ein Leistungsträger.
Kinder haben auch keine Kaufkraft, entsprechend ist Kind-sein auch kein Zuckerschlecken, allerdings haben Kinder einen Bonus: sie sind zukünftige Arbeitskräfte. Die Kosten für die ersten zwanzig Lebensjahre sind selbstverständlich von den Erzeugern zu tragen, auch wenn es dafür im Lohn den diese bekommen oder eben zunehmend nicht bekommen, gar kein Budget gibt. Und so ist das auch gemeint: die Falschen, also die ohne Geld weil nicht arbeitskräftig verwertbar genug, brauchen auch keine Kinder zu bekommen, auch das ist offiziell verkündet. Hier äußert sich wohl der Gedanke der guten und schlechten Genetik, also der Erblehre im schwärzesten Sinne, der Rassismus wäre, wenn er sich nicht eben auch gegen die eigene Mannschaft richten würde. Wir brauchen keine Kinder von Hartzern. ALGII-Empfängern wird das Kindergeld, das per Grundgesetz nicht nur an einige, sondern wenn, dann an alle bezahlt werden muß, vom Regelsatz wieder abgezogen. Das geht. Es wird ja bezahlt, nur sinkt dann der “Bedarf“ wie das so schön heißt. Frau X verdient jedes Jahr eine Milliarde dazu und erhält monatlich 270,- und mehr vom Staat je Kind, und darf das auch behalten. Genau wie das Elterngeld und, sollte es einst eingeführt werden, das Grundeinkommen.
Gut, der Kern der Sache ist die Reproduktion, deren Organisation halt in dieser Ordnung nicht im Sinne der Bedarfsdeckung für die Menschen, also der Reproduktion, des Erhaltes, menschlichen Lebens angelegt ist, sondern den Menschen als Mittel zum Zwecke der Reproduktion eines abstraktes Gebildes vernutzt und mißbraucht.
Das natürlichste Streben allen Lebens: der Selbsterhalt, und der dafür notwendige Aufwand der betrieben werden muß: Arbeit, werden dem Lebewesen entnommen und richten sich gegen das Wesen: die Arbeit hält es nicht am Leben sondern richtet es zu Grunde.
Der Nazi zieht aus all dem nur die falschen Schlüsse. Wut auf die Zustände hat er schon.
Aber seine Basis, das faschistische Weltbild, die muß er sich nicht ausdenken, die ist hier schon gesamtgesellschaftlich angelegt. Blinde Wut, so fällt ihm auch nicht mehr schwer auszublenden, daß sein Führer, der vor ihm stehend das “System“, “die Reichen“, die Zustände lauthals anprangert, nichts und gar nichts anderes ist als ein Vertreter genau dessen; alle die AfD- und Pegida- und sonstigen Hundsfötte sind Doktoren, Professoren, Politiker seit Jahrzehnten, Unternehmer usw. usf.
Das ist ein Widerspruch; den aufzuheben nutzt man den Fingerzeig auf ANDERE, und damit rücken EINZELNE ins Licht des Scheinwerfers der Verantwortliche sucht, wo es gar keine mehr gibt, weil nichts mehr anders sein kann in einer Welt, die kein Menschsein zuläßt. Und damit, mit dem Fingerzeig, schürt es die Mordlust.
Wie kam ich jetzt eigentlich auf diese kurze Einleitung; ja ich hab vor Ewigkeiten mal zwei Bücher aus dem Laden vom Vater mitgenommen, Otto von Corvin, aus dem 19. Jahrhundert, zur damaligen Zeit und lange ein Bestseller. Band eins “Der Pfaffenspiegel“ und Band zwei “Die Geißler“.
Ein großer Freigeist und Aufklärer, dessen Werke für fehlende Wissenschaftlichkeit kritisiert wurden, ein Anspruch den er gar nicht erhoben hat.
