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Montag, 16. September 2024

Die Woge - Spiegelbilder

Harmonie und Vollkommenheit
blühen im Augenblick.
Im schmalen Grat
zwischen gestern und morgen.
Auf dem Kamm der Woge
reitest Du durch Täler.
Immer auf dem Weg
und doch schon angekommen.
Wo ist die Woge?

Was Du beobachtest,
ist nur für Dich.
Es rinnt durch die Finger
und war doch da.
Erinnere Dich
an den Augenblick.
Dann blicke durch
Deine Augen.
Vielleicht zum ersten Mal.

..........

Der eine Blick
durchs Kaleidoskop
findet nicht vorhandene Muster.
Sterne und Herzen:
Das Muster ist Ursache
der Täuschung.
Muster übereinander gelegt,
ergeben Überlagerungen,
Wege im Wirrwar.

Diese Wege sind stabiler
als die Muster.
Sie entstehen aus der Vielfalt.
Sie ergeben sich dem Beobachter
mit der Zeit.
Sie entstehen im Beobachter
mit der Zeit.
Der Blick hinaus
ist ein Blick hinein.

Freitag, 9. August 2024

Der Namenwal - Der Plattschwanz - Die Miesmuschel

Ein zahnloser Zahnwal im arktischen Meer
sann hungrig der beissfreud'gen Zeit hinterher
Vor seinem einst Furcht einflössenden Rachen
bogen sich nun die Robben vor Lachen!
Um keinen weiteren Spott zu erleben,
hat er sich als Zweitewal ausgegeben.
Und schlürft' dann aus kleinen, weichen, 
Seegurkentieren ein Breichen.

....................

 
Der Plattschwanz schwebt als Schleier,
durch die See im Süden.
Und er legt seine Eier
in Grotten tief hinieden.
Die Zebraschlange ist des nachts
der kleinen Fische Tod.
Und knäult am Tag sich selig ein
bis hin zum Abendrot.
Nur eines wurmet das Reptil,
der Meerestiere Lügen
Ein Seepferd sei, beim Discofox
ihm auf den Schwanz gestiegen. 

 .................... 


Was ist der miesen Muschel mies
so über allem Maße.
Sitzt dicht wie Moos am Kielesrand,
als blinder Schiffsansasse.
Die Wohnung, die fährt Tag für Tag
12 Knoten in der Stunde.
Und wird das alte Öl verklappt,
wirds ihr ganz schal im Munde.

Mittwoch, 7. August 2024

Die Morgenstadt

Aus ölig schwarzem stillen Weiher
heben sich des Himmels Lider.
Die blaue Iris frei von Schleier
reibt sich der Schläfer ganz.
Und das geheime Leuchten
sinkt zu Füssen nieder.

Es stöhnt und kreischt das gläsern Kind
in ungestümen Tälern.
Und silberhell mit heissen Wind
aus seinen Engelsblechtrompeten
bläst es die Blumen von den Gräbern.
Dann zuckt der Mund ihm ungebeten:
Zum Lächeln voller Glanz.

Freitag, 2. August 2024

Werte

Mancher geht gern am Geländer,
blinzelt schaudernd über Ränder,
rechts und links nur Abgünd' gähnen,
hach wie schön ist's da zu wähnen,
fast die Augen könnt man schliessen,
um die Führung zu geniessen.

Diese starken, klaren Stützen,
die vor irren Wegen schützen.
So zu höherem gerufen,
nimmt man lässig alle Stufen.

Kommt das Ende denkt man heiter:
In die Richtung muss ich weiter!
Blind, frohgemut und hirnverbrannt,
läuft man gegen eine Wand.

Donnerstag, 1. August 2024

Albtraum#1 / Albtraum #2 / Albtraum #3

Auf dem Brett serviert,
blass und frisch seziert,
Eiskalte Gefühle.
Und die Reste in die Spüle.

Ich hab nachts beim Regen,
lange wach gelegen,
in die Finsternis geschaut.
Mir war kalt in meiner Haut.

Dann lief ich im Traum
durch einen dunklen Raum
auf der Suche nach dem Licht
oder einer Tür.
Doch es gab dafür
nur mein Ich ohne Gesicht.

