Da
lese ich die zwei Seiten der Geschichte und denke mir hmm, hmm. Gibt es
ein Falsch und ein Richtig? Hmmm, hmm und dann nicke und lächle ich. Wie doch alles
ineinandergreift. Papier und Fleisch und Eisen und Stein und Holz (beispielhaft).
Liebe böse Freunde, ihr grausamen Kinder! Man kann hinsehen und lächeln,
dabei kurz aufstossen oder wegsehen aus dem Fenster, auf die alten
Leute mit ihren Hunden. Ich lasse täglich bestimmt mehrere Menschen
verhungern, irgendwo, bestimmt denn ich zahle keine Spenden. Aber ich kümmere mich auch um jemanden
(bin also nicht wirklich böse). Ich weiss Bescheid. Bescheid wissen kann
aber jeder. Weiss auch jeder. Ich würde sogar gern glauben, wenn das
nicht so lächerlich schiene. I want to believe. Ich bin auch
gebildet, ja, was machen mit der Bildung? Bildung macht doch
schwindelig. Schwindelig vor Ohnmacht. So kurz zum greifen nah ist
(siehe Nichtabbildung Seifenblase). So klar, so kurz davor. Nur ankommen
geht nicht (leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass). Ich werde immer
schneller, ja produktiv, wenn ichs bedenke (und wehe jemand sagt was
anderes). "Platz" (siehe Nichtabbildung Seifenblase). Koffeinträume das
alles, rhytmisches Pochen der Schläfen, Zucken der Finger. Zerrinnt in
Zahlenkolonnen. Ist nicht vergleichbar, nur ähnlich. Papierausscheidung.
Ich sollte Papier essen und mein Essen verschenken. Gib meinem Leben
einen Sinn, sage ich. Die weisse Masse sucht in der grauen Masse, dann
zuckt (siehe Nichtabbildung Abbildung) und sagt:
'Das wars Solo, man
kann doch nicht ewig warten, es kommt da nichts mehr. Nur du gehst. Das
sagen wir dir. Du sitzt in einem Treibhaus.'
'Das weiss ich doch,' antworte ich, 'die alten Leute draussen haben Pelze und die Hunde auch, das seh ich doch.'
'Dann geh doch raus!'
'Woraus?', frage ich.
'Kauf dir einen Hund.'
'Ach, das ist es?'
'JA. Der Hund führt dich.'
Sonntag, 21. Juli 2024
Zwei-Seiten-Torheit
Fraktale Dekonstruktion
Heute geht es weiter in den Kaninchenbau, oh Freunde. Menschliche Gedanken an sich sind fraktaler Natur. Sie sind selbstähnlich, unendlich und man jagt ihnen hinterher bis hin zur Vergrösserung der Vergrösserung der Vergrösserung (einer Kopie einer Kopie). Wer je Fraktalprogramme benutzt hat, weiss, was ich meine. Der Verstand kennt keine Atome, ist nicht auf die Abzählbarkeit der physischen Welt angewiesen (schliesslich konnte er ja nichts davon wissen). Ist man gefangen im Fraktal, nützt es nichts, "auf der Schulter von Giganten" zu stehen, Grösse spielt da eine relative Rolle. Aber man muss den Mut haben, stehen zu bleiben und hinabzuschauen, ja schwieriger noch hinauf, denn jede Ebene ist recht und gut, wenn man erkennen will, dass man in keine Richtung entrinnen kann, solange man sich nach den Gesetzen des irren Gartens bewegt. Und wie kommt man aus einem Irrgarten heraus? Richtig, man muss Löcher durch die Hecken schneiden. Ein Fraktal hat eine gebrochene Dimension, ist etwas knäuel-, schwamm- oder ornamentartiges. Es versucht, eine bestimmte Fläche oder Raum auszufüllen. Dieser Raum kann, Ebene für Ebene, grobschlächtig mit Pfählen abgesteckt werden. So machen es die formalistischen Optimisten. Und so macht es die atomare "Realität". Ob in dieser Approximation Wahrheit liegt, ist irrelevant, denn die Wahrheit ist möglicherweise genau jener seltsame Attraktor, dem es zu entkommen gilt. Mit diesen Pfählen nun haben sie Koordinaten und Abstände und können schauen, wie gross ihr Gigant wirklich ist.