Es ist, Dir wird's gefallen, unfassbar witzig und unterhaltsam. Man kann die Dinger für um die fünf Euro schön zerlesen im Leineneinband antiquarisch schießen, und es gibt sie auch digital, zum Beispiel hier:
https://www.projekt-gutenberg.org/corvin/geissler/geissler.html
Ein Auszug aus “Die Geißler“, Kapitel 1 “Allgemeine Prügelschau“:
>>>In einem Buche, welches ebenfalls vom Geißeln und den Jesuiten handelt, las ich, daß ein berühmter Gelehrter in einer deutschen Universitätsstadt folgendes Schema für die Geschichte des Schlagens aufstellte: »Die Prügel oder Schläge, sagte er, lassen sich eintheilen in Staats- und Privat-, öffentliche und geheime, freiwillige und unfreiwillige, zweckgemäße und zweckwidrige, rationalistische und supernaturalistische, geistliche und weltliche, reguläre und irreguläre, trockene und saftige Prügel. Ferner lassen sie sich eintheilen: 1) nach dem Subjekte, welches prügelt; 2) nach dem Objekte, welches geprügelt wird; 3) nach dem Materiale, womit –, 4) dem Körpertheile, auf welchem es geprügelt wird; endlich 5) nach der Dauer der Züchtigung.«
Ich führe dies nur an, um eine Uebersicht von all den Thematas zu geben, welche in diesem Buche mehr oder minder weitläufig abzuhandeln sind. Auf alle Spielarten kann ich mich nicht mit gleicher Gründlichkeit einlassen, sondern muß mich hauptsächlich auf die geistlichen Prügel beschränken; allein da alle andere Arten mehr oder weniger nahe mit ihnen verwandt sind, so muß ich sie wenigstens in der Kürze berühren, und das soll in diesem Kapitel geschehen.
Zunächst wollen wir darin die klassischen Prügel und nach ihnen die biblischen untersuchen; dann folgen die weltlich-mittelalterlichen und endlich die modernen, insofern sie nicht Kinder der römisch-katholischen sind und in das Gebiet der geistlichen herübergezogen werden müssen.<<<
Freitag, 31. Juli 2020
Dark - Die Frage nach dem ersten Zeitreisenden
Dienstag, 21. April 2020
Was ist eigentlich Vernunft ?
Beim Schauen der Diskussion
zwischen Herrn Friedman und Herrn Grün schien es mir, als stünde eine
logische Definition des Begriffes "Vernunft" im Raum, aber 45 Minuten
sind eben zu kurz für sowas. Hier also nun mein Senf dazu, der sich
ziemlich nah an Immanuel Kant orientiert.
Meiner Meinung nach ist ja Gott ein Axiom, zu dessen Verehrung die
Regeln der Religion Stück für Stück postuliert und mit moralischen
Logiken verknüpft wurden. Kant meinte übrigens, Gott wäre ein Postulat der moralischen und sittlichen Vernunft. Was ist nun aber Vernunft?
Vernunft ist ein Konstrukt aus Wunsch oder Wille (Axiom), Regel
(Postulat) und Begründung (Logik) in Einzahl oder Mehrzahl. Aus einem
vielleicht sogar emotionalen Wunsch heraus werden Regeln postuliert,
die dafür sorgen, dass der Wunsch respektiert und erfüllt wird. Diese
Regeln werden mit rationaler oder irrationaler Begründungslogik
verknüpft, meist sogar mit einer Mischung aus beiden. Diese Logiken
können auf individuellen oder kollektiven Erfahrungen beruhen (Wetter),
aber auch erfunden sein.
Wie
im oben genannten Gespräch schon anklang, gibt es eine individuell
praktikable Vernunft, die auf Eigennutz fußt und eine kollektive
Vernunft, in der die Standpunkte Vieler gemittelt oder normiert sind.
Eine weitere Kategorisierung der Vernunft könnte in geistiger und
materieller Vernunft bestehen.
