In dieser Ordnung, der bürgerlichen, kapitalistischen, werden ja
alle Wesen geschunden und verletzt, jeden Tag. Seelisch und
körperlich; die Lohnarbeit macht Menschen zu Krüppeln, wir nennen
das Berufskrankheiten, Vorruhestand, Frühverrentung,
Berufsunfähigkeit, Burnout etc. und führen Statistiken darüber,
die zu beurteilen helfen, ab welchem Ausmaß das dann nicht
mehr zu vertreten ist, und zwar politisch nicht mehr zu
vertreten ist und der Staat intervenieren muß (das Selbe auch im
Allgemeinen bei zum Beispiel Grenzwerten für Luft- und
Wasserverschmutzung). Mindestlohn, Arbeitsschutzgesetze, Gesetze zur
Krankheits- und Rentenversorgung, das heißt Versorgung in denjenigen
Zeiten, in denen die individuelle Arbeitskraft nicht ausreichend oder
gar nicht zur Reproduktion eben dieser Arbeitskraft eingesetzt werden
kann, das heißt nicht gekauft wird. Kindergeld, weil noch
keine Arbeitskraft im Kind verfügbar ist, aber zukünftig; das
variiert von Land zu Land. In Afrika und weiten Teilen Asiens
verkaufen Frauen ihre Neugeborenen, der Marktpreis ist ein Scheffel
Reis, der nährt den Rest der Familie für wenige Tage.
Keiner dieser
Standards oder Grenzwerte sagt, das darunter kein Schaden
entstünde; Uran im Wasser, Schwermetall im Gemüse, Hormone im
Waschmittel, Lösemittel im Spielzeug, Feinstaub in der Luft, aber
auch wöchentlich 32 Stunden in der Aluhütte, täglich 11 Stunden im
Lkw-Führerhaus, 15 Tagesstunden als Kellner im Biergarten oder 40
Wochenstunden im ozon- und feinstaubverseuchten Büro sind und
bleiben giftig und verursachen Schäden und Verkürzung der
Lebenszeit und Tote, nur eben nicht mehr genug als daß darum noch
jemand ein Aufhebens machen würde.
Alle Wesen, und
wie es dann den restlichen, nicht-humanoiden Mitbewohnern des
Planeten ergeht, darüber muß man keine empörten oder erstaunten
Worte mehr verlieren.
Politisch also,
nicht menschlich unvertretbar. Es gibt keine anderen anerkannten
Ursachen dafür als die, die angeblich im Individuum selbst zu finden
sind. Wer Probleme hat, ist nicht genügend ausgerüstet für die
Anforderungen, er hat sich selbst nicht passend zugerichtet. Schwäche
also. Kein Psychologe, niemals, mit keinem Wort, erklärt dem
Patienten jemals etwas anderes, als wie er an sich
“arbeiten“ kann um mit den Problemen umzugehen. Die PROBLEME
anzugreifen ist hier keine Option, und das ist schon deswegen klar,
weil die Probleme systemisch erzeugt werden und innerhalb dieser
Ökonomie gar nicht gelöst werden könnten. Mit den Ideen und
Gedanken von Freud, auf dem sie gründet, hat die Psychotherapie
nichts mehr zu tun, sie ist pervertiert.
Als meine
damalige Frau, mit dem Studium schon fertig, ihre erste Anstellung
als Psychotherapeutin in einer Klinik hatte, da kam sie zu mir wegen
einer ihrer Patientinnen, die seit längerem in tiefste Depressionen
gefallen war; der Grund war, sie war arbeitslos geworden, und in das
damals noch recht neue Hartz-System eingezogen. Ein Elend. Der Rat,
den ich meiner Ex damals gab, kommt mir heute noch klug vor: Ich hab
ihr gesagt, sie soll die Patientin anregen, sich mit anderen wie sie
betroffenen Leuten in Verbindung zu setzen, eine Gemeinschaft zu
bilden die sich gegen diese Demütigungen und Repressionen gemeinsam
zur Wehr setzt, und ihr zeigt, daß sie nicht allein und schuldig,
unzureichend und minderwertig, sondern eine von vielen ist, die jetzt
in die Tretmühlen dieser zynischen Objektverwaltung geraten ist.
