Sonntag, 10. Februar 2008

Wie ich denke

Aus Gründen besserer Kommunikation bat N. mich, darüber nachzudenken und ihr nachzeitlich zu offerieren, wie ich denke, die Bahnen, die Muster, die Phasen.
Das ist doch mal etwas interessantes.

Beginnen wir mal mit der untersten Schicht, der Persönlichkeit, wie sie so genetisch angelegt ist. Grundlegend bin ich ein sehr fröhlicher, schelmischer, kontaktfreudiger Mensch, Sonnyboy usw. Dem gegenüber steht eine erlernte Ernsthaftigkeit, Traurigkeit und Misstrauen.
Aus der zweiten Komponente hat sich die nüchterne, analytische, alles an sich raffende Ratio entwickelt, denn man hatte gelernt, alles unrationale und unbekannte bedeutet potentielle Gefahr. Die Ratio ist ein Vielfrass und lässt dem lustigen Burschen wenig Platz, platt an die Wand gepresst muss er kräftig treten, wenn er mal was sagen will.

Daher auch folgende Strukturen, der Dicken gehorchend: nicht greifbares wird als nicht vorhanden eingestuft.
Gefühle werden begründet, ordentliche Strukturen werden als beruhigend empfunden.

Damit kommen wir zu den Phasen bzw. Modi: der Frohsinn-Modus. Dieser Modus beruht hauptsächlich aus Intuition und Gefühl. Rationelles wird eher verballhornt oder als Klugschwätzerei gewertet. Lässt der andere nicht locker, wird auf den Sachlichkeitsmodus zurückgeschaltet.
Der Rationalisierungsmodus wird immer dann eingeschaltet, wenn etwas als nicht angenehm eingestuft wird oder Spass aus Erkenntnis gewonnen werden kann. Dann versucht man, durch Ordnung und Versachlichung, Abstand und Einsicht zu gewinnen. Denn man hat erkannt, mit Intuition kommt man nicht weiter (eigene Grenzen).

Der Trance-Modus (ein Über-Modus bzw. mein Hauptmodus) beinhaltet angenehme Gedankenleere, innere Ruhe, aber auch Phantasien, Gedankenspiele, Selbstbelustigung, musikalische Variationen fernab der aktuellen Realität. Er ist entstandem, weil ich als Kind oft gelangweilt und allein war. Dieser Modus verstärkt sich selbst, je länger er dauert. Störungen beim Tagträumen werden als sehr unangenehm empfunden, besonders abrupte Störungen münden in Depression, Aggression und Beleidigtsein. (äusserlich unbegründet).

Dieser Modus ist verknüpft mit dem assoziativen und dem Gedankensprung-Modus:
Phase unzusammenhängenden Denkens und Handelns, Aufgaben werden chaotisch erledigt, vieles nebeneinander, unkonzentriert, schlamperig. Hilfe wird hier dankend angenommen, aber unter Vorbedingungen s.u.

Panik & Depressionsmodus (sehr) stark entkoppelt: Einkapselung, tagelange Gedankenleere, einzelne Gedankengänge, Bilder und Melodien dominieren. Einzige Hilfe: echte Fröhlichkeit, Witze, intellektueller Reiz, Lob.

Unproduktiv sind Hilfsangebote mit ausblick auf negative Folgen (erzeugt mehr Panik), gute Ratschläge (erzeugen Sarkasmus und Fremdhaftigkeitsgefühl), Einforderung von Funktionstüchtigkeit (das klappt doch sonst immer so gut): Gefühl des Unverstandenseins. Hier gibt es ein Problem: Ich kann mich nicht gut verteidigen. Widerworte sind nicht viele in meinem Programm. Ich nehme dann eher innerlich Abstand. Folgt der andere dann nach und dringt in mich, gerate ich in Panik.
Wie man sieht bin ich ein introvertierter Typ.

Wie bekommt man meine Aufmerksamkeit: in dem man mir einen intellektuellen Anreiz verschafft und meinen Humor anspricht. Auch wenn es um ernstes geht. Diese Startphase dient praktisch dazu, mich aus dem "Trancemodus" aufzuwecken.
Wie behält man meine Aufmerksamkeit: in dem man mir einen Überblick verschafft, welche Themen werden angesprochen, warum und wie lange.

Wie weckt man mein Interesse für schwierige Themen: indem man mir die Schwierigkeit vor Augen führt, das muss aber gut ausgeklügelt sein, also die Schwierigkeiten an sich müssen durcherklärt sein. Dann wird mein Jagdinstinkt geweckt.
Wie verliert man mein Interesse: ungewollt, ich meine das Thema durchschaut zu haben und beschäftige mich nicht mehr damit. Ich schalte ab, lasse den anderen aus Höflichkeit aber ausreden, damit er hoffentlich zu den selben Schlussfolgerungen kommt wie ich. Merkmal: ich schaue abwesend, bin nervös.
Abhilfe ist da häufiges Fragen: wie siehst du das und erkär mir das.
Bei längeren Reden soll man die Schlussfolgerung und Motivation vornanstellen (oft kann damit schon das Thema abgeschlossen werden)
Bei Übereinstimmung besteht bei mir kein weiteres Redebedürfnis.

Mir unwichtige Themen sind in meinem Kopf oft schon durchdacht und auf wenige Sätze reduziert. Dabei habe ich Unbehagen, längere Erkärungen dazu abzugeben und Schwierigkeiten, lakonisches weich zu verpacken. Auch hier: wichtige Aspekte und Neues vornanstellen, Erwartungen eingeschlossen.
Wichtig: Unklare und gemischte Forderungen erzeugen Chaos in meinem kopf. Ich schalte dann ab oder werde unwirsch oder frage wiederholt "Und was bedeutet das genau?"

Unklare schlechte Gefühle sollten vor mir nicht überspielt werden. Ich gehe davon aus, dass sich die Person fühlt, wie sie sich gibt. Mein Mitgefühl kann man ansprechen in dem man sagt, dass man sich nicht gut fühlt, da ich oft auch nicht so einfach mitbekomme wies dem anderen geht. Dann das Problem gemeinsam lösen wollen und auf Forderungen verzichten: Du musst (ich muss nämlich gar nichts) auch auf negative Ausblicke verzichten: "sonst werde ich" (dann mach doch). Sondern erstmal das Gefühl und damit zusammen hängendes herauslassen (manchmal ist etwas ganz unerwartetes der Auslöser und nicht der andere). Dann kann man einen Vorschlag bringen oder um einen Vorschlag bitten (Wichtig: als Bitte formuliert) wenn ich damit noch nichts anfangen kann, unterstützend wirken (komm wir machen gemeinsam einen Plan).
Meine Plan- und Gesprächsstrategie ist kooperativ, deswegen kann ich mit Wegwischargumenten nichts anfangen: "Das taugt doch nichts." Darauf folgt prompt: "Was genau taugt daran nichts?" Ich denke, jeder Vorschlag setzt sich aus Puzzleteilen zusammen, grösstenteils wechselbar sind, so dass ein gutes Patchwork daraus entstehen kann.
Ich kann mich auch schlecht entscheiden. Meine Auswahlkriterien sind sehr kindlich geblieben, nicht gut entwickelt. Deswegen mache ich gern, einfach was mir in den Sinn kommt und ärgere mich später.

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