......

Ich fahr in einem Auto,
der Mörder sitzt bei mir.
Hinter uns die Polizei,
etwa nachts um vier.

In Säcken auf der Rücksitzbank,
da liegen Frau und Kind
Der Mörder hält den Colt solang
wir in Bewegung sind.

Dann halten wir und ich sag stur
„Die Polizei kommt gleich.“
Er sagt: „Ich werf den Ballast nur
dort hinten in den Teich.“

Im See, da ist das Wasser klar
und beide sinken schnell
ich stehe ganz verzweifelt da
und langsam wird es hell.

Die Polizisten sind zwei Frauen,
und eine springt ins Nass.
Die andere macht mich los vom Baum
und setzt mich dann ins Gras.

Die Kollegin kommt zurück:
„Die Frau hat’s überwunden.
Mit dem Kind hatt ich kein Glück.
Das hab ich nicht gefunden.“

…..

Ich geh an einem Haus vorbei
auf einem weißen Weg.
oder ist es doch ein Schloss,
und denk mir nichts dabei,
als mich ein grauer Mann
begrüßt, der keine Schatten wirft,
und mich danach sogleich umarmt
und mich am Halse würgt.

Die Luft wird knapp, der Rücken krampft
und davon werd ich wach
und eine Stimme sagt mir sanft,
„Du weißt, wer das gemacht!“
„Ich weiß es wohl und weil ich’s weiß,
kommt er gewiss nicht wieder!“
sage ich und bete leis
und leg mich nochmals nieder.

Samstag, 20. Juli 2024

Weckruf eines Erstarrten (Rico's Edit)

Folgend eine Umdichtung bzw. eine Variation des gleichnamigen Gedichtes von Volker Grieß aus seinem Buch "Gezeiten der Wandlung: Gedichte für Menschen auf Wegen der Initiation". Er möge mir den Eingriff verzeihen. Wenn ihr auf das das Original gespannt seit, könnt ihr dem Link folgen und sein Buch erwerben. Es lohnt sich! Dem Stoiker sei auch das Gedicht "Die heitere Schildkröte" empfohlen. Ihr findet es in diesem Gedichtband auf Seite 28. Aber nun zum "Weckruf":


Wir, die aus den Wochenkrippen
zu Walen wuchsen, die nicht schwimmen:
Sind wir bereit, die scharfen Klippen,
des Schmerzes bis zur See zu klimmen?

Es schimmerte des Meeres Busen
von weit her, als wir schwach und klein.
Als könnte nicht auf unser Rufen
das Leben und das Werden sein.

Wir sind, wenn Liebe sich entfaltet,
wie eingefror'n im stillem Schrei.
Die Schönheit öffnet sich, uns spaltet
es im Innern tief entzwei.

Bleib jetzt Bruder, bleib jetzt Schwester!
Komm sei mutig, lass dich ein!
Welch ein Wunder wäre es,
im Wasser und ein Wal zu sein.


Donnerstag, 11. Juli 2024

Rio de Chauvineiro oder Emanzonas ?

Noch so ein älteres Gedicht von meinereiner:

Ein mutig Fischlein sprang hinein,
in den Himmel, Sonnenschein.
Entging so einem Haubentaucher,
dieser war sein Endverbraucher.
Doch als schuppig Fisch als nasser,
fiel es wieder in das Wasser.

So nach vier fünf Blasen stumm,
ging es ihm im Kopf herum:
Wieso konnt der Vogel schwimmen,
es aber selber nicht erklimmen,
der kühlen Frischluft zarte Balken?
Was war von diesem Zeug zu halten?
Als nächstes war ein Otter dann
an dem armen Schuppling dran.
Nur, sobald das Wasser seichter,
ging es auch nicht vorwärts, leichter.

Und als es die Plage sätter,
nahm es sich zwei Segelblätter,
aus dem Schilf und stieg hinauf
und so nahm es seinen Lauf,
dass das Fischlein fliegen lernte,
bald von weissen Wolken schwärmte,
und des Himmels Buntgefieder,
auch auf Bäumen saß es nieder.
Wiegte sich in güldnen Strahlen
und des Mondes Silberschalen.
Kam als Backfisch dann und wann
wieder bei den Eltern an.

