Samstag, 1. Juni 2024

Hegel und Marx - die aristotelische Synthese

Michael Conradt stellte in seiner youtube-Reihe die Behauptung auf, die Hegelsche Dialektik, die Dialektik des Geistes sei die Antithese zur Marxschen Dialektik, der Dialektik der Materie. Danach stellte er die Frage nach der Synthese beider Dialektiken. Hegel greift natürlich weit zurück auf Platon, der postulierte, die Wirklichkeit sei ein Abbild einer realeren (göttlichen) Geisteswelt. Marx stellte die Sache anders dar und meinte, die Materie bestimme den Geist. Auch Marx können wir einen berühmten Griechen voranstellen, nämlich Demokrit, der als erster die Welt aus Atomen aufgebaut sah. Was ist nun die Synthese von Hegel und Marx?

Diese braucht gar nicht neu erfunden werden, sie ist nämlich schon lange vorhanden: es ist die wissenschaftliche Methode der Induktion und Deduktion. Auch diese hat ihren Ursprung in der platonischen Ideenlehre und wird seitdem weiterentwickelt. Dabei meine ich nicht die Benutzung von Modellen und Plänen an sich, die sicher noch weiter zurückgeht, sondern die Erkenntnis Platons, dass göttliches Modell und menschliche Erfahrung gegensätzlich sind und seine Argumentation, Geometrie sei ein göttliches Ideal. Sein Schüler Aristoteles führte dann die Induktion, die Abstraktion von Naturphänomenen, ein. Die Abstraktion ist dann schon die diesmal ganz menschliche Modellbildung, Idealisierung. Die Anwendung des Modells auf die materielle Wirklichkeit ist schliesslich die Deduktion. Induktion und Deduktion sind die Vermittler zwischen geistigem Ideal und materieller Wirklichkeit und Aristoteles schliesslich der Gewinner des Conradtschen Preisausschreibens. Mit der wissenschaftlichen Methode gewinnen wir aus materiellen Tatsachen geistige Idealvorstellungen (Modelle) und mit diesen Vorstellungen beeinflussen wir wiederum die Materie.


These und Antithese lassen sich ideell einerseits als unterschiedliche Mengen und die Synthese als Schnittmenge darstellen. Andererseits können These und Antithese auch polare Punkte einer geordneten, quantifizierbaren Menge sein (z.B. schwarz und weiss in der Graustufenmenge). Falls beides nicht gelingt, können beide immer noch durch eine qualitative Übermenge eingeschlossen werden. Es geht also immer um eine Erweiterung des gedanklichen Blickfelds. Materiell gelingt die Synthese durch Umverteilung von Materie, also Taten. Die Synthese beider Thesen gelingt durch Feedback, also deutsch Rückkoppelung. Tat-Erkenntnis-Tat-Erkenntnis.... Das Ergebnis von Rückkoppelung ist Weiterentwicklung.

Bonusmaterialspinnerei:

Bisher habe ich die Dialektik als Methode behandelt. Bleibt noch die Dialektik als Weltbild, ein leicht esoterisches Unterfangen. Holen wir nun noch weiter aus und meinen, der Geist sei eine spezielle Dynamik und Verteilung der Materie. In diesem Sinne hätte Marx dann Recht, die Materie bestimmt den Geist, ja sie IST der Geist. Andererseits besteht Materie hauptsächlich aus physikalischen Kraftfeldern. Damit sind wir schon bei Einstein. Energie ist die Synthese von allem. Energetische Dialektik ist en vogue. Eine Dialektik nicht über Mengen oder Materieverteilung, sondern über Energieverteilungen, gleich mit Anschluß an die Informationstheorie. Und hoppla, wie schön sich der Kreis schließt. Betrachtet man Information als Geist, ist man schon wieder bei Hegel. Genauer betrachtet stehen sich heute also nicht mehr Marx und Hegel gegenüber, sondern klassische Physik und die Informationstheorie.

