Derweilen unter Wasser:
Ich muss träumen, dachte der kleine Grünling, von seiner schweren
Halskrause befreit. Scheu tasteten seine Scheinwerferaugen durchs
Dunkel. Wie wunderschön sie ist. „Wer bist du?", fragte es. „Ich bin die
Meeresgöttin Margo." „Mein Wille ist es, meine Kinder vor Unrecht zu
beschützen." „Danke!" „Leider kann ich nicht überall sein" Jetzt sah sie
traurig aus. „Was für schöne Augen du hast", sprach sie. „Wohin
bringst du mich?" „Nach Haus...." Kroko strahlte vor Glück. „Nach
Haus..." wiederholte es und dachte an das Drosseli.
Unvermittelt rümpfte es die Nase. Irgendetwas roch hier seehr
eigenartig. Blubb, Blubb. Kroko trieb wieder im Sumpf. Blasige Blasen
stiegen um es herum auf, Kleinblasen und Grossblasen. Aua, der Kopf
brummte und puhh, wie das stank! Kroko kannte das von zu Hause: entweder
man hatte Besuch im Teich oder die Luft wurde bald knapp. Auf jeden
Fall hieß es Leine ziehen, denn was immer es war, es war ob der
Blasenzahl mächtiger als der Grünling. Also wieder heraus aus dem Sumpf
und an den Strand, mal sehen was Paketmann so trieb. Auf dem weg dahin
grummelte und bebte der Fußboden so eigenartig und es war beinahe wie
im Traum noch. Es dauerte eine Weile, bis Kroko den Paketmann fand. Der
hatte sich inzwischen aus dem gelben Aufblasdingens und ein paar
Stöcken am Strand eine Art Käfig mit Dach gebaut, unter dem er nun saß
und mit einem Stein wie ein Besessener auf einer der Kugeln
herumklopfte, von denen eine unserem Vierbeiner beinahe auf die Nuss
beziehungsweise den Kopf gefallen war. Neben ihm lag noch ein ganzer
Haufen solcher Kugeln, auch Kokosnüsse genannt...
Forsch
watschelte Kroko darauf zu und biss in eine hinein. Krach. Dann die
nächste. Knack. Und weiter. Die Dinger mussten unschädlich gemacht
werden, bevor sie wieder auf die Bäume kletterten. „Na, da bist du ja
wieder, hee dass sind meine... super, du kriegst sie auf!" war
Paketmanns wirre Begrüßung. Dann sprach er erstmal eine Weile gar
nichts, weil er mit seinem Steinchen und auch den Fingern die weißen
Innereien der Kokosnüsse in sich hineinstopfte und schmatzte. „ Du bist
ein prima Nussknacker", sagte er später. „Komm lass uns ein Nickerchen
machen".
Das war eine vernünftige Idee, aber Kroko wollte es
ein wenig kühler und buddelte sich vorne weiter eine Kuhle in den
feuchten Sand, die sich mit Wasser füllte. Hier ließ es sich vorzüglich
pennen. Schhhhhh, machte das Meer. So ratzten sie eine Weile lang, bis
sie wieder ein Grummeln und Beben aus dem Schlafe riss. Das Kroko
watschelte zum Paketmann und schaute ihn fragend an. „Hast Dus auch
schon mitbekommen, was? Guck mal nach da oben." Es guckte und staunte.
Es gab keinen Zweifel, da war ein ganz schön hoher Berg da oben.
Sonntag, 26. Mai 2024
Das Kroko und die Ventildrossel Teil 6
Donnerstag, 9. Mai 2024
Worte
Bunt sortiert in Muschelgängen,
wo sie purzeln, schieben, drängen,
Schalltierfreunde, klein und niedlich,
harmlos und doch selten friedlich.
Die sich an den Händen fassen
und einander wieder lassen.
Hämmern eifrig an den Dingen,
dass die Schnecken hell erklingen.
Unweit, im Tel’graphenstübchen,
hockt ein recht betagtes Bübchen.
Handlich, was herüberweht,
packt er in ein Sinnpaket.
Herr Denk, Frau Fühl und Old Erfahrung,
brauchen diese Nervennahrung.
Schliesslich wollen diese Fritzen
sie für die Erkenntnis nützen.
Doch Erfahrung weiss auch schon,
Erkenntnis ist nicht nur aus Ton.
Das Wort, nur ein Geräuschbehältnis,
kann nicht sehen, wie die Welt ist.
Ohne Griff und helles Licht
reichts selbst für die Erkenntnis nicht.
Und der Geschmack, oh Graus und Schmach,
geht immer nur der Nase nach.
