Sonntag, 10. Februar 2008

Wie ich denke

Aus Gründen besserer Kommunikation bat N. mich, darüber nachzudenken und ihr nachzeitlich zu offerieren, wie ich denke, die Bahnen, die Muster, die Phasen.
Das ist doch mal etwas interessantes.

Beginnen wir mal mit der untersten Schicht, der Persönlichkeit, wie sie so genetisch angelegt ist. Grundlegend bin ich ein sehr fröhlicher, schelmischer, kontaktfreudiger Mensch, Sonnyboy usw. Dem gegenüber steht eine erlernte Ernsthaftigkeit, Traurigkeit und Misstrauen.
Aus der zweiten Komponente hat sich die nüchterne, analytische, alles an sich raffende Ratio entwickelt, denn man hatte gelernt, alles unrationale und unbekannte bedeutet potentielle Gefahr. Die Ratio ist ein Vielfrass und lässt dem lustigen Burschen wenig Platz, platt an die Wand gepresst muss er kräftig treten, wenn er mal was sagen will.

Daher auch folgende Strukturen, der Dicken gehorchend: nicht greifbares wird als nicht vorhanden eingestuft.
Gefühle werden begründet, ordentliche Strukturen werden als beruhigend empfunden.

Damit kommen wir zu den Phasen bzw. Modi: der Frohsinn-Modus. Dieser Modus beruht hauptsächlich aus Intuition und Gefühl. Rationelles wird eher verballhornt oder als Klugschwätzerei gewertet. Lässt der andere nicht locker, wird auf den Sachlichkeitsmodus zurückgeschaltet.
Der Rationalisierungsmodus wird immer dann eingeschaltet, wenn etwas als nicht angenehm eingestuft wird oder Spass aus Erkenntnis gewonnen werden kann. Dann versucht man, durch Ordnung und Versachlichung, Abstand und Einsicht zu gewinnen. Denn man hat erkannt, mit Intuition kommt man nicht weiter (eigene Grenzen).

Der Trance-Modus (ein Über-Modus bzw. mein Hauptmodus) beinhaltet angenehme Gedankenleere, innere Ruhe, aber auch Phantasien, Gedankenspiele, Selbstbelustigung, musikalische Variationen fernab der aktuellen Realität. Er ist entstandem, weil ich als Kind oft gelangweilt und allein war. Dieser Modus verstärkt sich selbst, je länger er dauert. Störungen beim Tagträumen werden als sehr unangenehm empfunden, besonders abrupte Störungen münden in Depression, Aggression und Beleidigtsein. (äusserlich unbegründet).

Dieser Modus ist verknüpft mit dem assoziativen und dem Gedankensprung-Modus:
Phase unzusammenhängenden Denkens und Handelns, Aufgaben werden chaotisch erledigt, vieles nebeneinander, unkonzentriert, schlamperig. Hilfe wird hier dankend angenommen, aber unter Vorbedingungen s.u.

Panik & Depressionsmodus (sehr) stark entkoppelt: Einkapselung, tagelange Gedankenleere, einzelne Gedankengänge, Bilder und Melodien dominieren. Einzige Hilfe: echte Fröhlichkeit, Witze, intellektueller Reiz, Lob.

Unproduktiv sind Hilfsangebote mit ausblick auf negative Folgen (erzeugt mehr Panik), gute Ratschläge (erzeugen Sarkasmus und Fremdhaftigkeitsgefühl), Einforderung von Funktionstüchtigkeit (das klappt doch sonst immer so gut): Gefühl des Unverstandenseins. Hier gibt es ein Problem: Ich kann mich nicht gut verteidigen. Widerworte sind nicht viele in meinem Programm. Ich nehme dann eher innerlich Abstand. Folgt der andere dann nach und dringt in mich, gerate ich in Panik.
Wie man sieht bin ich ein introvertierter Typ.

Wie bekommt man meine Aufmerksamkeit: in dem man mir einen intellektuellen Anreiz verschafft und meinen Humor anspricht. Auch wenn es um ernstes geht. Diese Startphase dient praktisch dazu, mich aus dem "Trancemodus" aufzuwecken.
Wie behält man meine Aufmerksamkeit: in dem man mir einen Überblick verschafft, welche Themen werden angesprochen, warum und wie lange.

