lebte eine Königstochter,
schöner noch als selbst die Sonne,
wenn sie in ihr Antlitz schien.
Nah beim Schlosse lag ein Wald
dann in diesem Walde bald,
fand sich eine große Linde und
an diesem kühlen Ort
saß am Brunnen jenes Mädchen
herzlich gern und spielte dort.
Eine Kugel ganz aus Gold
warf sie hoch und fing sie wieder
ihrem Spielzeug war sie hold,
und sang dabei Kinderlieder.
Eines Tages fiel die Kugel
nicht aus der Höhe in ihr Händchen,
sondern sie schlug auf den Stein
und sie sprang darauf vom Rändchen
platschend in das Nass hinein.
Mit großen Augen folgte ihr
nach die junge Werferin,
doch der Brunnen hier war tief,
tief und ohne Grund darin.
So weinte sie nun bitter drein
da rief jemand laut ihr zu:
„Bist du nicht die Königstochter?
Sag, was störst du meine Ruh,
und schreist, dass sich erbarmt ein Stein?"
Sie blickte um sich voller Scham,
woher diese Stimme kam,
und sah einen Frosch der bläßlich
seinen Kopf, der dick und häßlich,
aus dem Brunnenwasser hob.
Und sie sagte ihm darob:
"Ach du bists, altes Wassertier!
Um einen goldnen Ball den meinen,
der an diesem Brunnen hier
mir aus meinen Händen fiel,
muss ich unaufhörlich weinen."
"Nun sei schon still und weine nicht",
sprach der Frosch mit viel Gespür.
"Denn ich bring ihn dir ans Licht,
doch was gibst du mir dafür?"
"Alles was du willst und mehr,
Kleider, Perlen, Edelsteine,
auch die Krone, die ich trage,
all das geb ich dir dafür,
wenn den Ball du bringst zutage."
Und sie dachte, lass ihn schwatzen,
nur schnell herauf den goldnen Batzen!
Ein Frosch sitzt gern bei seinesgleichen
in den trüben Fröscheteichen.
Deshalb kann er keinesfalls
einem Mensch das Wasser reichen.
„Bringst du meine Kugel mir,
bekommst du alles das dafür
was du dir wünschst und obendrauf
Küsschen noch von mir zuhauf.“
Der Lurch, sobald sie das gehaucht,
ist sogleich zum Grund getaucht,
sank hinab und kam dann wieder
aus dem Schacht heraufgekrochen.
Und aus dem Froschemaul hernieder,
fiel die Kugel wie versprochen.
Die Königstochter war voll Freude,
als sie ihr schönes Spielzeug sah,
sie hob es auf und sprang hinfort.
Der Frosch saß wie ein Pudel da.
Was galt der jungen Dame Wort?
"Warte, warte," rief der Frosch,
"nimm mich mit, ich bin so klein!"
Doch sie blieb taub und daher hüpfte
er den ganzen Weg allein.
Tags drauf hatte die Prinzessin alles wohl vergessen
und mit dem Hofstaat beim Salat zu Tische schon gesessen.
Da kam von der Marmortreppe "Plitscheplatsche" ein Geräusch
Und es klopfte an der Tür: "Ich rufe Königstochter, Euch!"
Sie lief die Treppen schnell herab, zu sehn, wer vor dem Tor,
doch als sie es öffnete, saß nur der Frosch davor.
Sie warf die Tür ins Schloß ganz ängstlich
und stieg wieder zu den Tafelnden empor.
Der König sah, dass ihr das Herze klopfte bis zum Hals,
und sprach "Was ist da außerhalb unseres Portals?
Ists ein Riese der die Keule schwingt wie ein Barbar?"
"Nein da sitzet nur ein Frosch, der mein Retter war."
"Als im Wald ich gestern war und meine Kugel fiel,
in den tiefen Lindenbrunnen dann bei meinem Spiel,
Da weinte ich so bitterlich in allerhöchster Not,
dass jener Frosch mir gegen Pfand seine Hilfe bot.
So verlangte er durchaus, mein Gesell zu sein,
doch ich dacht niemals könnte er hier zur Tür herein.
Aber nun ist er da draußen justament am Schrei'n."
"Mach mir auf, mach mir auf, Königstochter, jüngste,
weißt du, was du mir versprachst für meine guten Dienste?"
"Was du ihm versprochen hast, musst du nun auch halten.
Mach ihm auf, gehorche deinem Vater, deinem alten!"
Sie öffnete die Tür betrübt und es sprang herein,
die Treppe hoch zu ihrem Stuhl, das freche Fröschelein.
Da saß es schließlich und es rief "Heb mich zu dir empor!"
Und es aß seinen Kopfsalat, bis ihr der Mut gefror.
Gang für Gang ließ sich der Frosch die guten Speisen schmecken,
Ihr jedoch blieb jeder Bissen fast im Halse stecken.
Der Frosch bedankte sich bei ihr sehr für das Bankett,
"Nun bring mich, Mädchen," sagte er, "in dein Himmelbett!"
Der Königstochter schauderte es vor dem kalten Lurch.
Als sie ihn fasste fuhr ein rechter Ekel durch sie durch.
Der König aber zornig sprach "Du sollst ihn nicht verachten!
Er half dir und er darf dafür bei dir übernachten!"
Mit zwei Fingern trug sie ihn hinauf ins Ruhezimmer,
in ein Eck schob sie ihn schnell, doch kam es noch schlimmer,
denn gerade als sie ging zur verdienten Ruh,
kroch er heran "Ich will bequem schlafen so wie du."
Bitterböse warf sie nun den Quaker an die Wand,
mit vollen Kräften worauf er mit einem "Plopp" verschwand.
"Du alter garstger Forsch kannst nie zu meinem Freunde taugen!"
Doch nun stand da ein Königssohn mit wunderschönen Augen.
Eine Hexe hätte ihn verzaubert, eine böse,
und lange hätte er gewartet, dass man ihn erlöse.
Morgen würden sie dann reisen in sein Heimatreich,
Darauf gingen sie zu Bett und sie schliefen gleich.
Am andern Morgen als die helle Sonne sie geweckt,
kam ein Wagen vorgefahrn, mit Federn angesteckt,
Acht weiße Rosse standen da, in güldenem Gezäum,
von hinten rief ein Diener froh "Ach Prinz, wir kehren heim!"
Der Diener war der treue Heinrich der in seinem Schmerz,
drei harte Ringe hatte legen lassen um sein Herz.
Denn es sollte nicht vor lauter Traurigkeit zerspringen,
Bis er endlich könnt den Herrn heil nach Hause bringen.
Als sie dann ein Stück des langen Wegs gefahrn hernach,
gab es einen lauten Knall als ob ein Rad zerbrach.
Der Prinz schob seinen Kopf hinaus zum Fenster und er sprach:
"Heinrich der Wagen bricht!"
"Nein Herr der Wagen nicht,
es ist ein Band von meinem Herzen,
das da lag in großen Schmerzen,
als Ihr in dem Brunnen saßt,
als ihr noch ein Fröschlein wart."
Noch einmal und noch einmal krachten auf dem Weg die Ringe
und zweimal fragte auch der Prinz, ob es zum Rechten ginge.
So reisten sie zum Märchenschloß und wie ich mich entsinne,
sind sie noch immer ganz wohlauf und allerbester Dinge.