Donnerstag, 4. Juli 2024

Jugendsünde

War einst ein Marionettenmann,
hing an seinen Zwirnen dran.
Den Lenker suchen er getraut,
ach hat da nur ein Kind erschaut.

Wenn ich keine Fäden hätt,
grübelte der Marionett,
wär jeder Tag voll Sonnenschein
und ich trüg mein Kreuz allein.

Könnte eigne Zügel lenken
von Leuten, die nicht selber denken.
Riss sich los, doch seine Achsen
warn der Schwerkraft nicht gewachsen.

Er fiel hin mit lautem Krachen
auf den Boden der Tatsachen.
Jetzt nur weiter, ganz allmählich,
dachte sich der Holzkopf fröhlich.
Lernt nun laufen Tag für Tag,
ein famoser Puppenschlag. 

Donnerstag, 9. Mai 2024

Worte

Bunt sortiert in Muschelgängen,
wo sie purzeln, schieben, drängen,
Schalltierfreunde, klein und niedlich,
harmlos und doch selten friedlich.
Die sich an den Händen fassen
und einander wieder lassen.
Hämmern eifrig an den Dingen,
dass die Schnecken hell erklingen. 

Unweit, im Tel’graphenstübchen,
hockt ein recht betagtes Bübchen. 
Handlich, was herüberweht,
packt er in ein Sinnpaket.
Herr Denk, Frau Fühl und Old Erfahrung, 
brauchen diese Nervennahrung. 
Schliesslich wollen diese Fritzen
sie für die Erkenntnis nützen. 
Doch Erfahrung weiss auch schon,
Erkenntnis ist nicht nur aus Ton. 

Das Wort, nur ein Geräuschbehältnis,
kann nicht sehen, wie die Welt ist.
Ohne Griff und helles Licht
reichts selbst für die Erkenntnis nicht.
Und der Geschmack, oh Graus und Schmach,
geht immer nur der Nase nach.

Mittwoch, 8. Mai 2024

Ritterballade (kooperativ mit Cornelia)

Rico’s Edit:

Es war mal ein fahrender Ritter,
der kam in ein schlimmes Gewitter.
Da ging es ihm schlecht, 
sein Helm war aus Blech
und das bereute er bitter.

Es flossen die Regenbäche, 
durch Helm und durch Scharniere.
Und was, wenn durch die Bleche, 
ein Blitz vom Himmel führe?

Seinem Pferd jedoch gings gut,
ohne Schirm und ohne Hut.
Wiehernd pfiff es vor sich hin
trotz Gewitter froh im Sinn.
Der Ritter platzte fast vor Wut.

Er ritt durch das Land der Angeln 
schon seit mehreren Wochen. 
Und, das muss man bemangeln, 
dort regnet es ununterbrochen.

Es war damals auch keine Wonne
im heißen Land der Bengalen.
Denn unter der heißen Sonne
litt er scheußliche Qualen.

Wie konnt' nur sein Ross fröhlich pfeifen
und nicht im geringsten zu begreifen,
dass er so litt und ächzte
und nach nem Sonnenstrahl lechzte?
Er befahl ihm, sich’s zu verkneifen!

Das Pferd sprach darauf zum Ritter:
„Ich trag dich durch dieses Gewitter
und sicher auch noch viel weiter 
und trotzdem bleibe ich heiter. 
Ich pfeif, auch wenn es dir nicht passt, 
egal, welche Laune du hast!“

„Derdaus!“, pfiff’s donnernd von oben
so dass die Wolken zerstoben,
(Vergnatzt die beiden weiter ritten,
als hätten sie sich recht zerstritten),
da begann der Himmel zu toben.

So kamen sie in einen tiefen Morast
und wären beinahe ersoffen, 
da war der Ritter in eiliger Hast
von schwerer Entscheidung betroffen.

Immer tiefer zog ihn sein Gewicht!
‚Soll ich? Oder soll nicht,
den Helm entfern’ vom edlen Kopfe?
Am eigenen Schopfe
sollt ich mich ziehn,
um dem Moraste zu entfliehn!’