Wie weckt man mein Interesse für schwierige Themen: indem man mir die Schwierigkeit vor Augen führt, das muss aber gut ausgeklügelt sein, also die Schwierigkeiten an sich müssen durcherklärt sein. Dann wird mein Jagdinstinkt geweckt.
Wie verliert man mein Interesse: ungewollt, ich meine das Thema durchschaut zu haben und beschäftige mich nicht mehr damit. Ich schalte ab, lasse den anderen aus Höflichkeit aber ausreden, damit er hoffentlich zu den selben Schlussfolgerungen kommt wie ich. Merkmal: ich schaue abwesend, bin nervös.
Abhilfe ist da häufiges Fragen: wie siehst du das und erkär mir das.
Bei längeren Reden soll man die Schlussfolgerung und Motivation vornanstellen (oft kann damit schon das Thema abgeschlossen werden)
Bei Übereinstimmung besteht bei mir kein weiteres Redebedürfnis.

Mir unwichtige Themen sind in meinem Kopf oft schon durchdacht und auf wenige Sätze reduziert. Dabei habe ich Unbehagen, längere Erkärungen dazu abzugeben und Schwierigkeiten, lakonisches weich zu verpacken. Auch hier: wichtige Aspekte und Neues vornanstellen, Erwartungen eingeschlossen.
Wichtig: Unklare und gemischte Forderungen erzeugen Chaos in meinem kopf. Ich schalte dann ab oder werde unwirsch oder frage wiederholt "Und was bedeutet das genau?"

Unklare schlechte Gefühle sollten vor mir nicht überspielt werden. Ich gehe davon aus, dass sich die Person fühlt, wie sie sich gibt. Mein Mitgefühl kann man ansprechen in dem man sagt, dass man sich nicht gut fühlt, da ich oft auch nicht so einfach mitbekomme wies dem anderen geht. Dann das Problem gemeinsam lösen wollen und auf Forderungen verzichten: Du musst (ich muss nämlich gar nichts) auch auf negative Ausblicke verzichten: "sonst werde ich" (dann mach doch). Sondern erstmal das Gefühl und damit zusammen hängendes herauslassen (manchmal ist etwas ganz unerwartetes der Auslöser und nicht der andere). Dann kann man einen Vorschlag bringen oder um einen Vorschlag bitten (Wichtig: als Bitte formuliert) wenn ich damit noch nichts anfangen kann, unterstützend wirken (komm wir machen gemeinsam einen Plan).
Meine Plan- und Gesprächsstrategie ist kooperativ, deswegen kann ich mit Wegwischargumenten nichts anfangen: "Das taugt doch nichts." Darauf folgt prompt: "Was genau taugt daran nichts?" Ich denke, jeder Vorschlag setzt sich aus Puzzleteilen zusammen, grösstenteils wechselbar sind, so dass ein gutes Patchwork daraus entstehen kann.
Ich kann mich auch schlecht entscheiden. Meine Auswahlkriterien sind sehr kindlich geblieben, nicht gut entwickelt. Deswegen mache ich gern, einfach was mir in den Sinn kommt und ärgere mich später.

Dienstag, 15. Januar 2008

Operation impending doom

So, das waren zwei wochen ferien für die lesedurststrecke. es ist viel passiert und das habe ich alles schon wieder brav vergessen. ich habe kein kurzzeitgedächtnis und ins langzeitgedächtnis schaffen es nur auserwählte äh, dingsdas. ach ja ich wollte was über planung schreiben. die planung des unglücks. nur kurz. ich habe mir so ein buch gekauft "feeling good", über verhaltenstherapie und auch was im inet gelesen über nlp. da steht: unglück ist kein zufall, auch unglück ist geplant. also nicht jetzt von der zarten schicksalsgöttin oder was, sondern von mir höchstselbst, also mein unglück jetzt, herrgottnochmal. dafür braucht es strategien. eine strategie ist Prokrastination, was jetzt nichts schweineartiges ist, sondern schlicht das gute-alte-vorsicherschieben-bis-der-haufen-platzt. das mache ich gerne. zweite strategie ist die negative weissagung: "das wird nichts". und die dritte strategie (und ich bin sicher deren gibt es noch mehr) ist dinge zu tun, die einem keinen spass machen. warum man das macht? aus höflichkeit oder weil einem langweilig ist. dabei ist langeweile selbst keine unglücksstrategie! deswegen leute, fleissig den schreibtisch abarbeiten und nachdenken!