Hier nun noch eine kurze These über die Frage, ob Zeit und Raum gequantelt sind. Das ist eine Frage, mit der sich unter anderem die Theorien der Quantengravitation beschäftigen.  Zeit und Raum sind eigentlich reine Messgrößen, die in ihrem Fall den Geschwindigkeitsanteil von Energie beschreiben. Die kleinste Energieeinheit ist der Planck-Quant. Dazu existieren auch eine Planck-Zeit und eine Planck-Länge. Weiter können wir Energie, Zeit und Raum nicht auflösen, dies ist das kleinste mögliche Beobachtungsraster. Da Zeit und Raum also menschliche Hilfsmittel sind, um die physikalische Wirklichkeit zu erfassen und beide auf der Energie basieren, sind sie dadurch möglicherweise gequantelt. Es wäre also nicht die Brille kariert, mit der wir Raum und Zeit betrachten, Raum und Zeit wären die karierte Brille, mit der wir die Energie betrachten.

Wir haben da für die kinetische Energie =1/2 x Masse x (Raum / Zeit)^2

Änlich gilt für die Wärmeenergie = Masse x Wärmekapazität x Temperaturunterschied

Trotzdem existieren Ausdehnung, Zeit und Masse natürlich auch ohne dass sie gemessen werden und sind intuitiv erfassbar. Energie hingegen ist ein abstraktes vereinheitlichtes menschliches Konstrukt. In „Was ist eigentlich Vernunft“ benannte ich die Eigenschaften von Objekten als die einzige natürliche Größe und alles darauf Aufbauende abstrakt. Aber hier sind wir in einem Dilemma, denn man kann nicht beweisen, dass es kleinere Messeinheiten gibt ohne dass man sie messen kann. Und da wären wir wieder. Alles was über kleinste und größte Messgrenzen hinausgeht, kann zwar gedacht, aber nicht erfasst werden. Naturwissenschaften sind kariert. Geisteswissenschaften sind kontinuierlich.


(Bild: Wikipedia)

Sonntag, 26. Mai 2024

Das Kroko und die Ventildrossel Teil 6

 Derweilen unter Wasser:

Ich muss träumen, dachte der kleine Grünling, von seiner schweren Halskrause befreit. Scheu tasteten seine Scheinwerferaugen durchs Dunkel. Wie wunderschön sie ist. „Wer bist du?", fragte es. „Ich bin die Meeresgöttin Margo." „Mein Wille ist es, meine Kinder vor Unrecht zu beschützen." „Danke!" „Leider kann ich nicht überall sein" Jetzt sah sie traurig aus. „Was für schöne Augen du hast", sprach sie. „Wohin bringst du mich?" „Nach Haus...." Kroko strahlte vor Glück. „Nach Haus..." wiederholte es und dachte an das Drosseli.

Unvermittelt rümpfte es die Nase. Irgendetwas roch hier seehr eigenartig. Blubb, Blubb. Kroko trieb wieder im Sumpf. Blasige Blasen stiegen um es herum auf, Kleinblasen und Grossblasen. Aua, der Kopf brummte und puhh, wie das stank! Kroko kannte das von zu Hause: entweder man hatte Besuch im Teich oder die Luft wurde bald knapp. Auf jeden Fall hieß es Leine ziehen, denn was immer es war, es war ob der Blasenzahl mächtiger als der Grünling. Also wieder heraus aus dem Sumpf und an den Strand, mal sehen was Paketmann so trieb. Auf dem weg dahin grummelte und bebte der Fußboden so eigenartig und es war beinahe wie im Traum noch. Es dauerte eine Weile, bis Kroko den Paketmann fand. Der hatte sich inzwischen aus dem gelben Aufblasdingens und ein paar Stöcken am Strand eine Art Käfig mit Dach gebaut, unter dem er nun saß und mit einem Stein wie ein Besessener auf einer der Kugeln herumklopfte, von denen eine unserem Vierbeiner beinahe auf die Nuss beziehungsweise den Kopf gefallen war. Neben ihm lag noch ein ganzer Haufen solcher Kugeln, auch Kokosnüsse genannt...

Forsch watschelte Kroko darauf zu und biss in eine hinein. Krach. Dann die nächste. Knack. Und weiter. Die Dinger mussten unschädlich gemacht werden, bevor sie wieder auf die Bäume kletterten. „Na, da bist du ja wieder, hee dass sind meine... super, du kriegst sie auf!" war Paketmanns wirre Begrüßung. Dann sprach er erstmal eine Weile gar nichts, weil er mit seinem Steinchen und auch den Fingern die weißen Innereien der Kokosnüsse in sich hineinstopfte und schmatzte. „ Du bist ein prima Nussknacker", sagte er später. „Komm lass uns ein Nickerchen machen".