Eine kollektive Vernunft wäre zum Beispiel das juristische Gesetzeswerk,
die Religion, aber auch die Moral (Sittlichkeit), handwerkliche
Verfahren, Demokratie oder Stilformen und Spiele aller Art. Eine
individuelle Vernunft wäre zum Beispiel eine Berufswahl (Berufung),
Partnerwahl, ja Auswahlprozesse jeglicher Art, aber auch Selbstbilder,
Ideale und Rituale.
Natürlich können individuelle und kollektive Vernünfte kollidieren, ja
verschiedene Vernünfte an sich kollidieren oft. Dann muss sprachlich
oder auch körperlich argumentiert werden, überzeugt oder verführt. Die
Regeln werden dadurch neu ausgehandelt, die Vernünfte adaptiert. Die
Vernunft ist also auch der Evolution unterworfen.
Im Gegensatz zum Verstand, der eine Gehirnfunktion ist, ist die Vernunft
ein Prozess des Verstandes, der emotionale und rationale Sachverhalte
in Einklang (Ordnung) bringt und dafür sorgt, dass materielle und
geistige Dinge eine bestimmte angestrebte Ordnung einnehmen. Damit ist
eine Vernunft ein Ordnungsprozess. Vernünfte sind im Gedächtnis
gespeichert.
Donnerstag, 19. Dezember 2019
Geld, das politisch richtungsfreie Chamäleon
Immer wieder höre ich Diskussionen über Kriege, vermeintlich linke Einwanderungspolitik, das anwachsende Verbrechen, soziale Verarmung und Mietwucher, unsichere Rente und Gesundheitsversorgung, schlechte Schul- und Familienpolitik, die Spaltung der Gesellschaft, die Bedrohung durch Rechtsnationale und sinnlose Klimadebatten. Dabei ist das Ganze zwar eine komplexe Gemengelage, auf dem Grund des Brunnens sitzt aber das selbe schrumplige Reptil: das Geld.
Kriege bringen Geld, durch Waffenverkauf sicher und den Armeeangehörigen, aber auch besonders durch den Wiederaufbau und die Schaffung neuer Produktions- und Handelssstrukturen.
Verbrechen bringt Geld, nicht nur dem der stiehlt, sondern auch Sicherheitsfirmen und denjenigen, die die gestohlenen Güter wieder herstellen, denen die geschmiert werden und denen, die im Falle von Menschenhandel durch Ausbeutung reich werden.
Familienpolitik und Einwanderungspolitik braucht man nicht links oder rechts zu bewerten, man brauch nur darauf schauen was mehr kostet: ein Kind selbst aufzuziehen und auszubilden oder einen schon ausgebildeten, sagen wir Kanadier, einfach anzuheuern.
Soziale Verarmung, Mietwucher und schlechte Bildungspolitik zielt auf den Abbau der mittelständigen Bildungsbürger, also diejenigen, die sich politisch immer wieder ungewollt einmischen. Aber soweit braucht man noch nicht mal zu gehen. Der Sozialstaat, inklusive Rente und Gesundheitssystem, ist einfach ein Widerstand im Geldfluß von unten nach oben. Und staatlicher Besitz lässt sich mit gutem Gewinn privatisieren.
Die Spaltung der Gesellschaft z.B. durch die alternativen Wahrheiten von Facebook etc. folgt dem ganz alten römischen Grundsatz "Teile und herrsche". Wer nicht mehr miteinander reden kann, der kann sich auch nicht mehr verbünden und über Geld verhandeln.
Die Rechtsnationalen sind nichts als ein ganz genialer Marketinggag. Diese Wölfe im Schafspelz predigen zwar oft soziale Themen, sind aber in ihren Parteiprogrammen erstaunlich neoliberal. So ziehen sie mit ihrer emotionalen und politisch inhaltslosen Propaganda die Menschen im Zorn auf ihre Seite, während sie hinterrücks dem monetären Status quo die Stange halten.