was auch gut ist, ist selbstmitleid. selbstmitleid (hat mitleid) ist eine droge, so.
but the drugs dont würg, sagt der sachse.

ah, ja ich wollte auch von meinem hypochondrismus erzählen. ich hab mir schon einige krankheiten eingebildet, angefangen hat es 2003 (das heisse jahr) mit einem herzinfarkt. es folgten lungenkrebs, lymphknotenkrebs, bauchspeicheldrüsenkrebs, nieren- und leberkrebs, psittakose, schizophrenie, muskelschwund, rheumatismus, diabetes, gelbsucht, augenkrebs, parkinson, demenz, hirnhautentzündung, multiple sklerose und hundebandwurm. vielleicht fällt mir später noch was ein. eindeutig habe ich schon zuviel medizinkram gelesen. alle krebsbroschüren und alle als-broschüren habe ich gelesen, jawohl.

tja was soll man auch tun, wenn der körper psychosomatisch herumspinnt. etwa daumendrehen? aber besser net son kram lesen.

tja, was soll ich noch erzählen? ich geh zur massage. da liegt man auf dem bauch und guckt durch ein loch "hervorragende perspektive" und durchknuddeln. danach die fangopackung "ist am angang kalt". in der kabine nebenan liegt die eine oder andere bankerin, auch so halbnackig und erzählt aus dem nähkästchen (also nicht, das ich jetzt glaube, das sie eins hat). dann bekomme ich einen besen in die hand und muss anspannen. wer jetzt also gerne erwachsenen befehle erteilt und halbnackigen bei unwürdigen stellungen zusieht, noch besser, herabsieht, sollte unbedingt physiotherapeut werden.

manchmal bin ich ein snob und fahre per taxi zum termin. macht ihr das auch? also ich hasse zu spät kommen. jetzt, wo ich ein bische geld verdiene, kann ichs einfach drauf anlegen. entweder die bahn kommt. wenn nicht, zeige ich dem schicksal den stinkefinger. taxi geht immer. das mit dem eigenen auto erzähle ich später.

tja arbeit. ich habe mal kurz den booster eingelegt und bin auch gelobt worden.
so, nun muss der herr hypochonder aber dr. house gucken gehen. bis denne.

Sonntag, 6. Januar 2008

Mexico Stadt, Urlaub Sept. 2007 - 4

Hallo , da bin ich mal wieder aus Mexico Stadt. Also, was ist in den letzten Tagen passiert: Zuerst einmal war ich im Zoo. Und da ist der Eintritt FREI. Auch Sonntags in allen Museen (Schäm dich, Deutschland). Da hatten sie einige aussergewoehnliche Tiere, so 4 Pandas, die sich den Rücken kratzten, Yaks und Wuestenfuechse (kleiner gelber Wüstenfuchs, hehe). Und auch wieder ein Schmetterlingshaus, hachnee, wie schön. Ich hab mich erst mal gewundert, warum da: "Nicht Rennen!" stand, bis ich versucht habe, die Racker vor die Linse zu bekommen. -Bleibst Du sitzen! Tsss. Nah!-
Tags darauf bin ich die Runde mit dem Turibus durch den Grosstadtsmog gefahren, das erste Mal, das ich in so einem Doppeldecker durch eine Stadt gehirscht bin. Da auf dem Sonnendeck, das ist nur für Hartgesottene. Die Sonne fritiert dich und das Ozon gerbt deine Lunge, bis du alles lila siehst. Abends dann war ich mit der Angelica in einem Kindermuseum, aehnlich wie wir das in Dresden im Hygienemuseum haben mit vielem Zeug zum druecken und herumspielen, z.B. Riesenseifenblasen (platzen beim Drücken), Papalote heisst das. Tja und dann ging es per Bus in eine bildhuebsche Krankenhaus Kleinstadt am Rande der Stadt mit vielen alten Gebaeuden, farbenfrohen Anstrichen und engen Gassen (die "Kussgasse" ist so eng, das Körperkontakt unvermeidlich ist), etwa Meissen auf mexicanisch. Oder Freiberg, weil da auch Erzkanzlerwagen herumstanden (Sogenannte Grubenhunde, wie der Fachmann weiss). Auch einen schönen Markt hatten die da, mit Puppen, Hueten (und Puppenhüten) und Tortillaschachteln, was der Tourist eben so braucht. Das musikalische Program besorgte der oertliche Studentenverein, sehr humorvoll, so mit Spasseinlagen. Wie das die Anwohner finden, so oft beschallt zu werden, weiss ich nicht. Ja, war aber mal was anderes. Eine wirklich tolle Stadt, dieses Guanajuato. Das Umland hier ist wenig reizvoll fuer den deutschen Wandersmann, nur ganz wenig Bäume, eher Gras, Büsche und Kakteen + reichlich Sonne. Aber vom Bus aus nett, auch die Agavenfelder fuer den Schnaps, ja. Da weiss man doch, das fuer alles gesorgt ist .