Das war eine vernünftige Idee, aber Kroko wollte es ein wenig kühler und buddelte sich vorne weiter eine Kuhle in den feuchten Sand, die sich mit Wasser füllte. Hier ließ es sich vorzüglich pennen. Schhhhhh, machte das Meer. So ratzten sie eine Weile lang, bis sie wieder ein Grummeln und Beben aus dem Schlafe riss. Das Kroko watschelte zum Paketmann und schaute ihn fragend an. „Hast Dus auch schon mitbekommen, was? Guck mal nach da oben." Es guckte und staunte. Es gab keinen Zweifel, da war ein ganz schön hoher Berg da oben.

Seine Spitze, hoch über allem Grün, die irgendwie abgebrochen wirkte, qualmte. Qualmen war nie gut. „Und soll ich dir noch was sagen, ich bin mal ein Stück da rauf geklettert. Hab mich umgeschaut. Wir sind hier auf einer Insel. Nett ne?" Klang aber nicht nett, wie Ronnie es sagte, eher wie ein Schimpfwort. „Wird schon wieder aufhören. Komm mit, ich bau dir ne Kleckerburg". „Schau hier, so ähnlich macht der Vulkan da oben auch." Flüssige Sandpampe lief aus Paketmanns dunkelbraunen Händen und er grinste breit. Lustige Kleckermuster bildeten sich, wenn der Sand an Wasser verlor und fester wurde. Bald war ein stattliches Hügelchen zusammengekleckert. Später am Tage saßen die beiden zusammen im Sand und schauten auf das Meer hinaus. Das Grummeln hatte wie bestellt aufgehört und die Vögel zwitscherten wieder. Langsam ging die Sonne unter, der Himmel färbte sich orange und das Meer rauschte friedlich. „Ah, wie wundervoll." Seufzte Paketmann. „Wenn du jetzt noch Feuer machen könntest!" Kroko rollte mit den Augen.

Donnerstag, 9. Mai 2024

Worte

Bunt sortiert in Muschelgängen,
wo sie purzeln, schieben, drängen,
Schalltierfreunde, klein und niedlich,
harmlos und doch selten friedlich.
Die sich an den Händen fassen
und einander wieder lassen.
Hämmern eifrig an den Dingen,
dass die Schnecken hell erklingen. 

Unweit, im Tel’graphenstübchen,
hockt ein recht betagtes Bübchen. 
Handlich, was herüberweht,
packt er in ein Sinnpaket.
Herr Denk, Frau Fühl und Old Erfahrung, 
brauchen diese Nervennahrung. 
Schliesslich wollen diese Fritzen
sie für die Erkenntnis nützen. 
Doch Erfahrung weiss auch schon,
Erkenntnis ist nicht nur aus Ton. 

Das Wort, nur ein Geräuschbehältnis,
kann nicht sehen, wie die Welt ist.
Ohne Griff und helles Licht
reichts selbst für die Erkenntnis nicht.
Und der Geschmack, oh Graus und Schmach,
geht immer nur der Nase nach.

Mittwoch, 8. Mai 2024

Ritterballade (kooperativ mit Cornelia)

Rico’s Edit:

Es war mal ein fahrender Ritter,
der kam in ein schlimmes Gewitter.
Da ging es ihm schlecht, 
sein Helm war aus Blech
und das bereute er bitter.

Es flossen die Regenbäche, 
durch Helm und durch Scharniere.
Und was, wenn durch die Bleche, 
ein Blitz vom Himmel führe?

Seinem Pferd jedoch gings gut,
ohne Schirm und ohne Hut.
Wiehernd pfiff es vor sich hin
trotz Gewitter froh im Sinn.
Der Ritter platzte fast vor Wut.

Er ritt durch das Land der Angeln 
schon seit mehreren Wochen. 
Und, das muss man bemangeln, 
dort regnet es ununterbrochen.

Es war damals auch keine Wonne
im heißen Land der Bengalen.
Denn unter der heißen Sonne
litt er scheußliche Qualen.