Jedoch die Entscheidung platzte,
sein Antlitz verzog sich zur Fratze.
Viel zu flott versank er im Sumpfe,
feucht wurden ihm Augen und Strümpfe,
unterm Helm das Wasser schon schmatze!

Im Sumpf lebte auch eine Nymphe, 
die mürrisch ihr Näselein rümpfte. 
‚Wie konnt‘ dieser Ritter versinken?‘ 
und packte ihn an seinem Zinken, 
geradewegs durch das Visier, 
und sagte „Dich schnappe ich mir!“

Der Ritter war nun ihre Beute, 
ein Prachtstück, was sie sehr freute!
Sie tat ihn ganz lieb umsorgen, 
er fühlte sich wirklich geborgen, 
bei der Nymphe und ihrer Meute.

Der Gaul rief: „In diesem Sumpf,
habe ich keine Zukumpf!
Drum gebt mir die Bleche, 
die trag ich ganz freche 
als eine Attrappe,
so dass ich als Rappe, 
frei bin, mein einziger Herr 
ein Geisterreiter dann wär.‘“

Die Nymphe lachte vergnügt 
‚Wie sich alles nun fügt! 
Wir haben hier einen Geist, 
er ist Herr Heinrich von Kleist,
der wäre so gern mal ein Ritter 
und fürchtet sich nicht vor Gewitter.‘“

Von Kleist kam bei kräftigen Brisen 
ins windige Land der Friesen. 
Dort ging er ans Land, 
das Pferd sah gebannt 
auf all die saftigen Wiesen.

Dann traf er den jungen Hauke, 
der haute nicht schlecht auf die Pauke, 
denn bei jedem Storm, 
ritt er ganz weit nach vorn, 
wo sich das Wasser hoch staute.

Doch als der Deich diesmal brach, 
sagte Kleist, ‚Komm mach mich nicht schwach! 
Bleib heute hier und wir trinken ein Bier 
und regeln den Notfall danach".

Doch Hauke hatte keine Lust,
schob eiskalt seinen Todesfrust.
Wohl aber schrie sein rebellischer Schimmel:
„Komm, schöner Rappe, dich schickt mir der Himmel!“
Auch dieser verliebte sich Hals über Kopf,
schüttelte keck seinen Rappenzopf 
und sein Herz schlug wild in der Brust.

Und nach dieser stürmischen Nacht 
ist der Hauke als Geist noch erwacht. 
Man sah soft beim Spiele 
der Pferdefamilie,
zwei Schatten, die schaurig gelacht.
(Und auf dem schwarzweißen Fohlen
spielten sie später dann Schach.) 

Cornelia’s Edit:

Es war mal ein fahrender Ritter,
der kam in ein schlimmes Gewitter.
Da ging es ihm schlecht, 
sein Helm war aus Blech
und das bereute er bitter.

Seinem Pferd jedoch gings gut,
weil es trug einen Regenhut.
Wiehernd pfiff es vor sich hin
trotz Gewitter mit frohem Sinn.
Der Ritter platzte fast vor Wut.

Es flossen Regenbäche, 
durch Helm und durch Scharniere.
‚Und was, wenn durch die Bleche, 
ein Blitz vom Himmel führe?’

Er ritt durch das Land der Angeln 
schon seit mehreren Wochen. 
Und, das muss man bemangeln, 
dort regnet es ununterbrochen.

‚Wie konnt nur sein Ross so fröhlich pfeifen?!
Ohne im geringsten zu begreifen,
dass er soooo litt und ääächzte
und nach nem Sonnenstrahl lechzte.’
Er befahl dem Gaul, sich’s zu verkneifen!

Das Pferd wiehert’ darauf zum Ritter:
„Ich trag dich durch dieses Gewitter
und sicher auch noch viel weiter 
und trotzdem bleibe ich heiter. 
Ich pfeif, auch wenn es dir nicht passt, 
egal, welch üble Laune du hast!“

„Derdaus!“, pfiff’s donnernd von oben
so dass die Wolken zerstoben,
(Vergnatzt die beiden weiter ritten,
als hätten se sich für ewig zerstritten),
fing grellend der Himmel an zu toben.