Als nächstes gings noch mal in so ein Kuenstlerviertel hier, natuerlich auch mit Markt, wo man die Werke erstehen kann (unter uns gesagt: von hierher wird der naechste Gogh nicht kommen ). Ja, auch Indianertaenzer, die einem die Absolution per Raeuchertopf erteilen koennen. Das Viertel (Coyoacan) erinnerte mich eher an Californien, alles kleine Betonhäusle mit Gehsteigen und Bäumsche drumrum. Da gibt es auch einen beruehmten, nun ja, Coffeeshop, da stehen die Leute bis um die Ecke an, nur fuer nen Becher Kaffee! Muss wirklich gut sein. In einem Antiquariat erstand ich: "Das Hausbuch deutscher Lyrik" von 1910 fuer 3 euro (haben Sie unbedingt immer etwas deutsche Lyrik im Haus, die Nachbarn leihn das gerne aus!) Ja und nun mach ich erst mal einen Ruhetag, sprach der Herrgott, öh ja. Postkarten erstehen und ausfuellen usw.

Mit dem Essen ist es wirklich so, ich tippe einfach irgendwo drauf, wo nicht Torta (der Doener, man erinnere sich) oder Mole (eine braune Masse, die nach einer Mischung Pappe, Bohnen, Kaffee und Chili schmeckt)draufsteht und schon kommt ein Ueberraschungsmenue.
Langsam sehne ich mich auch schon wieder nach trinkbarem Wasser aus dem Henne Hahn, Amseln Ampeln und funktionierenden Toiletten, ach ja und keine Flugzeuge, die nachts halbstuendlich ueber das Haus fliegen (O-Ton: fuuuuuuuuuuuiiiiiiiiiiiiiffffffff), falls ich das noch nicht erwaehnt hatte.

Ja und dann war ich noch im Kastilio von Kaiser Maximilian und seiner Charlotta (oh, du lieber Kunstschatz!) und im MAP (Museum fuer populaere Kunst) , wo ich eine Catrina (für Europäer eine irritierend morbide Vereinigung aus Lebensfreude und Gerippe) für den heimischen Kaminsims kaufte und im Palast der schoenen Kuenste, der sehr gut aussieht und in den ich gern einziehen wuerde, als Maximilian XL. Davor tummeln sich Polaroidfotografen, die das Digitalzeitalter verschlafen haben und dem entsprechend verhaermt aussehen. Gleich nebenan die Post, so ein Monumentalbau der ganz ehrfuerchtig macht. Innendrin auch alles handgedengelt aus Vorkriegszeiten von italienischen Kunstschmieden. Also die güldenen Gatter, hinter denen die Angestellten sitzen. Und da darf man den Sozialismus lateinamerikanischen Lebensstil in seinen schoensten Blueten erleben, weil es fuer jeden Quatsch einen eigenen Schalter gibt (fuer Briefmarken gleich zwei, weil einer ist fuer Sondermarken, klar), der halbstuendlich von einem der Angstellten frequentiert wird, die nur 2 Meter weiter am Sekretär sinnierend stumm und taub die Kunden missachten.