Wie konnt' nur sein Ross fröhlich pfeifen
und nicht im geringsten zu begreifen,
dass er so litt und ächzte
und nach nem Sonnenstrahl lechzte?
Er befahl ihm, sich’s zu verkneifen!

Das Pferd sprach darauf zum Ritter:
„Ich trag dich durch dieses Gewitter
und sicher auch noch viel weiter 
und trotzdem bleibe ich heiter. 
Ich pfeif, auch wenn es dir nicht passt, 
egal, welche Laune du hast!“

„Derdaus!“, pfiff’s donnernd von oben
so dass die Wolken zerstoben,
(Vergnatzt die beiden weiter ritten,
als hätten sie sich recht zerstritten),
da begann der Himmel zu toben.

So kamen sie in einen tiefen Morast
und wären beinahe ersoffen, 
da war der Ritter in eiliger Hast
von schwerer Entscheidung betroffen.

Immer tiefer zog ihn sein Gewicht!
‚Soll ich? Oder soll nicht,
den Helm entfern’ vom edlen Kopfe?
Am eigenen Schopfe
sollt ich mich ziehn,
um dem Moraste zu entfliehn!’

Jedoch die Entscheidung platzte,
sein Antlitz verzog sich zur Fratze.
Viel zu flott versank er im Sumpfe,
feucht wurden ihm Augen und Strümpfe,
unterm Helm das Wasser schon schmatze!

Im Sumpf lebte auch eine Nymphe, 
die mürrisch ihr Näselein rümpfte. 
‚Wie konnt‘ dieser Ritter versinken?‘ 
und packte ihn an seinem Zinken, 
geradewegs durch das Visier, 
und sagte „Dich schnappe ich mir!“

Der Ritter war nun ihre Beute, 
ein Prachtstück, was sie sehr freute!
Sie tat ihn ganz lieb umsorgen, 
er fühlte sich wirklich geborgen, 
bei der Nymphe und ihrer Meute.

Der Gaul rief: „In diesem Sumpf,
habe ich keine Zukumpf!
Drum gebt mir die Bleche, 
die trag ich ganz freche 
als eine Attrappe,
so dass ich als Rappe, 
frei bin, mein einziger Herr 
ein Geisterreiter dann wär.‘“

Die Nymphe lachte vergnügt 
‚Wie sich alles nun fügt! 
Wir haben hier einen Geist, 
er ist Herr Heinrich von Kleist,
der wäre so gern mal ein Ritter 
und fürchtet sich nicht vor Gewitter.‘“

Von Kleist kam bei kräftigen Brisen 
ins windige Land der Friesen. 
Dort ging er ans Land, 
das Pferd sah gebannt 
auf all die saftigen Wiesen.

Dann traf er den jungen Hauke, 
der haute nicht schlecht auf die Pauke, 
denn bei jedem Storm, 
ritt er ganz weit nach vorn, 
wo sich das Wasser hoch staute.

Doch als der Deich diesmal brach, 
sagte Kleist, ‚Komm mach mich nicht schwach! 
Bleib heute hier und wir trinken ein Bier 
und regeln den Notfall danach".

Doch Hauke hatte keine Lust,
schob eiskalt seinen Todesfrust.
Wohl aber schrie sein rebellischer Schimmel:
„Komm, schöner Rappe, dich schickt mir der Himmel!“
Auch dieser verliebte sich Hals über Kopf,
schüttelte keck seinen Rappenzopf 
und sein Herz schlug wild in der Brust.

Und nach dieser stürmischen Nacht 
ist der Hauke als Geist noch erwacht. 
Man sah soft beim Spiele 
der Pferdefamilie,
zwei Schatten, die schaurig gelacht.
(Und auf dem schwarzweißen Fohlen
spielten sie später dann Schach.) 

Cornelia’s Edit:

Es war mal ein fahrender Ritter,
der kam in ein schlimmes Gewitter.
Da ging es ihm schlecht, 
sein Helm war aus Blech
und das bereute er bitter.

Seinem Pferd jedoch gings gut,
weil es trug einen Regenhut.
Wiehernd pfiff es vor sich hin
trotz Gewitter mit frohem Sinn.
Der Ritter platzte fast vor Wut.