So kamen sie in einen tiefen Morast
und wären beinahe ersoffen, 
da hat der Ritter in eiliger Hast
eine schwere Entscheidung getroffen.

Immer tiefer zog ihn sein Gewicht!
‚Soll ich? Oder soll nicht,
den Helm entfern’ vom edlen Kopfe?
Am eigenen Schopfe
sollt ich mich ziehn,
um dem Moraste zu entfliehn!’

Jedoch die Entscheidung platzte
und sein Antlitz verzog sich zu ner Fratze.
Viel zu flott versank er im Sumpfe,
feucht wurd ihm Auge und Struempfe,
denn unterm Helm war nur ne Glatze!

Im Sumpf lebte auch eine Nymphe, 
die mürrisch ihr Näselein rümpfte. 
‚Wie konnt‘ dieser Ritter versinken?‘ 
und packte ihn an seinem Zinken, 
geradewegs durch das Visier, 
und sagte „Dich schnappe ich mir!“

Der Ritter war nun ihre Beute, 
ein Prachtstück, was sie sehr freute!
Sie tat ihn ganz liebevoll umsorgen, 
er fühlt’ sich unglaublich geborgen, 
bei der Nymphe und ihrer Meute.

Der Gaul rief: „In diesem Sumpf,
habe ich keine Zukumpf!
Drum gebt mir die Bleche, 
die trag ich ganz freche 
als eine Attrappe,
so dass ich als Rappe, 
frei bin, mein einziger Herr 
ein Ghostrider dann wär.‘“

Die Nymphe lachte vergnügt 
‚Wie sich alles nun fügt! 
Wir haben hier einen Geist, 
er ist Herr Heinrich von Kleist,
der wäre so gern mal ein Ritter 
und fürchtet sich nicht vor Gewitter.‘“

Der Rappe stormte desgleichen
auf unverschlammten Deichen
zurück an die Nordsee nach Husum,
um Theodors Schimmelreiter kurzum,
mit Heinrichs Ghost in mut’ger Brüstung
und fescher blechener Rüstung,
als neuen Helden zu erreichen.

Dann traf er den jungen Hauke, 
der haute nicht schlecht auf die Pauke, 
denn bei jedem Storm ritt er, 
ganz nach vorn, 
wo sich das Wasser hoch staute.

Doch als der Deich einmal brach, 
sagte Kleist, "Komm mach mich nicht schwach! 
Bleib heute hier und wir trinken ein Bier 
und regeln den Notfall danach"
Der müde Hauke hatte so gar keine Lust
und schob eiskalt seinen Todesfrust.

Wohl aber schrie sein rebellischer Schimmel:
„Mein Rappe, Dich schickt mir der Himmel!“
Der verliebte sich Hals über Kopf,
schüttelte keck seinen Rappenzopf 
und sein Herz schlug wild in der Brust.

Und nach dieser stormisch-erotischen Nacht 
ist auch Haukes Liebe zum Leben wieder erwacht. 
Man sah sie oft beisammen beim Spiele 
des schwarzweißen Fohlens der Pferdefamilie,
obenauf zwei Geister, die fröhlich gelacht.

Montag, 22. April 2024

Zweimal geschüttelt

Es fragt die Frau vom Standesamt,
die von den hohen Anden stammt,
den Mann mit einem Geissenbart,
ob er ihr was zum Beissen gart.

………………………

Beim Dämmerlicht den Spähbericht
Der Sperber mit dem Reh bespricht.
Er sah, statt dass der Füchse fangen,
Den Förster um die Büchse bangen.
Dieselbe tat zur Linken schiessen
so dass, -statt anvisiertem Ziel-
Fünf Kohlköpf' ihre Schinken liessen.
Beim Waldesgrund, in tiefer Nacht,
Das Reh sich immer schiefer lacht.   

………………………

Es waren zwei alte Witwen,
die schrieben gern Algorithmen.
Dann stockte das Netz,
es empfahl das Gesetz,
dass sie sich dem Steckhalma widmen.