Also ihr nicht zu
erklären, daß sie ja mit einem gewissen Selbsteinsatz, Mut und
Organisation oder was weiß ich auch eine Arbeit finden könnte und
ähnlichen Stuß, sondern ihr klarmachen, daß nichts an ihr falsch
ist, sie schlicht das Opfer einer Vergewaltigung ist, einer staatlich
oktroyierten Geißelung ihres Selbst, deren Umsetzung in Zwang,
Schikane, Demütigung, Beleidigung, Abrede und Gängelung und so
weiter nur die Spiegelung der Sicht der Kapitalgesellschaft auf ihre
Insassen ist: Träger von Arbeitskraft. Nutzvieh.
Wir haben
“Problemkinder“ in “Problembezirken“, die irgendwie komisch
und aggressiv und angeblich konzentrationsgestört sind, das nennen
wir AD(H)S und damit also krank nach dem ICD und der öffentlichen
Meinung.
Wir haben “Alte“
in “Heimen“ über deren Weiterleben oder eben nicht weiter leben
schon entschieden wurde, noch bevor menschenfeindliche Psychopathen
in der laufenden, aktuellen Krise die kriminellen Diskussionen
über Auswahlkriterien und Sinnhaftigkeit medizinischer Notversorgung
für alte Menschen begonnen haben, und dafür auch immer genug Raum
in den Medien bekommen.
Es ist schon
länger her, daß aus den Kreisen der FDP “Diskussionen“
angestoßen wurden, ob es denn noch “sinnvoll“ sei, einem
Achtzigjährigen eine neue Hüfte zu bezahlen. Ob man da nicht sparen
könne. Ob man sowas überhaupt rechtfertigen könne, wo man
doch Verpflichtungen gegenüber den Jungen und “den nachfolgenden
Generationen“...
Nichts davon ist
irgendwie neu, oder neu gedacht.
In dieser
Gesellschaft gibt es keine Menschen, es gibt humanoide Organismen,
die sich über eine von zweien oder beide Funktionen zu bewähren,
das heißt zur Kapitalakkumulation beizutragen haben:
a) Konsument
b) Erzeuger von
Mehrwert, das heißt Arbeitskraft.
Sonst keine
Optionen.
Die menschliche
Arbeitskraft, und nur die, erzeugt den Mehrwert im Produkt, das
ausschließlich als Ware verfügbar ist, also käuflich
erworben werden muß. Kein Käufer, keine Einlösung des Mehrwerts -
das Produkt ist wertlos und verfällt. Kein Mahagonibaum ist etwas
wert, bevor er gefällt und als Holz-Ware einen Abnehmer gefunden hat
(natürlich wird Geld für den Besitz von Wald und Bäumen bezahlt,
aber das hat nichts mit dem Wert der Bäume sondern mit der
Spekulation auf künftige Erlöse damit zu tun). Honig, wo man meinen
könnte die „Arbeit“ der Biene schaffe den Mehrwert aus dem
Pollen, ist nutz- und wertlos solange er im Stock am Baum pappt und
nicht von Menschen eingesammelt wird.
Es sei gesagt,
daß schon sinnvoll unterschieden werden muß zwischen verschiedenen
Formen des Wertes; man könnte den Honig einfach selber essen, aber
hier genügt als Hinweis auf die in dieser Ökonomie entscheidende
Form, Warenwert, diese Formulierung eines längst vergessenen und
wenn nicht vergessen dann geschmähten Bartträgers:
„Der Reichtum
der Gesellschaften, in welchen kapitalistische Produktionsweise
herrscht, erscheint als eine ungeheure Warensammlung.“
Selberfressen
macht zwar fett, aber nur solange man auf einen Baum klettern kann
und das auch darf, weil dieser Baum nicht jemandem, anderen, gehört.