Die Klimadebatte ist bewusst ums Klima geführt. Obwohl alle, die denken können, wissen worum es hier wirklich gehen müsste: um ökologisches Haushalten, politischen Wechsel und um Umverteilung des Kapitals. Mit der Klimadebatte kann man aber besser neue Produkte an den Mann und die Frau bringen: vom Elektroauto für Klimaenthusiasten bis zum SUV für den Klimaleugner.
Statt an all diesen politischen Nebenschauplätzen zu kämpfen braucht man nur an einer Stellschraube zu drehen: die Art, wie wir mit Geld umgehen.
Geld ist nur eine der großen Lügen, die moderne Gesellschaften zusammenhalten. Diese Lügen erkennt man an ihrer "Alternativlosigkeit". Es gibt also keinen Ersatz mehr für diese Lügen im Denken und der Sprache oder dieser Ersatz ist negativ besetzt. Beim Geld wäre es Sozialismus bis Kommunismus. Jeder würde also soviel bekommen, wieviel er braucht und dafür eine Zeit seines Lebens unentgeltlich arbeiten müssen. Aus der "freien" Wirschaft, die ja doch unter dem Zwang der Gewinnmaximierung steht, würde dann die negativ besetzte "Planwirtschaft". Fortschritt ist eine weitere der Lügen, denn Rückschritt wäre ja negativ. Mann kann das aber auch Lowtech oder öklogisch sinnvoll nennen oder den Abbau von Überschusskapazitäten. Wachstum als Garant des Wohlstand ist eine weitere offensichtliche Lüge wie Chancengleichheit, genauso dass Finanzeliten die meisten Arbeitsplätze generieren oder dass alle Macht beim Volke liegt oder dass grundlegende Sozialleistungen wie Rente, Kindergarten oder Zahnbehandlungen nicht finanzierbar wären, dass Kriege unabwendbar sind wie Naturgewalten. Und so fort. Die Kopplung von Auslastung und Effizienz, von Arbeit und Nützlichkeit, Automatisierung und Massenproduktion, Miniaturisierung und Ersparnis.
Kurz benannt sind die großen Lügen der Zivilisation:
Religion (Glaube), Geld (Wert), Pflicht (Opfer), Moral (Sitte), Status (Hierarchie), Naturbeherrschung (Fortschritt), Grenzen (Nationalität).
Mittwoch, 14. August 2019
Aufklärung und Erleuchtung
Doch dieser Blitz enthält keine fassbare Idee, sondern nur Intuition. Plötzlich fühlt man sich eins mit allen Kreaturen und Dingen. Dieser barmherzige Akt unseres Körpers ist sicher für einige zufriedenstellend. Aber war das schon alles?
Wie erhaben war dagegen die europäische Aufklärung. Intuition wurde zu Idee, wurde zu Wissen.
Könnte man nicht auch in die buddhistische Erleuchtung ein wenig logisches Licht hinein bringen?
Ich denke schon. Eine Variante der zen-buddistischen Verwirrspiele beruht auf Mapping, auf dem Aufeinanderabbilden von nicht zusammenpassenden Dingen. "Buddha mit dem Sonnengesicht, Buddha mit dem Mondgesicht", etc. Warum grübeln? Daraus lässt sich doch herrlich lernen. Zumindest poetisch betrachtet geht es bei Vergleichen doch nur um die Perspektive. So kann man locker Steine mit Vögeln und Vögel mit Fischen vergleichen. Da kommt es doch nur auf das Medium und den Zustand an, in dem sie sich befinden. Und was kommt dabei heraus? Verschiedenes kann einander ähneln, bei bestimmter Betrachtung, bei anderer Betrachtung kann ähnliches sich deutlich unterscheiden. Vorurteile ade.