………………………

Erwin, dem der Brägen flötet,
weil er sich recht zugelötet,
legt das Eis gewandt anstelle
ins Frostfach in die Mikrowelle
Und als das Glöckchen dann erklingt
und es dezent nach Himbeer stinkt
und er es ganz sicher weiß
ruft er leis: das Eis ist heiß!

………………………

Es war recht spät, die Detektivin saß erschöpft an ihrem Tisch,
sie hatte einen langen Tag voll Beschattung hinter sich.
Der Mond schien schon, da schlich sich etwas leis durch ihre Pforte.
Sie schaute auf, da stand ein Mann und er sprach die Worte:
„Ich bin ein Geist, drum ist es zwecklos, mir die Hand zu geben.
Doch bitt ich um ein wenig Zeit, ich muss mit Ihnen reden!“

Man sah die Frau ganz leicht erblassen,
doch ihre Geste blieb gelassen.
„Solang die Kasse stimmt, mein Herr,
setzen Sie sich bittesehr!“
Der Besuch schwob ungefähr eine Handbreit überm Schemel
und er meinte kurzerhand "Ich suche meinen Partner Emil.
Der Emil, der ist ein Phantom, ein unsichtbarer Mann
und zusammen sind wir zwei ein prächtiges Gespann."

Und die Frau frug das Gespenst:„Wie sind sie denn gestorben?
Sie haben doch nicht so mir-nichts-dir-nichts ein Geisterdasein erworben?“

Mittwoch, 3. April 2024

Das Weihnachtshuschelpuschel

Ein Huschelpuschel, noch gar nicht alt, 
lebte in einem Zitronenwald.
Mit zimtenen Bächen voll klarer Glasur,
aus Lachsschaum die Hügel, so rein und so pur.

Da fielen fünf Stirnlein gesichtwärts ins Gras,
das Puschel, das staunte und wünschte sich was.
Trompeten nun quakten, potztausendundvier,
"Weihnachten feiern, das wünsche ich mir!

Auf Renrücken reiten durch stiebenden Schlick
und schenken von Herzen mit innigem Blick."
Das Huschelpuschel hat mich gerührt,
es war ja wohl ganz allein im Geviert!

Ich schenkte ihm Glockenhummeln, ne Krake
und eine tanzende Pastinake.
Das Puschel, von dankbarem Rausch besengt,
hat mir einen Zuckerbausch geschenkt.

Kommissar Blindschleiche

Es fand die blinde Schleiche
im Walde eine Leiche.
Unter einer Kiefer,
ganz nah beim Schienenstrang.
Nach kurzer Investigation
und Leibesvisitisation,
dem neugiergem Reptil ein tiefer
Seufzer sich entrang,
"Ach, den Täter gält's zu finden!
Was musste ich denn nur erblinden?"

Der Schellfisch

Ein Schellfisch blieb verschollen,
wollt weg von seiner Ollen.
Er sah die Wellen rollen,
an südlichen Atollen
Und sie die Wogen schwellen,
in den Dardanellen.
Da konnt sie jetzt den Schollen
ihren Mist erzählen.

Derweil an karamellen-
süssen Sprudelquellen,
mit lieblichen Sardellen
und einem Tintenfisch
als hellen Tischgesellen,
liess er sich gefallen,
das Leben so in allem.
Na, auf jeden Fall,
sucht' sie ihn überall.
Er trank auf seine Olle,
dass sie der Kescher hole.

Doch dann im hohen Norden
ein Stör betört im Fjord
freut' sich ganz unerhört,
ein Schellfischweibchensingle
ist seine Frau im Schnellen,
gerade noch im Hellen,
dann ohne Flax geworden.
Und wenn sie nicht erfroren sind,
leben sie noch dorten

Die Leierei

Es war ein mal ein Geier,
der spielte seine Leier
Das hörte ein Reiher,
der saß im Reiherweiher.

Bald wars für den Reiher
genug der Geierleier
Er sprach "Deine Leierei
verursacht bei mir Reiherei!
und das ist mir nicht einerlei,
denn ich leg grad ein Reiher-Ei."