Milliarden von
Tonnen von Nahrung haben keinen Wert, wenn sie nicht VERKAUFT werden
können. Der Produzent dieser Nahrungsmittel geht konkurs, die
freigesetzten Arbeitskräfte verfügen über weniger oder gar kein
Einkommen mehr, das mindert die gesellschaftliche Kaufkraft für
Nahrungsmittel, und die Produzierenden der Nahrungsmittel, die weil
unverkäuflich vernichtet worden sind, verhungern.
Die Produktion
von Gütern, die nicht als Waren abgesetzt werden können, wird
eingestellt und unterbleibt, egal ob es sich dabei um eine Sorte
Brot, ein Automobil, eine unrentable Verkehrsverbindung oder auch die
Produktion von Dienstleistungen handelt. Beispielsweise Postämter
oder Gesundheitsversorgung auf dem Land oder in Kleinstädten oder
Großstadtvierteln oder überhaupt.
Umgekehrt wird
was als Ware absetzbar ist auf jeden Fall produziert,
gleichgültig wie schädlich das Produkt für Mensch und Umwelt auch
sein mag.
Ich habe einen
Klumpen Gold, der ist 1000 wert. Ich baue eine Gussform, schmelze das
Gold, und aus der Form entnehme ich eine goldene Venus. Ein
Kunstwerk, und es ist 100 000 wert. Der Käufer nimmt die Venus,
schmilzt sie ein, und hat wieder einen Goldklumpen im Wert von 1000.
Das Gold ist fixes Kapital, die Arbeit darin variables Kapital, und
nur mit diesem kann Gewinn erwirtschaftet werden, denn der Preis für
das fixe Kapital ist stets gleich.
Moderne Maschinen
können Gussformen auch bauen, allerdings müssen die Maschinen und
die Steuerung erst von mir gebaut werden. Ich habe also die Gussform
über einen Umweg gebaut, mit dem Unterschied, daß mir die
Befriedigung des eigentlichen Erschaffens der Figur genommen ist, ich
von der Arbeit also entfremdet bin; anstatt eines
Kunstschaffenden bin ich jetzt eine Kraft, die abstrakte, weil
unpersönliche, von mir unabhängig reproduzierbare Waren schafft.
Ich bin damit entmenschlicht, denn der Mensch ist ein schaffendes
Wesen oder Nichts.
Ich erhalte auch
für diese Tätigkeit einen Lohn, der sich aber keineswegs an der
Güte oder Kunsthaftigkeit des Produktes mehr bemißt, sondern nur
daran, welche Kosten gesamtgesellschaftlich, also
volkswirtschaftlich, die tägliche und die generelle
Wiederherstellung meiner Arbeitskraft für diese Tätigkeit
verursacht. Ich muß am nächsten Tag wiederkommen können. Oder zum
gleichen Preis, das heißt zu den kalkulierten Kosten, ein Anderer
mit gleicher Produktivität. Sonst nichts.
Nicht
enthalten sind die Kosten, die meine Existenz vor Eintritt in den
Lohnerwerbszyklus (Säugling, Kind) und nach Austritt (Alter) mir
selbst verursacht. Es wird also nicht meine Arbeit entlohnt,
nicht einmal meine Arbeitskraft, sondern die Kosten zur
Aufrechterhaltung meiner Arbeitskraft werden erstattet, und
zwar aufgrund der Konkurrenz stets zum gesamtgesellschaftlich
ausgehandelten Minimum.