Eine andere Variante besteht aus Trennung, die Hand, die nicht alleine klatscht, der Baum der kein Geräusch verursacht, wenn niemand zuhört, der Raum, der leer (von Geist) ist, obwohl er voll ist, die Abkehr von Heiligkeit und Ritual. Hier lernt man, dass alles miteinander verbunden ist in Wirkung-Ursache-Wirkung und das Erkenntnisse weder Status noch Willkür bedürfen.
Die letzte Möglichkeit ist die Transformation, die poetische Königsklasse, die noch über die vorgenannten hinausgeht. Warum soll ein Mensch nicht ein Nasenaffe sein, ein Frosch der durchs hohe Gras hüpft oder ein Wind der durch die Berge weht, ja eine mit Schnee gefüllte Silberschale? Diese Poetisierung der Wirklichkeit ist zugegebenermassen logisch schwerer zu erfassen. Hier könnte man höchstens psychologische oder kulturhistorische Erkenntnisse gewinnen. Und genau hier ist die gewünschte Wirkung angesiedelt: die psychologische Flexibilisierung, die Selbsterkenntnis und die Auflösung des Egozentrismus. Das Ich erkennt sich in anderen Dingen und Lebewesen, und da es viele Dinge sein kann, braucht es nicht mehr zentriert zu sein.
Donnerstag, 1. August 2019
Mathematische Relationen in der Kreativität
Bei der Subtraktion gibt es die Division, die Wurzel und die Differentiation. Die Division sagt wie eine Subtraktion so vor sich gehen soll, dass mehrere gleich große Teile entstehen. Die Wurzel ist die Umkehrung de Potenzierung und findet heraus, welche Zahlen wie oft mit einander multipliziert worden sind, um die Zahl, deren Wurzel ermittelt werden soll, zu erhalten. Die Differentiation ist wieder die sequentielle Substraktion. Wie man sich sicher schon vorstellen kann, hat die Addition und ihre Varianten eher einen aufbauenden, synthetischen, konstruktiven Charakter, der ja eher der Vorstellung von Kreativität entspricht. Ader auch die Subtraktion hat einen wichtigen Beitrag in der Analyse, dem Verstehen, der Abstraktion, der Vereinfachung, der Einteilung, der Unterteilung, im Takt und Rhythmus, der Planung, Schnittmustern oder Schnittfiguren, dem Schnitzen und der Bildhauerei.
Pfeffer und Schwung in das Ganze bringen nun Transformationen. Diese können geometrischer Natur sein und erzeugen flächige oder räumliche Muster und Strukturen wie zum Beispiel die Spiegelung, Drehung, Verschiebung und so weiter (Mandalas und ähnliches, aber auch Versmaß und Origami). Geometrie ist ja sowieso die bildliche Darstellung mathematischer Sachverhalte.
Es geht aber auch chaotisch, das Resultat sind selbstähnliche Bilder und Strukturen oder Fraktale wie etwa Batik- oder Klecksmuster.
Weiter geht es mit Funktionen. Funktionen sind nichts anderes als Herumprobieren, deswegen haben sie Variablen, die man ändern kann. Kreativität probiert natürlich auch ständig herum. Das sequentielle Abarbeiten von Aufgaben nennt man mathematisch Algorithmus, ansonsten schlicht Plan oder Prozess, also auch der künstlerische Prozess beim Entstehen eines Werkes oder der Wiedergabe eines Werkes. Laufen parallel mehrere Arbeitsschritte ab, sind kombinierte Funktionen am Werk, die einfachsten davon sind Reihen. Parallelisierung findet man aber eben auch im Film und Musikschaffen bei Ensembles und Orchestern sowie Firmen aller Art.
Ein weiteres Spielfeld ist die Vektormathematik, im Künstlerischen findet man sie wieder in der Projektion und der Verzerrung (z.B. Satirisch). So weit so gut.