Und bei der Frida Kahlo in ihrer Wohnung war ich, die samt ihrem Mann Diego Riviera eine beinharte Kommunistin war (er mochte Lenin, sie Stalin mehr). Da brauch man sich nur mal das Wandgemaelde von Riviera im Kunstpalast anschaun, jawoll. Ja, das Wohnhaeusle ist recht klein und blau und es gibt da fast keine Gemaelde oder so was zu sehen, eher persoenliche Dinge und ein paar Bleistiftskizzen. Uebrigens, wenn man den Satz "ésta no es la entrada, ésta es la salida" im Museum mal hoert, nicht wundern, sondern einfach dahin gehen, wo der Aufpasser hinzeigt.
Die Angelica hat mit mir auch in saemtlichen wichtigen gastronomischen Einrichtungen der Stadt diniert, auch zwei so Nobelrestaurants, in denen ich mit meinen 15-Dollar-Jeans extrem deplaziert aussah. Aber die Kellner sehen nur das Geld, wie sich das eben gehoert. Man will ja nicht zufaellig einen exzentrischen Milliardaer vor die Tuere setzen. Ich hab immer Fisch gegessen, weil Schweinsfleischbatzen gibt es zu Hause dann wieder genug. Waehlt man im mexicanischen Nobelrestaurant einen billigen Wein, schmeckt der auch so (etwa Marke Amselkeller). Also nicht auf den Geschmack des Hauses verlassen. So, bis denne.