Daß das im
Lebensabschnitt der Erwerbsfähigkeit Erwirtschaftbare für die
Arbeiter gar nicht ausreicht, um ihr ganzes Leben zu
finanzieren (und da reden wir gar nicht von großen Sprüngen oder
Luxus), führt dazu, daß sie gezwungen werden, in ihrer
Klasse, untereinander, solidarisch zu sein: der Staat greift noch vor
der Auszahlung nach Gutdünken auf die Lohnsumme zu, und verteilt
innerhalb der Arbeiterschaft um, zwingt also den Einzelnen zu
weiteren Einschränkungen im täglichen Leben und Lebensgestaltung
durch weitere Verknappung des zur Verfügung stehenden
Warenerwerbsmittels, zum Zwecke der Kostendeckung im Alter. Was der
Arbeiter von sich aus gar nicht tun würde, denn eigentlich reicht
der Lohn ja gerade so für den aktuellen Lebensabschnitt. Der Lohn
ist also defizitär, die Reproduktion gelingt nie vollständig, wir
verschleißen.
Die Einführung
von Arbeitersiedlungen, irgendwann Arbeitszeitgrenzen, Altersgrenzen
nach unten für die Arbeiterschaft, später Krankenversorgung etc.
sind nicht etwa aus einem sozialen Gedanken oder besserem entstanden,
sondern weil das Kapital die Quelle seiner Mehrung, die
Menschen als Träger der überhaupt nur verwertbaren Arbeitskraft
fraß und frißt. (Auch ein Ochse der ein Mühlrad dreht tut das nur
durch einen Menschen der ihn zähmt, nährt, züchtet; ist der Ochse
frei, latscht er wieder durch die Wiesen und verrichtet keinerlei
Arbeit, als ob nix wär’.) Um also das Werk des Kapitals zu
erhalten, nicht es zu bremsen.
Wenn in den
Anfangsjahrzehnten der Industrialisierung der Arbeiter nach seinem
Zwei-Stunden-Marsch in die Stadt 16 Stunden gearbeitet hatte und dann
zurückgewandert war, sechs Tage jede Woche, dann wurde seine
Erschöpfung und die Ausfallrate durch Tod oder Verletzungen durch
Ermüdung etc. spätestens dann zum Hemmnis für die
Produktivität, das heißt die effiziente Verwertung des eingesetzten
variablen und fixen Kapitals, als die Maschinen und deren Bedienung
komplexer wurden und somit die Arbeitskraft differenzierter, also bei
Ausfall weniger leicht zu ersetzen. Es wurde irgendwann ökonomischer,
ein paar Häuser zu bauen und die Arbeiter fabriknah wohnen zu
lassen, zumal man die Miete dann ja auch noch hatte. Und passiert ist
das auch erst, als dieser ökonomische Vorteil durch Untersuchungen
und Berichte und praktische Erfahrung auch aus anderen Ländern
nachgewiesen war. Die Arbeit wurde produktiver, also billiger,
die Kosten des variablen Kapitals sanken, der Mehrwert konnte
aber zum gleichen Preis abgesetzt werden, die Profitrate stieg an.
Die Rente im
Alter dient keiner Reproduktion von Arbeitskraft mehr, entsprechend
unterliegt sie dauernden verschärften Angriffen, und die Empfänger,
genau wie Arbeitslose, einer ununterbrochenen Denunziation als unnütz
und überflüssig, reine Kostgänger halt. Politisch kann man diesem
noblen Verlangen unserer Wirtschaft, hier doch zu sparen und nochmals
zu sparen allerdings nicht so leicht und vollständig stattgeben.
Wegen des Gestanks und der Fliegen.
Damit das auch
klar ist, nicht wegen des Gestanks und der Fliegen an sich, an
beides gewöhnt man sich, aber in diesem Ausmaß würde der
Gestank doch auf die allgemeine Volksmoral, und die Fliegen, die man
ja (in Deutschland allemal, mit Müh und Not sind von den 80
Millionen 40 arbeitsfähig) in Kilogramm pro Kubikmeter Luft messen
müsste, auf die Produktivität schlagen; man müsste sie chemisch
bekämpfen um grob handlungsfähig zu bleiben. Das schadet auch den
Menschen.