Samstag, 27. Juli 2019
In der Werkstatt des Uhrmachers
Müde blickte ich auf den vollgekritzelten Bogen Papier herab, ein weiterer nutzloser Versuch von vielen und wahrscheinlich nicht der letzte. "Was war es noch, wonach ich gesucht hatte? Was die Welt im Innersten zusammenhält? Die letzte unteilbare Wahrheit? Das Elementarteilchen? Was uns die Physik gibt, sind Elektronen, Quarks, Photonen, die sich benehmen wie ewige Halbstarke: sie lassen sich nicht definieren, leben in den Tag hinein, versammeln sich in Cliquen und verpuffen ihre ganze Energie beim Sex. Sie bestehen aus Widersprüchen. Das sollen unsere Fundamente sein? Woraus besteht ein Widerspruch?"
Elektromagier
Samstag, 23. Mai 2015
The Big Picture: Die Realität
Im Gegensatz dazu blendet man bewusst Tatsachen aus, die sich verändern, weil sie missliebig sind. Um die gewünschte "heile" Realität zu konservieren. Solange es eben geht, bis es nicht mehr geht. Dann genau kann man diesen Realtätsriss unschöner Art erleben, eine schockierende Konsequenz des selektiven Vergessens. Gibt es sie aber, die guten Realitätsrisse, also das, was man landläufig als Glück oder mordsmäßiges Schwein bezeichnet? Das hängt seltsamerweise von der Perspektive ab, was man überhaupt als Glück* erkennt (also nicht ausblendet) und ob man dann daran teilnimmt. An Glück muss man meistens teilnehmen, wie an einer Reise, man muss zumindest ja dazu sagen.
Was aber, wenn man etwas Unerwartetes erwartet, also etwas, von dem man noch nicht weiß, wie man es einordnen kann? Dann muss man recht scharfes Augenmerk daraufhin richten, sonst ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass man es übersieht oder wegsieht. Hier gilt es also zu suchen anstatt zu warten. Dann findet man eine Menge kleiner solcher Dinge. Dann zeigt es sich übrigens auch, ob man Geheimniskrämer ist oder ein "Teiler", ob man anderen davon erzählen möchte oder nicht.
Aber es geht ja auch ums eigene Ich und die Selbstwahrnehmung, die Introspektive. Dass man zuerst in sich hineinblickt und danach nach draußen, dass ist die Realität. Und dass das gar nicht so ist, wie man denkt, sondern nur so scheint, dazu braucht es Erkenntnisse und Perspektiven. Dann kommt man irgendwann auf die Idee, das Leben wäre eine groteske Komödie und beginnt an unpassenden Stellen an zu lachen. Und eigentlich bin ich ja schon an diesem Punkt, an dem man sieht, dass die Leinwand nur ein Gewebe voller Löcher ist, eine Menge Seemannsgarn, ein Hirngespinst. Und ist es nicht so, dass ich mich dann gerade wieder in eine scheinbar statische Realität zurückwünsche, dass es mir eigentlich gar nicht um den Wechsel geht, sondern um den Wechsel vom Wechsel? Um den Eintritt ins richtige Leben, so wie man es sich als Kind naiv vorgestellt hat?
Und hier wird ein weiteres Problem sichtbar, ja was hat man sich den so vorgestellt als Kind? Leider nicht so viel konkretes. Menschen die sich etwas konkretes vorgestellt haben, sind später oft damit erfolgreich und/oder zufrieden geworden. Photorealistische Menschen, authentische Bilderbuchmenschen, die das Leben als eine stabile Konstruktion begreifen, werden als erfolgreicher wahrgenommen, ihr Leben hat einen "roten" Faden. Menschen, die Löcher und Risse im Gewebe ihrer Realität sehen, deren Leben und Vision ein Flickenteppich ist, haben es schwieriger. Manche schaffen übrigens den Wechsel vom Patchwork zum großen Bild des Lebens mit dem roten Faden, der als Lesezeichen oben herausguckt. Indem sie kurz die Augen schließen und einen Schritt zurücktreten. In diesem Sinne noch einen schönen Tag.
