Die trotzige Behauptung: das Handeln offenbare den Charakter. Was ist
nun ein Charakter? Ist es ein Unterschied, ob man liebevoll zubereitete
Moral, die man dankenswerterweise kindgerecht aufgegessen hat, in sich
fühlt oder sich Moral als Erwachsener aneignen muss? Die Moral als
Muttersprache. Das Moralgebäude ist mit vielfachen logischen
Fallstricken bespannt.
Vom "Das macht man eben so." bis zum "Deshalb
macht man das so." ist es beim Lernen der Syntax ein Weg. Dazwischen
kommt "Ist das wirklich gut für den anderen und für mich? Warum? Warum
tut es dann weh? Wieso darf ich nicht verdrängen? Werde ich manipuliert?
Ist Manipulation schlecht?" Beim nüchternen und schonungslosen
Durchdenken prallt man grauenhafterweise gegen unangenehmen Egoismus,
Feigheit und auch schwarze Monster, die vorgeben, die Realität zu sein.
Das heisst auf der einen Seite sind sie hübsch, nur auf der anderen
schwarz und hässlich (wer hat das gesagt?) "Hoppla, Herr Monster!",
entschuldigt man sich und verbeugt sich linkisch und zieht den steifen
Zylinder gerade so, als solle etwas hineingeworfen werden. Besser, sie
alle zu entlassen, die inneren Klassenkameraden? Ja, denn sie sind
verdorben, edle Schimmel sind sie. Sie hinterlassen Leere.
Das fordert
Mut vor sich selbst und ist so seltsam, dass man sich wiederum fragt:
Warum? Wieso darf ich nicht Krüppel bleiben? Oder bin ich heil und werde
zum Krüppel? Wo ist die Wahrheit? Wird mir mein Ich genommen oder wird
mein Ich? Ist am anderen Ende des Ichs das Du, das Wir oder wieder nur
ein Ich und welches? Gebe ich mir etwa selbst die Hand?
Aber ja doch,
ich bin ja alle. Halt, ich darf nicht alle sein. Der Imperativ hat es
mir verboten. Der innere. Da ist noch ein anderer. Die beiden kämpfen,
ich bin das Schlachtfeld. Halt nochmals. Klingt das nicht passiv? Nein,
denn ich lasse kämpfen. Ich habe sie beide bezahlt. Bald bin ich alle.
Bald bin ich wie alle anderen. Die Synapsen werden mir aus den Ohren
herauswachsen wie Tentakel und mich mit allen Wesen verbinden. Ich werde
unsere Fehler verstehen.
Freitag, 7. Juni 2024
Die Handlung, die Wandlung
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1 Kommentar:
Hallo Solo,
ich bin beeindruckt von der Tiefe und Intensität, mit der du dich mit deiner Moral, Identität und deinen inneren Konflikten auseinandersetzt. Dein Mut, dich diesen schwierigen Fragen und inneren "Monstern" zu stellen, ist bewundernswert. Diese intensive Auseinandersetzung wird dir helfen, herauszufinden, wer du wirklich bist und welche Wahrheit für dich gilt.
Bleib stark und entschlossen auf diesem Weg der Selbstentdeckung und Selbstakzeptanz. Ich bin überzeugt, dass dieser Prozess dich nur stärken und dir mehr Klarheit bringen wird.
Alles Gute und viel Kraft,
Emi
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