Atombomben werden
übrigens nicht deswegen nicht abgeworfen weil sie soviele Menschen
töten, sondern weil das Wirkungsgebiet auf unabsehbare Zeit der
Vernutzung durch das Kapital entzogen ist. Interessanter, und
möglich, wird der Einsatz dann wieder, wenn ein Gebiet sowieso
dieser Nutzung dauerhaft entzogen ist, weil zum Beispiel der Russe
draufsitzt („Njet“) oder der Chineserer, und, das ist
entscheidend, auf unabsehbare Zeit diesen Anspruch auch behaupten
kann. Weil dann ist’s egal, und vielleicht räumt man damit den
Konkurrenten aus. Für zukünftige Generationen.
“Alte“,
Rentner, Kranke (oder Dasselbe in anderer Diktion: “die
Überalterung“ [!!! das heißt Menschen leben zu lange, bzw.
die falschen Menschen], die “Alterspyramide“, die ständig
wachsenden “Kosten“ für die Krankenkassen [als könnte sich ein
nicht hirntoter, nicht egomanischer, nicht völlig verkommener Mensch
einen ANDEREN Zweck als Kostenübernahme für diese Institutionen
vorstellen]), die haben alle eines gemeinsam nicht: Geld für Konsum
und damit Erlös des in den Waren enthaltenen Mehrwertes, oder noch
Arbeitskraft die verwertbar im Sinne von profitabler Anwendung
für Erzeugung neuen Mehrwertes im fixen Kapital ist, also rentabel
eingekauft wird.
Ein 80-jähriger
Millionär mit Leberkrebs und Schüttellähmung ist in dieser
“Diskussion“, die keine ist, sondern eine Veröffentlichung der
herrschenden Sicht und Umsetzung, niemals gemeint. Er hat Kaufkraft,
er ist kein Problem. Er ist ein Leistungsträger.
Kinder haben auch
keine Kaufkraft, entsprechend ist Kind-sein auch kein
Zuckerschlecken, allerdings haben Kinder einen Bonus: sie sind
zukünftige Arbeitskräfte. Die Kosten für die ersten zwanzig
Lebensjahre sind selbstverständlich von den Erzeugern zu tragen,
auch wenn es dafür im Lohn den diese bekommen oder eben zunehmend
nicht bekommen, gar kein Budget gibt. Und so ist das auch gemeint:
die Falschen, also die ohne Geld weil nicht arbeitskräftig
verwertbar genug, brauchen auch keine Kinder zu bekommen, auch das
ist offiziell verkündet. Hier äußert sich wohl der Gedanke der
guten und schlechten Genetik, also der Erblehre im schwärzesten
Sinne, der Rassismus wäre, wenn er sich nicht eben auch gegen die
eigene Mannschaft richten würde. Wir brauchen keine Kinder von
Hartzern. ALGII-Empfängern wird das Kindergeld, das per Grundgesetz
nicht nur an einige, sondern wenn, dann an alle bezahlt werden muß,
vom Regelsatz wieder abgezogen. Das geht. Es wird ja bezahlt, nur
sinkt dann der “Bedarf“ wie das so schön heißt. Frau X verdient
jedes Jahr eine Milliarde dazu und erhält monatlich 270,- und mehr
vom Staat je Kind, und darf das auch behalten. Genau wie das
Elterngeld und, sollte es einst eingeführt werden, das
Grundeinkommen.
Gut, der Kern der
Sache ist die Reproduktion, deren Organisation halt in dieser
Ordnung nicht im Sinne der Bedarfsdeckung für die Menschen, also der
Reproduktion, des Erhaltes, menschlichen Lebens angelegt ist, sondern
den Menschen als Mittel zum Zwecke der Reproduktion eines abstraktes
Gebildes vernutzt und mißbraucht.
Das natürlichste
Streben allen Lebens: der Selbsterhalt, und der dafür
notwendige Aufwand der betrieben werden muß:
Arbeit, werden dem Lebewesen entnommen und richten sich gegen das
Wesen: die Arbeit hält es nicht am Leben sondern richtet es zu
Grunde.