Der Geier sagt darauf "Auweia,
ich üb' für eine Geierfeier
und was wär eine Geierfeier
ohne einen Leiergeier?"

Darauf der Reiher sprach" Verzeih,
ich wusst nichts von der Feierei.
Doch kannst du nicht leiser leiern?
Sonst muss ich mich heiser reihern."

So übte nun der Geier leise
seine Geierleierweise
und der Reiher schlief dann bleiern
ein auf seinen Reihereiern.

Dann senkt sich der Nebelschleier
leise auf den Reiherweier
und der fleissge Leiergeier
fliegt zu seiner Geierfeier.


Dienstag, 5. März 2024

So, Frühling

Als die Kätzchen weiden gingen,
pelzig sich von Zweigen hingen,
in das glucksend Bächlein neigten,
still ihr Spiegelbild beäugten,
grasten Halme sanft und leise
und die Spatzen suchten Speise.
Tranken aus den Märzenbechern,
pfiffen es von allen Dächern,
dass bald Osterglocken läuten
um zu wecken aller Breiten,
schlafbeäugte Siebenschläfer,
Schmetterling und Maienkäfer.

Donnerstag, 22. Februar 2024

Der Krokus

Durch das Erdenreich behände
schiebt die Faser sich ohn Ende
Aus der Zwiebel und trifft gleich
auf den Phasengrenzbereich
Und da wird es endlich lichte,
wenn auch noch der Schnee als dichte,
fest gefügte Matte wehrt,
unlang bleibt der Weg versperrt.

Weil die Sonnenstrahl'n die kecken
an der Oberfläche lecken.
Sich durch die Kristalle buddeln,
um den bleichen Keim zu knuddeln.
Der reckt Blättchen, eins, dann zwei,
und ergrünt vor Freud' dabei
Schenkt als Pflanze seinem Retter
einen Kelch voll Blütenblätter.

So wie dieser Keim befreit,
ist der Mensch zur Frühlingzeit.
In des Winters eisg'en Schränken
lagern Mengen finstres Denken.
Doch die schmelzen in der Sonne
schnell dahin und voller Wonne,
qietschvergnügt und guter Dinge
spiel'n im Bauch die Schmetterlinge.

Donnerstag, 8. Februar 2024

Taumond

Teiche ins Laub zeichnet tauendes Eis.
Braun und vergessen winken ganz leis’,
wie in schweren Gedanken an Liebe, vergangen,
Blätter, im Wiegen des Wassers gefangen.

Pechschwarz am Himmel, mit Mähnen schneehell,
scheuen Äste im Sturmwind, der wilde Gesell
legt dem Bruder, dem nassen, die Stirne in Falten.
Bald wechseln die Herren und neu weicht dem Alten.

Samstag, 13. Januar 2024

Dezember

Über stillen weißen Hügeln
schwebt der Winter mit Bedacht,
hat mit seinen sanften Flügeln
uns den ersten Schnee gebracht.

Unter grauen Wolkenleibern
wirbelte ein Sternentanz
und auf leichten Flockenkleidern
schimmerte des Frostes Glanz.

Zwischen warmen Blätterdecken
schlummert nun so manche Seel,
bis der Sonnenkuss wird wecken
sie mit seinem Grußappell. 

Mittwoch, 19. April 2023

Radioaktive Träume

Tief im Bunker, wo die Schwärze regiert,

Leben die Ratten ganz ungeniert.

Sie tanzen und singen so fröhlich dabei,

Inmitten von Trümmern, ganz wild und frei.


Doch ihre Gesänge sind anders geartet,

voll Freude und Frieden, unerwartet.

Mit hohen Stimmen, geschmeidig wie Seide,

Singt die kleine Gemeinde im grauen Kleide.


Ihr Gospel klingt durch die düsteren Gänge,

Ein harmonischer Ruf aus entrückter Menge.

Die Worte sind stark, voll Hoffnung und Glaube,

Ein Licht im Dunkel, unter steinerner Haube.


So wenn ein Lied klingt in stiller Nacht

Und ein Gefühl von Frieden in dir erwacht,

Denk daran, dass auch in der Dunkelheit,

Liebe, Frieden und Freundschaft gedeiht.