Es flossen Regenbäche, 
durch Helm und durch Scharniere.
‚Und was, wenn durch die Bleche, 
ein Blitz vom Himmel führe?’

Er ritt durch das Land der Angeln 
schon seit mehreren Wochen. 
Und, das muss man bemangeln, 
dort regnet es ununterbrochen.

‚Wie konnt nur sein Ross so fröhlich pfeifen?!
Ohne im geringsten zu begreifen,
dass er soooo litt und ääächzte
und nach nem Sonnenstrahl lechzte.’
Er befahl dem Gaul, sich’s zu verkneifen!

Das Pferd wiehert’ darauf zum Ritter:
„Ich trag dich durch dieses Gewitter
und sicher auch noch viel weiter 
und trotzdem bleibe ich heiter. 
Ich pfeif, auch wenn es dir nicht passt, 
egal, welch üble Laune du hast!“

„Derdaus!“, pfiff’s donnernd von oben
so dass die Wolken zerstoben,
(Vergnatzt die beiden weiter ritten,
als hätten se sich für ewig zerstritten),
fing grellend der Himmel an zu toben.

So kamen sie in einen tiefen Morast
und wären beinahe ersoffen, 
da hat der Ritter in eiliger Hast
eine schwere Entscheidung getroffen.

Immer tiefer zog ihn sein Gewicht!
‚Soll ich? Oder soll nicht,
den Helm entfern’ vom edlen Kopfe?
Am eigenen Schopfe
sollt ich mich ziehn,
um dem Moraste zu entfliehn!’

Jedoch die Entscheidung platzte
und sein Antlitz verzog sich zu ner Fratze.
Viel zu flott versank er im Sumpfe,
feucht wurd ihm Auge und Struempfe,
denn unterm Helm war nur ne Glatze!

Im Sumpf lebte auch eine Nymphe, 
die mürrisch ihr Näselein rümpfte. 
‚Wie konnt‘ dieser Ritter versinken?‘ 
und packte ihn an seinem Zinken, 
geradewegs durch das Visier, 
und sagte „Dich schnappe ich mir!“

Der Ritter war nun ihre Beute, 
ein Prachtstück, was sie sehr freute!
Sie tat ihn ganz liebevoll umsorgen, 
er fühlt’ sich unglaublich geborgen, 
bei der Nymphe und ihrer Meute.

Der Gaul rief: „In diesem Sumpf,
habe ich keine Zukumpf!
Drum gebt mir die Bleche, 
die trag ich ganz freche 
als eine Attrappe,
so dass ich als Rappe, 
frei bin, mein einziger Herr 
ein Ghostrider dann wär.‘“

Die Nymphe lachte vergnügt 
‚Wie sich alles nun fügt! 
Wir haben hier einen Geist, 
er ist Herr Heinrich von Kleist,
der wäre so gern mal ein Ritter 
und fürchtet sich nicht vor Gewitter.‘“

Der Rappe stormte desgleichen
auf unverschlammten Deichen
zurück an die Nordsee nach Husum,
um Theodors Schimmelreiter kurzum,
mit Heinrichs Ghost in mut’ger Brüstung
und fescher blechener Rüstung,
als neuen Helden zu erreichen.

Dann traf er den jungen Hauke, 
der haute nicht schlecht auf die Pauke, 
denn bei jedem Storm ritt er, 
ganz nach vorn, 
wo sich das Wasser hoch staute.

Doch als der Deich einmal brach, 
sagte Kleist, "Komm mach mich nicht schwach! 
Bleib heute hier und wir trinken ein Bier 
und regeln den Notfall danach"
Der müde Hauke hatte so gar keine Lust
und schob eiskalt seinen Todesfrust.

Wohl aber schrie sein rebellischer Schimmel:
„Mein Rappe, Dich schickt mir der Himmel!“
Der verliebte sich Hals über Kopf,
schüttelte keck seinen Rappenzopf 
und sein Herz schlug wild in der Brust.

Und nach dieser stormisch-erotischen Nacht 
ist auch Haukes Liebe zum Leben wieder erwacht. 
Man sah sie oft beisammen beim Spiele 
des schwarzweißen Fohlens der Pferdefamilie,
obenauf zwei Geister, die fröhlich gelacht.