Der Nazi zieht
aus all dem nur die falschen Schlüsse. Wut auf die Zustände hat er
schon.
Aber seine Basis,
das faschistische Weltbild, die muß er sich nicht ausdenken, die ist
hier schon gesamtgesellschaftlich angelegt. Blinde Wut, so fällt ihm
auch nicht mehr schwer auszublenden, daß sein Führer, der vor ihm
stehend das “System“, “die Reichen“, die Zustände lauthals
anprangert, nichts und gar nichts anderes ist als ein Vertreter genau
dessen; alle die AfD- und Pegida- und sonstigen Hundsfötte sind Doktoren,
Professoren, Politiker seit Jahrzehnten, Unternehmer usw. usf.
Das ist ein
Widerspruch; den aufzuheben nutzt man den Fingerzeig auf ANDERE, und
damit rücken EINZELNE ins Licht des Scheinwerfers der
Verantwortliche sucht, wo es gar keine mehr gibt, weil nichts mehr
anders sein kann in einer Welt, die kein Menschsein zuläßt. Und
damit, mit dem Fingerzeig, schürt es die Mordlust.
Wie kam ich jetzt
eigentlich auf diese kurze Einleitung; ja ich hab vor Ewigkeiten mal
zwei Bücher aus dem Laden vom Vater mitgenommen, Otto von Corvin,
aus dem 19. Jahrhundert, zur damaligen Zeit und lange ein Bestseller.
Band eins “Der Pfaffenspiegel“ und Band zwei “Die Geißler“.
Ein großer
Freigeist und Aufklärer, dessen Werke für fehlende
Wissenschaftlichkeit kritisiert wurden, ein Anspruch den er gar nicht
erhoben hat.
Es ist, Dir
wird's gefallen, unfassbar witzig und unterhaltsam. Man kann die
Dinger für um die fünf Euro schön zerlesen im Leineneinband
antiquarisch schießen, und es gibt sie auch digital, zum Beispiel
hier:
https://www.projekt-gutenberg.org/corvin/geissler/geissler.html
Ein Auszug aus
“Die Geißler“, Kapitel 1 “Allgemeine Prügelschau“:
>>>In
einem Buche, welches ebenfalls vom Geißeln und den Jesuiten handelt,
las ich, daß ein berühmter Gelehrter in einer deutschen
Universitätsstadt folgendes Schema für die Geschichte des Schlagens
aufstellte: »Die Prügel oder Schläge, sagte er, lassen sich
eintheilen in Staats- und Privat-, öffentliche und geheime,
freiwillige und unfreiwillige, zweckgemäße und zweckwidrige,
rationalistische und supernaturalistische, geistliche und weltliche,
reguläre und irreguläre, trockene und saftige Prügel. Ferner
lassen sie sich eintheilen: 1) nach dem Subjekte, welches prügelt;
2) nach dem Objekte, welches geprügelt wird; 3) nach dem Materiale,
womit –, 4) dem Körpertheile, auf welchem es geprügelt wird;
endlich 5) nach der Dauer der Züchtigung.«
Ich führe dies
nur an, um eine Uebersicht von all den Thematas zu geben, welche in
diesem Buche mehr oder minder weitläufig abzuhandeln sind. Auf alle
Spielarten kann ich mich nicht mit gleicher Gründlichkeit einlassen,
sondern muß mich hauptsächlich auf die geistlichen Prügel
beschränken; allein da alle andere Arten mehr oder weniger nahe mit
ihnen verwandt sind, so muß ich sie wenigstens in der Kürze
berühren, und das soll in diesem Kapitel geschehen.
Zunächst wollen
wir darin die klassischen Prügel und nach ihnen
die biblischen untersuchen; dann folgen
die weltlich-mittelalterlichen und endlich die modernen,
insofern sie nicht Kinder der römisch-katholischen sind
und in das Gebiet der geistlichen herübergezogen werden
müssen.<<<