Heute geht es weiter in den Kaninchenbau, oh Freunde. Menschliche Gedanken an sich sind fraktaler Natur. Sie sind selbstähnlich, unendlich und man jagt ihnen hinterher bis hin zur Vergrösserung der Vergrösserung der Vergrösserung (einer Kopie einer Kopie). Wer je Fraktalprogramme benutzt hat, weiss, was ich meine. Der Verstand kennt keine Atome, ist nicht auf die Abzählbarkeit der physischen Welt angewiesen (schliesslich konnte er ja nichts davon wissen). Ist man gefangen im Fraktal, nützt es nichts, "auf der Schulter von Giganten" zu stehen, Grösse spielt da eine relative Rolle. Aber man muss den Mut haben, stehen zu bleiben und hinabzuschauen, ja schwieriger noch hinauf, denn jede Ebene ist recht und gut, wenn man erkennen will, dass man in keine Richtung entrinnen kann, solange man sich nach den Gesetzen des irren Gartens bewegt. Und wie kommt man aus einem Irrgarten heraus? Richtig, man muss Löcher durch die Hecken schneiden. Ein Fraktal hat eine gebrochene Dimension, ist etwas knäuel-, schwamm- oder ornamentartiges. Es versucht, eine bestimmte Fläche oder Raum auszufüllen. Dieser Raum kann, Ebene für Ebene, grobschlächtig mit Pfählen abgesteckt werden. So machen es die formalistischen Optimisten. Und so macht es die atomare "Realität". Ob in dieser Approximation Wahrheit liegt, ist irrelevant, denn die Wahrheit ist möglicherweise genau jener seltsame Attraktor, dem es zu entkommen gilt. Mit diesen Pfählen nun haben sie Koordinaten und Abstände und können schauen, wie gross ihr Gigant wirklich ist.
Sonntag, 21. Juli 2024
Samstag, 20. Juli 2024
Weckruf eines Erstarrten (Rico's Edit)
Folgend eine Umdichtung bzw. eine Variation des gleichnamigen Gedichtes von Volker Grieß aus seinem Buch "Gezeiten der Wandlung: Gedichte für Menschen auf Wegen der Initiation". Er möge mir den Eingriff verzeihen. Wenn ihr auf das das Original gespannt seit, könnt ihr dem Link folgen und sein Buch erwerben. Es lohnt sich! Dem Stoiker sei auch das Gedicht "Die heitere Schildkröte" empfohlen. Ihr findet es in diesem Gedichtband auf Seite 28. Aber nun zum "Weckruf":
Wir, die aus den Wochenkrippen
zu Walen wuchsen, die nicht schwimmen:
Sind wir bereit, die scharfen Klippen,
des Schmerzes bis zur See zu klimmen?
Es schimmerte des Meeres Busen
von weit her, als wir schwach und klein.
Als könnte nicht auf unser Rufen
das Leben und das Werden sein.
Wir sind, wenn Liebe sich entfaltet,
wie eingefror'n im stillem Schrei.
Die Schönheit öffnet sich, uns spaltet
es im Innern tief entzwei.
Bleib jetzt Bruder, bleib jetzt Schwester!
Komm sei mutig, lass dich ein!
Welch ein Wunder wäre es,
im Wasser und ein Wal zu sein.
Mittwoch, 17. Juli 2024
Das Kroko und die Ventildrossel Teil 9
Über die Rückreise soll nichts weiter berichtet werden. „Machs gut,
Kumpel. Pass auf dich auf." sagte Paketmann zum Abschied. Dem Grünling
entrollten ein paar Krokodilstränen. Kroko kam anhand der Frachteinträge
wieder in seinen Zoo zurück und da war der August doch ganz froh, denn
das Kroko war, ohne das er es erkannt hatte, zu einem
Publikumsliebling geworden und viele hatten schon danach gefragt.
Jedoch kam es in einen Einzelkäfig mit Aufschrift „Streicheln auf
eigene Gefahr", was noch mehr Besucher veranlasste, es zu besuchen,
wenn auch weniger, um es zu streicheln. Und seine Lichtshows wurden der
Hit.
Doch Nachts war es sehr einsam und es dachte oft an das
Drosseli und auch an Paketmann und konnte nicht schlafen. Das Drosseli
hatte inzwischen einen Schnapsdrosselrich geheiratet. Dieser betrog sie
aber häufig mit einer Blaumeise. Nun fiel einige Male Herbstlaub und
die Nachtigallen sangen, bevor der Staat, in dem sich der Zoo und der
Sumpf befand, strengere Artenschutzgesetze heraus gab und der
Zooleiteraugust musste sich von vielen seiner Insassen trennen, auch
von dem Drosseli und dem Kroko, die zu ihrem Sumpf zurückkamen. Das war
eine Freude beim Wiedersehen am Sumpfesrand!