Samstag, 20. Juli 2024
Weckruf eines Erstarrten (Rico's Edit)
Folgend eine Umdichtung bzw. eine Variation des gleichnamigen Gedichtes von Volker Grieß aus seinem Buch "Gezeiten der Wandlung: Gedichte für Menschen auf Wegen der Initiation". Er möge mir den Eingriff verzeihen. Wenn ihr auf das das Original gespannt seit, könnt ihr dem Link folgen und sein Buch erwerben. Es lohnt sich! Dem Stoiker sei auch das Gedicht "Die heitere Schildkröte" empfohlen. Ihr findet es in diesem Gedichtband auf Seite 28. Aber nun zum "Weckruf":
Wir, die aus den Wochenkrippen
zu Walen wuchsen, die nicht schwimmen:
Sind wir bereit, die scharfen Klippen,
des Schmerzes bis zur See zu klimmen?
Es schimmerte des Meeres Busen
von weit her, als wir schwach und klein.
Als könnte nicht auf unser Rufen
das Leben und das Werden sein.
Wir sind, wenn Liebe sich entfaltet,
wie eingefror'n im stillem Schrei.
Die Schönheit öffnet sich, uns spaltet
es im Innern tief entzwei.
Bleib jetzt Bruder, bleib jetzt Schwester!
Komm sei mutig, lass dich ein!
Welch ein Wunder wäre es,
im Wasser und ein Wal zu sein.
Die Lehren des E. A. Poe
Physikalisch richtig und doch phänomenal übertrieben schilderte Edgar Allan Poe
bereits 1841 die Abdrift schnöder Holzboote und Fässer in den
Gezeitenstrom zwischen den Lofoteninseln. Aber genau so wie der Held fährt auch die
Seele zum Grund. Sie klammert sich an ein Holzfass und hofft nicht zu
ertrinken. Die grimmigen Seeleute, die, taub und blind ob der Gefahr,
schweigend ihre Arbeit verrichten, sind, was ihr von den Menschen
zufällt. Mit ihnen zu sprechen ist Verzweiflung. Und dann ist da noch
das Haus Usher, ein marodes Schloss auf sumpfigem Grunde, bewohnt von
kranken und geisteskranken Adeligen. Ein Hort zwielichtiger
Erscheinungen und Geräusche, der mit dem ihm innewohnenden Sterben noch
vor Anbruch des Tages versinkt, allein der Gast kann fliehen. Das sind
die inneren Landschaften, wer nur Gast ist, wer weglaufen kann, der
berichte. "Nur eine Schauermär, Schauermär..." "Nein, es ist alles
wahr!"
Einen unbefangenen Augenblick lang könntest du eine andere Welt
entdecken, ganz ohne zu träumen, aber ins Träumen geraten. Während du im
Internet bist, sitzt du in Wahrheit zwischen zwei Spiegeln. Jeden Tag,
den du die Aussenwelt vergisst, rutschst du eine Reflektion weiter in
den Hintergrund, immerfort, bis es dich irgendwann nicht mehr gibt. Und
um so weiter du in den Hintergrund gerätst, desto mehr wehrst du dich,
wirst noch zappeliger und ausgefallener, um aufzufallen und deine
anderen Spiegelungen klatschen vielleicht ab und an Beifall.
Poe schrieb 1842 die Kurzgeschichte "Das ovale Portrait" in
der eine junge Frau, während sie von ihrem Gatten detailversunken in ein
Bild gemalt wird, langsam stirbt. Er hat damals nichts vom Internet
gewusst, wohl aber etwas von Obsession und Sucht. Willkommen zwischen
den Spiegeln.