Heute und hier, Bürger Athens (hüstel, prust) solls darum gehen, warum man seine eigenen Lügen glauben kann. Das doppelte Denken beginnt in der Erziehung, na klar. Da wird eine Sache vorgelebt und eine andere gefordert.
Ausserdem wird dem Kind gesagt, es müsse den Erwachsenen gehorchen, solle sich aber gegenüber den anderen Kindern behaupten (Rollenwechsel).
Das Kind lernt, das es schwach und stark, je nach Kontext, sein soll. Es sieht nun die Schwächen der Eltern, kann aber möglicherweise nicht mit ihnen darüber reden. Und es wird belogen. Es wird ihm erzählt, das Schwäche schlecht sei und dominante Reaktionen nach sich ziehe (das "Recht des Stärkeren").Diese Sachen in Kombination machen das Verhängnis aus.
Das Lügen und das Negativieren von Schwäche beim Erlernen und Wechseln von Rollen.
Das kann im extremen Fall bedeuten, dass das Kind Prügel ertragen muss, die ihm beweisen, dass es schwach ist und ihm erzählt wird, dadurch werde es stärker, aber auch Aufmerksamkeitsentzug und psychische Härte erfüllen ihren Zweck.
Der Fehler der Selbstlüge, dieser Hang kann eigentlich nur entstehen, wenn sich die dominierende Macht eben nicht als fehlerhaft zu erkennen gibt. Zeigt sie ihre Schwächen offen, wird auch der Hang der dominierten Kinder zur Lüge gegen sich selbst geringer sein. Soweit so gut. Die Stärke, die wir im Leben zeigen sollen ist eine Kopie einer erlernten.
Ich will eigentlich etwas zur wirtschaftlichen Förderung der Lüge und Selbstlüge sagen. Die kommt in dem schönen Wort Werbung daher, auch in Bewerbung, eigentlich herkünftig aus dem sozialen Bereich, siehe Partnerwerbung. Früher nannte man wirtschaftliche und staatliche Werbung Reklame und Propaganda. Die meisten Produktwerbungen sind schwache Form der Lügen, man habe das Beste, Schönste, Edelste erschaffen, sehet her. Und der Hersteller glaubt das irgendwann selber. Die harte Form der Lüge ist elementarer angesiedelt in der Systemkonditionierung oder fortgesetzten Erziehung in den Institutionen, bekannt unter den Wörtern Leitbild und Firmenphilosophie. Wer gedacht hat, seinen Eltern, Lehrern und Pfarrern entronnen zu sein, kommt unter Umständen zum Militär. Hier wird weiterpoliert und später im Unternehmen kommt der Rest. Los geht es bei der Bewerbung, wo gelogen werden muss, ohne rot zu werden. Später müssen die Ergebnisse beschönigt werden und die Firma präsentiert, man darf diese nicht "in den Sack hauen". Ausserdem müssen Untergebene befehligt und Befehle entgegengenommen werden, die unter Umständen im Blendschein des Leitbildes verlogen sind (Zwiespalt). Der Gerechtigkeitssinn wird, wenn er es nicht schon ist, verbogen. Vorgesetzte sind oft eine Art Elternersatz für Menschen, die unter ihren Eltern zu leiden hatten und genau diese Art von Macht wird ihnen fälschlicherweise zugestanden.
Weiter zieht es sich ins Privatleben, wo es Dinge gibt, die man den anderen nicht sagen "kann".
man wird zum "Ausweicher", wenn es um unangenehme Themen geht. Dieses Ausweichen kann wegrennen sein, aber auch ungemein eloquent verpackt oder Brüllen (wer schreit hat Unrecht).
Warum glaubt man aber sich selbst? Weil das Gehirn einen dynamischen Speicher hat. Alles, was oft wiederholt wird, hebt sich besonders stark hervor. Es ist so schneller parat als die unbequeme und längliche Wahrheit. Das ist schon seit 70 Jahren bekannt, ne.
Die Hervorhebung der Wahrheit ist ein anstrengender, energetisch aufwendiger Prozess.
Um diesen Prozess durchführen zu können, müssen Voraussetzungen vorhanden sein.
Dazu vielleicht nächstes Mal aber warum tut die Wahrheit denn nun weh? Weil wir durch sie unsere Schwäche erfahren, unsere Ohnmacht. Und wenn Ohnmacht assoziiert ist mit Demütigung und Furcht, ist doch alles klar.
Dann wäre da noch unser Glaube an die Einheit von Macht, Schönheit, Symmetrie, Güte, Absolutheit und Einfachheit.
Aber halt, hier ist was falsch. Das absolut. An etwas Absolutes zu glauben ist schlichtweg verrückt. So verrückt, das man Widerparte erfinden muss, um nicht verrückt zu werden.
Der absolute Glaube an sich selbst mündet in ominöse ungückliche Umstände, die einem angeblich widerfahren genau so wie der Glaube an einen absoluten Gott im Teufel mündet. Und weil man es gern einfach möchte, braucht es auch einen privaten Teufel in Form einer Verschwörung. Die Paranoia ist geboren, wie sie in Chefetagen gerne schädlich ihre Kreise zieht.
Deswegen hat die Wissenschaft später (oder früher, wenn man die Griechen mit einbezieht) die Approximation erfunden. Approximationen haben Beschränkungen. Beschränkte (pantheistische) Götter und beschränktes Ich haben eine gesunde Basis.
Absolute Wahrheiten sind Lügen.
Jaja, jetzt kommen gleich die Mathematiker und sagen, aber! Aber das ist ja ganz einfach. Solange man absolut gedachte Dinge nicht versucht, in die Realität umzusetzen, ist doch alles in Ordnung.
Der Glaube an einen absoluten Gott ist übrigens vorzüglich vereinbar mit einem absoluten Glauben an sich selbst (oder sein Ersatz-Ich oder auch sein negativiertes Ich). Der Glaube an etwas Absurdes kann nur gedeckelt werden mit dem Glauben, dass Absurdität absolut ist.
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PS: Der ganze düstere und schöngeistige Kladderradatsch der letzten Wochen gebündelt hier noch mal auf Bookrix.
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