Mexico Stadt, Urlaub Sept. 2007 - 3

Hi, wieder ein Tag rum, recht unspektakulaer und deswegen erstmal ein paar Kleinigkeiten. Heut frueh habe ich meine ersten Geckos gesehen, die klein und braun den Baum hoch krauchten. Dazu genoss ich einen frisch gemixten + gepressten Orangen-Bananen-Honig-Saft. Dann noch die Beobachtung, dass die Mexikaner Meister des Nebenherverkaufs sind. Die brauchen im Prinzip gar keine Laeden. Schreibmaterial wird im Restaurant verkauft, CDs im Bus (von Verkaeufern, die Lautsprecher umgeschnallt haben), Handtaschen und Rucksaecke im Park, auch Uhren usw., Moebel an der Strassenkreuzung (also Stuehle und so). Das Auto wird, so kaputt, gleich am Bordstein repariert, man/frau kann derweil schön drinnen sitzen bleiben.
Ja und dann kann man natuerlich noch die gruenen Kaefer erwaehnen (Taxis), bei denen der Vordersitz herausgerissen ist, damit der Fahrgast beim Dreituerer besser einsteigen kann. Trotzdem koennen 4 Fahrgaeste mit und anschnallen ist fuer Feiglinge. Ach habe ich schon erwaehnt, das die Autos beim Abbiegen nicht blinken?
Tja, was kann man noch sagen: Die Strassenfuehrung ist so ein bischen wie die Winkelgasse oder den Hogwarts-Express zu finden. Es gibt kein rechts und links mehr, sondern sowas wie Sued-Sued-West und so weiter. Tueckische Gabelungen verschlingen den erschrockenen Touristen allenthalben und spucken ihn eine halbe Stunde spaeter da aus, wo er herkam. Das Hotel ist auch ein Abenteuer: gestern musste ich in den Klokasten greifen, um den Spuehlungsstoepsel festzuhalten. Ja, lach du nur....
Intermezzo: Die drei Arthurs Also weiter wir haben hier 3 gleichaussehende Surfertypen (blond, 1,90), die ich alle einfach mal Arthur nenne. Der eine hat einen Wecker: (im Achtbettzimmer!) dabei, so einen der immer lauter wird. Der geht immer halb acht los. Dann drueckt der Arthur auf Schlummer....ach suesser Schlummer... dann geht das Ding, mit teuflischer Präzision, wieder los usw. Die anderen zwei sind Englaender. Die quatschen immer bis 6 Uhr morgens und diese Nacht haben sie sogar das Alphabetlied gesungen (nicht schoen, aber laut). Danach kommen sie in den Schlafraum, um weiter Gespräche oder Selbstgespräche zu halten, in Falle dessen einer von beiden schon schläft. Wenn sich Arthur 1-3 nicht grad gern vor den Maedels selbst reden hoeren, chatten sie im internet. Vor die Tuer gehen sie jedenfalls nicht (?) Da koennen schon manchmal alttestamentarische Gefuehle wach werden. Naja und die Teens und Twens feiern natuerlich jeden Tag, den sie frei von ihren Eltern haben, mit ordentlich Bier und Schnaps, jawohl. Ist ja auch richtig.
Weiter im Hauptteil: Die Tauben sind in Mexiko ganz klein und hellbraun, auch sehr niedlich. Mein Name heisst hier: lecker (muy gusto, sagt die Kiosktante mit den leckeren Saeften) oder reich. Das ist natuerlich immer einen Spass wert. Die Saftfrau macht die Drinks mit Saftpresse und Mixer. Dann kippt sie das Zeug in den Becher und man muss abtrinken. Nun kippt sie den Rest hinterher und macht den Deckel drauf. Also heute war ich nur im anthropologischen Museum, habe mir Masken und Statuen angeschaut und meinen persoenlichen Fotokatalog erstellt. Fuer jeden, der obskure Kunst mag, ist das Indianerzeug ein Muss. Das war schon das Tagesprogramm und nun ist das Geld alle, aber Gott sei dank gibt es ja Western Union. Morgen schau ich mir mal den Marktplatz an, und der TURIBUS wartet ja auch noch auf mich.
Nachdem ich gestern nur eine Tuete Chips zu essen hatte gab es heute wieder Eier, Speck und Bohnen im "Cafesito de Paris". Die Kellner hier scheinen um das Geheimnis guter Verdauung zu wissen, denn das Essen ist zwar sehr schnell da, aber die Rechnung bekommt man fruehestens eine halbe Stunde nach Ende der Mahlzeit. Da hilft auch kein Betteln (naja das ist geflunkert, ok). Mit 200 Pesos muss der Chef auch schon mal um die Ecke wechseln gehen. Ich habe auch noch was andres heraus bekommen: wenn man ordentlich Trinkgeld gibt, wird der Tisch das naechste mal reichlicher gedeckt. Heute bekam ich naemlich einen Orangensaft und ein Croissant extra. Busfahren, da bin ich jetzt schon gut drin! Tja heute war ich auf dem Markt, wo der uebliche Plastikkram aus China vertickt wird. Es gab aber auch Hakenkreuzflaggen. Zwei imposante Kirchen standen da auch rum, sowas wie der Petersdom fuer Mexico, schief stehen die wie der Pisaturm, weil der Boden darunter ja sumpfig oder das der Fluch der alten Indianer ist (gleich mehr dazu), deren Tempel fuer die spanischen Bauten entsteint wurden. Da meine Batterien leer waren, kaufte ich neue fuer den Fotoapparat, nur um festzustellen, das sie mir wiederum leere verkauft haben. Ein Geldmachtipp! Als echter Depp habe ich das natuerlich zweimal versucht. Danach gings zum Templo Mayor der Mexica-Indios.
Also frueher war das alles Montezumas Reich, weiss man ja. Die Leute haben wie in Venedig eine Stadt in einen See hineingebaut, indem sie Baumstaemme in den See rammten und dann Erde + Steine reinfuellten, natuerlich ist das auch immer wieder abgesackt. Und Totenschaedelmotive ueberall. Die Ruinen kann man uebrigens nur sehen, weil der Boden sich hier (anders als bei der Kathedrale) wieder gehoben hat. Schoenes Museum auch anbei. Als ich wieder draussen war, hab ich zwei Typen gesehen, die sich mit Guerteln verpruegelten.
Also ein junger Typ verfolgte einen aelteren, der sich zu wehren versuchte. Ich stelle mir vor, dass der Juengere ein Schuhputzer war, der um seinen Lohn betrogen wurde :D Danach ab in ein Restaurant mit orakularer Kohlrabisuppe, in der etwas herumschwamm, was wie ein gekochter Huehnerhals aussah. Der uebliche Mariachi schwob auch bald zur Stelle, welcher mich mal wieder davon ueberzeugt hat, das es nicht genuegt, beim Gesang nur die Toene zu treffen. Die Stimme muss auch angenehm sein. El Cantante klang so formumrundet wie Senor Technokermit. Er konkurrierte mit einer Flex und einem Boschhammer aus dem Obergeschoss, wo noch gebaut wurde. Das Betteln haben sie aber hier auch drauf.
Auf dem Rueckweg kaufte ich mir noch ein Bier, was hier verschlossen wird und nur auf Anfrage herausgegeben. Dann fiel mir noch ein Taxifahrer auf, der seinen Kaefer ueber die Kreuzung schob... war fuer kurze Zeit im Regen auf einer Verkehrsinsel gefangen, umbrandet von der Blechlawine... und kam dann durchweicht zurueck zum Hostel.