*Auch für das Unglück gilt: das ist es nur, wenn man es so empfindet.
Sonntag, 14. September 2014
Form und Sinn
Man kann die Konzepte aber auch verheiraten, auf dass sie neue Kinder gebären. Durch dieses Füllen und Gebären (oh je, dieser Jargon, Entschuldigung!) verliert letzten Endes sowieso alles seine ursprüngliche Form und passt sich dem Inhalt an. Ganz egal wie viele Gralshüter da harren. Denn der Gral ist nur ein Gefäß, und was wir daraus trinken, bestimmen wir selbst. Und dieses Getränk ist es wohl, das vielleicht eine Bedeutung hat, wenn auch keinen Namen. Eigentlich hat ja auch nichts einen Namen, wegen all des Schalls und Rauchs. Falls Sie mir soweit gefolgt sind, können sie sich nun ganz einfach selbst wegzaubern und durch etwas Namenloses ersetzen.
Das zur Vorübung. Und jetzt frage ich mich nur noch, warum Bedeutungsloses so große Wirkung zeitigt. Das liegt wahrscheinlich am Glauben, welcher so eine eingebaute Sollbruchstelle des Menschen ist. Der Glauben verleiht den bedeutungslosen Dingen Macht, ja und Macht erzeugt neuerlich Glauben.
Zwei absolut bedeutungslose Konzepte Amok laufender Hirnfunktionen, die sich in bedeutungslosem Geplapper reproduzieren und Hände in Bewegung setzen. Gerade so wie meine jetzt. Damit wünsche ich ihnen noch eine schöne Zeit mit ihren sinnlosen Konzepten. Aber halt. Man hat ja gelernt, dass es das Absolute gar nicht gibt. Also gibt es auch nichts total Bedeutungsloses. Die Gefäße haben ja doch einen Sinn, nämlich dass sie dem Inhalt Form geben (auch wenn der Inhalt mit der Zeit die Form beeinflusst). Und Form ab und an Anlass zur Freude ist. Außerdem haben auch Konzepte eine chemische Realität in unseren Gehirnen. Auf Wiedersehen Platon, hallo Aristoteles! Deshalb sind Konzepte auch gleichzeitig Inhalt. Das Konzept folgt nämlich der realen Form und nicht anders herum, also es wird nachgeformt. Damit komme ich zum Kurzschluss: Der Sinn des Lebens = der Sinn des Lebens!
Woraus sich fünferlei ableitet, den Sinn des Lebens betreffend:
1. Man soll sich die Formen der Natur abschauen, vereinfachen und diese Vereinfachungen, genannt Konzepte der Natur wiederum aufzwingen
2. Man soll die Konzeptgefäße befüllen und leeren
3. Man soll die Konzepte transformieren
4. Man soll sich an beidem erfreuen und/oder Nutzen daran haben
5. Man soll 1.-4. vergessen und sich des Lebens freuen
Sinn kann also Form und/oder Inhalt sein. Kandinsky meinte sogar, alles bräuchte eine Form und der formlose Inhalt wäre allein geistiger Natur. Das ist noch nicht das Gelbe vom Ei, denn eigentlich geht es gar nicht um die Form an sich sondern um die Abgrenzung vom Inhalt durch Differenzen. Damit kommen wir notwendigerweise zur Mengenlehre und zur Topologie. Wie auch immer, man sieht schon, wenn man sich mit dem Sinn beschäftigt, landet man entweder bei der Kunst (Gefühlssache) oder der Mathematik (Verstandessache) oder irgendwelchen bizarren Sachen dazwischen. Das hat Douglas Adams wahrscheinlich auch gemerkt und deswegen ist sein "6 x 9 = 42" vielleich auch nur seine Version von Magrittes "Ceci n'est pas une pipe."