Mittwoch, 8. Mai 2024
Ritterballade (kooperativ mit Cornelia)
im heißen Land der Bengalen.
Denn unter der heißen Sonne
litt er scheußliche Qualen.
schob eiskalt seinen Todesfrust.
Auch dieser verliebte sich Hals über Kopf,
spielten sie später dann Schach.)
Das Kroko und die Ventildrossel Teil 5
Doch zurück zur
Kaptänskajüte. Nun, wir wollen nicht verheimlichen, dass der Käpt'n
neben jeder Menge Gold auch noch einen Papagei namens Master Mine
besaß. Das war ein schneeweißer Kakadu, der seinen Schopf lustig auf
und nieder stellen konnte und auch sprechen, zum Beispiel: „Galeone in
Sicht! Fertig machen zum entern! Gehauen und gestochen! Spießgesellen!
Spitzbube! Bandit! Teufel, Teufel! Mistviech, halt den Schnabel!" und
so weiter. „Wo hab ich denn deinen Käfig verramscht, Kamerad?" „Dein
neuer Genosse braucht glaub ich, ein wenig gesiebte Luft fürs erste!
Zackige Zähne und gerissene Äuglein! Sicher ist sicher, sonst beißt du
mir im Schlaf eins, zwei die Nase ab, nicht war?" Der stählerne Haken
bohrte sich unter Krokos Kinn „Ich hab dich gleich durchschaut" Und
dann lachte der Schwarzbart, dass die Schärpe wackelte. Und fiel
vornüber aufs Gesicht. Ein mächtiges Wummern erschütterte das Schiff.
Beim vornüber Fallen griff Schwarzbart nach der Tischplatte und warf
das Möbel mit Schwung in die Senkrechte, worauf das Kroko kopfüber in
einem goldenen Krug landete, so das nur noch die Hinterfüße und das
Schwänzchen zu sehen waren. Auch Mr. Graven an Deck, der noch immer
brütete, woher das verdammte Krokodil so plötzlich aufgetaucht, gar vom
Himmel gefallen (er war etwas schlauer als der Käpt'n) war, setzte sich
auf seine vier Buchstaben. Den Dreispitz schob er sich vom Gesicht und
runzelte erneut die Stirn. In den Mannschaftsräumen fielen die
Schlaf-Piraten aus den Kojen, suchten nach ihren Entermessern und
Laternen. In der Kombüse hopsten die Töpfe vom Haken. Holzbeinmann
blickte über die leere, aufgepeitschte Wasseroberfläche. Irgendetwas
Unterseeisches wütete am Schiff und die Gallionsfigur war bereits aus
ihrer Verankerung gerissen und verschwunden.
Da,
ein riesiger, grüner, schuppiger Leib! Da, eine Klaue! Wumm! Mr. Oars
hielt das Ruder und betete. Endlich kam Bewegung an Deck.
Aufgescheuchte Piratenmatrosen brachten ihre Gewehre in Stellung und
schossen ins Wasser. Dann fuhr eine grüne Faust mit einem gewaltigen
Hieb durch die Schiffswand, genau da, wo die Kaptänskajüte lag.
Holzsplitter regneten. Und das Ungeheuer richtete sich auf übers
Wasser. Einige der Matrosen plumpsten in die See. Die anderen erstarrten
vor Entsetzen. Was sie da angriff war, eine riesenhafte Verkörperung
ihrer schuppigen Schutzgöttin Margo, genau, wie sie als Gallionsfigur
vom Bugspriet gehangen hatte. Halb Fisch, Halb Frau. Sie waren
verflucht.
Im Zeitlupentempo zog sie die Faust wieder aus dem
Schiffsrumpf. Etwas güldenes, in ihrer Hand fast winziges blinkte
darin. Triumphierendes Gelächter erschallte. Bösartig und verlockend zu
gleich. Die Männer an Deck hielten sich nun die Ohren zu und besonders
Furchtsame warfen sich mit dem Gesicht zu Boden. Margo riss die Augen
weit auf und schüttelte ihre meeresgrünen Haare. Seetang und –sterne
flogen umher (Mr. Oars bekam einen ins Gesicht). Mit einer flinken
Handbewegung knickte sie den Hauptmast der Brigg, als sei es ein
Streicholz. Ein zufriedenes, meterlanges Lächeln spiegelte sich auf
ihrem Antlitz. Dann versank sie im Meer. Die Brigg, nunmehr ein Wrack,
dippte in ihrem Strudel. Aus dem Kapitänskajütenloch flog etwas Weißes
und schrie:"Hurrra, Hurra, gehauen und gestochen! Auf die Beine ihr
Halunken!". Dann war alles ruhig.