Das Kroko
machte wieder Handstände und Purzelbäume und Drosseli surrte durch die
Gegend wie verrückt, dass die Schallmauern nur so purzelten. Dann
verschwanden die beiden im Nebel, mit Licht und heftigem Geklapper
natürlich. Und der Kobold Nickel, der doch gar nicht so böse war,
sondern nur eine unpassende Frau geheiratet hatte, die auch nicht böse
war, sondern... nun ja der wurde zum Ranger für den Sumpf erklärt und
das Umliegende und passte nun auf, dass keine Strolche mehr kamen und
Tiere entnahmen. Das Kroko und das die Ventildrossel lebten nun wieder
friedlich im nebeligen Sumpf und wussten, was ein Zuhause wert sein
kann, weil es mehr ist als nur eine schöne oder nicht schöne Gegend,
sondern vertraut. Doch ab und zu gingen sie mit den Trommelhasen auf
Tournee und konnten sich für die Drossel einen Radarhelm leisten, damit
sie nicht mehr im Nebel gegen die Bäume flog.
Ende
Das Kroko und die Ventildrossel Teil 8
So lebten beide einträchtig eine ganze Weile. Bis Paketmann eines Abends
freudestrahlend mit einer Holzkiste angelaufen kam, die schon
reichlich vergammelt aussah. „Guck mal, was ich hier gefunden habe,
grüner Freund!" Ächzend stellte er die Kiste in den Sand, drinnen
klirrte es. Paketmann lupfte den Deckel, drinnen waren lauter bauchige
Flaschen. „Bester Jamaika Rum! Ich habe eine Höhle in den Felsen
gefunden und da stand das Zeug rum." „Weißt du, dass das Rum früher
geschmuggelt wurde? Vielleicht gab es hier sogar Piraten mit Holzbeinen
und Hakenhänden oder Augenklappen". Paketmann spielte Pirat, er
humpelte durch den Sand und krähte „Auf, Kameraden, entert die Prise!
Tod und Teufel!". Kroko schüttelte den kopf. Wie peinlich Ronnie
manchmal sein konnte. „Das muss gefeiert werden." Paketmann
entstöpselte eine der Flaschen. „Hoch die Tassen!"
In der
nächsten Zeit war Paketmann oft nicht mehr ansprechbar. Entweder
torkelte er am Strand entlang. Oder er hüpfte mit der Flasche um das
Feuer und rief: „Die Hühner tun es! Die Hühner tun es! Die Hühner,
jaaaha.." und so weiter und dann kicherte er immer so eigenartig. Waren
da etwa bunte Kröten drin in den Flaschen? Kroko vermutete es. Bald
hatte Ronnie keine Augen mehr für das Kroko, nur noch für seinen Rum und
Kroko verzog sich wieder ab in den Sumpf. Fische brachte es auch keine
mehr. Sollte der doch sehen wo er blieb, am besten bei seinen Hühnern.
Aber wie man sich das natürlich vorstellen kann, war der Schnaps
irgendwann alle und das war auch keine gute Zeit für Paketmann.
Und als das Kroko eines Tages mal wieder von einer Erbebung geängstigt
zum Lagerplatz floh, fand es dort nur noch Reste und niemand war mehr
da. Da wurde es traurig und kam sich verlassen vor. Doch nach einer
Weile betretenen Umherwanderns fand es einen Pfad und es erinnerte sich
an die Höhle, die Ronnie erwähnt hatte. Nun war der Weg nicht schwer zu
finden. Und so fand es den Menschen abgemagert und krank und zitternd
darumliegend. Mit einer Mischung aus Reue und Genugtuung machte es sich
an die Arbeit und brachte Paketmann mit Futterkokosnüssen soweit
wieder auf die Beine, dass er sich selber weiterhelfen konnte.
Dann wurde alles wieder gut und eines schönen Tages, an dem Kroko schon
einen Reiher gescheucht hatte, nachdem es sich lautlos angeschlichen
und dann geknurrt hatte und Paketmann es mal wieder veralbert hatte ,
indem er behauptet hatte, „Da kommt die letzte Welle!" und beide gerade
in der Mittagshitze dösten (das Kroko mit aufgerissenem Maul), kam
tatsächlich ein Schiff an. Paketmann guckte erst blöd, als käme er sich
vergackeimert vor „Ich glaub, mein Hamster bohnert!", dann aber war er
wie ein geölter Blitz unterwegs, so schnell, dass das Kroko blinzeln
musste, und rief und winkte und lachte. Gemächlich watschelte das grüne
Viergebein hinterdrein. Erstmal „sehen, was die Flut da angespült"
hatte. Diesen Satz hatte es von Paketmann in letzter Zeit oft gehört.
Auf dem Schiff waren Männer, die an Land kamen und sich als Ranger
ausgaben. Sie fragten Ronnie, was er hier zu suchen hatte und
behaupteten, es wäre gefährlich, fremde Tierarten hier auf dem
Somoruarchipel einzuführen. Nun, Paketmann erzählte seine Geschichte.