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Mittwoch, 17. Juli 2024

Das Kroko und die Ventildrossel Teil 8

So lebten beide einträchtig eine ganze Weile. Bis Paketmann eines Abends freudestrahlend mit einer Holzkiste angelaufen kam, die schon reichlich vergammelt aussah. „Guck mal, was ich hier gefunden habe, grüner Freund!" Ächzend stellte er die Kiste in den Sand, drinnen klirrte es. Paketmann lupfte den Deckel, drinnen waren lauter bauchige Flaschen. „Bester Jamaika Rum! Ich habe eine Höhle in den Felsen gefunden und da stand das Zeug rum." „Weißt du, dass das Rum früher geschmuggelt wurde? Vielleicht gab es hier sogar Piraten mit Holzbeinen und Hakenhänden oder Augenklappen". Paketmann spielte Pirat, er humpelte durch den Sand und krähte „Auf, Kameraden, entert die Prise! Tod und Teufel!". Kroko schüttelte den kopf. Wie peinlich Ronnie manchmal sein konnte. „Das muss gefeiert werden." Paketmann entstöpselte eine der Flaschen. „Hoch die Tassen!"

In der nächsten Zeit war Paketmann oft nicht mehr ansprechbar. Entweder torkelte er am Strand entlang. Oder er hüpfte mit der Flasche um das Feuer und rief: „Die Hühner tun es! Die Hühner tun es! Die Hühner, jaaaha.." und so weiter und dann kicherte er immer so eigenartig. Waren da etwa bunte Kröten drin in den Flaschen? Kroko vermutete es. Bald hatte Ronnie keine Augen mehr für das Kroko, nur noch für seinen Rum und Kroko verzog sich wieder ab in den Sumpf. Fische brachte es auch keine mehr. Sollte der doch sehen wo er blieb, am besten bei seinen Hühnern. Aber wie man sich das natürlich vorstellen kann, war der Schnaps irgendwann alle und das war auch keine gute Zeit für Paketmann.

Und als das Kroko eines Tages mal wieder von einer Erbebung geängstigt zum Lagerplatz floh, fand es dort nur noch Reste und niemand war mehr da. Da wurde es traurig und kam sich verlassen vor. Doch nach einer Weile betretenen Umherwanderns fand es einen Pfad und es erinnerte sich an die Höhle, die Ronnie erwähnt hatte. Nun war der Weg nicht schwer zu finden. Und so fand es den Menschen abgemagert und krank und zitternd darumliegend. Mit einer Mischung aus Reue und Genugtuung machte es sich an die Arbeit und brachte Paketmann mit Futterkokosnüssen soweit wieder auf die Beine, dass er sich selber weiterhelfen konnte.

Dann wurde alles wieder gut und eines schönen Tages, an dem Kroko schon einen Reiher gescheucht hatte, nachdem es sich lautlos angeschlichen und dann geknurrt hatte und Paketmann es mal wieder veralbert hatte , indem er behauptet hatte, „Da kommt die letzte Welle!" und beide gerade in der Mittagshitze dösten (das Kroko mit aufgerissenem Maul), kam tatsächlich ein Schiff an. Paketmann guckte erst blöd, als käme er sich vergackeimert vor „Ich glaub, mein Hamster bohnert!", dann aber war er wie ein geölter Blitz unterwegs, so schnell, dass das Kroko blinzeln musste, und rief und winkte und lachte. Gemächlich watschelte das grüne Viergebein hinterdrein. Erstmal „sehen, was die Flut da angespült" hatte. Diesen Satz hatte es von Paketmann in letzter Zeit oft gehört. Auf dem Schiff waren Männer, die an Land kamen und sich als Ranger ausgaben. Sie fragten Ronnie, was er hier zu suchen hatte und behaupteten, es wäre gefährlich, fremde Tierarten hier auf dem Somoruarchipel einzuführen. Nun, Paketmann erzählte seine Geschichte.

Das Kroko und die Ventildrossel Teil 7

Warte mal..." Paketmann kramte in seiner Westentasche. „dacht ich mirs doch! hah!" Mit diesen Worten zog er ein längliches lila Dingsda mit silbrigen Ende hervor. „Feuerzeug, immer dabei!" Zzzoschh, sprang ein kleines Flämmchen hervor und Kroko wich zurück. „Brauchst keine Angst haben, das Feuertier ist ein Freund, wenn du es bei kleiner Speise hältst. Mal sehen, ob das Zeug hier brennt." Und sobald Paketmann den Finger vom Feuerzeug nahm, verschwand auch das Feuertier wieder darin. Paketmann sprang auf und sammelte ein paar trockene Palmwedel zusammen. Die brannten dann auch lichterloh und verschickten beißende Glühwürmchen. Kroko ging vorsichtshalber noch ein Stück weg. Doch sehr lange brannten sie nicht. „Mist, da muss ich noch weiter inseleinwärts, richtiges Holz holen, aber heute nicht mehr. Gute Nacht, mein Bester !" Paketmann zog sich in seinen gelben Pavillion zurück. Ein wenig später wälzte sich Kroko in der warmen Asche. Dann ging es wieder auf Wanderschaft über die Insel. Dabei wurde es durch einen heiseren Vogelschrei erschreckt. Das war der Ruf des Kokoskäuzchens, dass auf Beutezug ausflog. Da versteckte sich das Kroko doch kurz im Unterholz. Dann kroch es über Steine, mächtige Wurzeln und schwamm durch kleine Teiche. Alles war dicht be- und überwachsen. Stachelige Igel kreuzten schnaufend seinen weg. Fledermäuse flatterten hoch oben vorbei. Im Morgengrauen kam es wieder zurück zum Lagerplatz und duselte ein.

Am nächsten Morgen bekam es als erstes eine Ladung Sand ins Gesicht. Neben ihm brodelte der Boden. Wupps, noch eine Ladung. Kamen da die Kokosnüsse her? Aus dem Sand? Aber dann kam ein kleiner Reptilienkopf mit lustigen schwarzen Äuglein zum Vorschein. Na, klar, dass Kroko da nicht gleich drauf gekommen war. Die hiesigen Krokodile schlüpften. Oder doch keine Krokos? Noch mehr Köpfchen kamen heraus und dann krochen die kleinen Racker ganz aus dem Sand. Die runden Panzer auf dem Rücken, das waren ganz klar Schildkröten. Die so fertig aus dem Sand gekrochenen watschelten ohne Verzögerung Richtung Meer, wobei sie oft das Gleichgewicht verloren und Purzelbäume machten. Und da waren sie plötzlich, grosse rote stieläugige Landkrabben. Hässlich wie die Nacht und verfressen. Lautlos im Seitwärtsgang schlichen sie sich zur leichten Beute. War denn keiner zur Bewachung da? Tsss tsss. So eine Schluderei gab es bei Krokodilen nicht. Weil wirklich keiner weiter da war, zeigte das Kroko den Krabben die Harke, und schnappte, so gut es eben ging. Das war gar nicht so einfach, denn allzu groß war das Kroko nicht und die Scheren konnten höllisch zwicken.

Die kleinen Schildkröten waren viel zu langsam. „Krabben, wunderbar, gerade richtig, ich habe ein neues Feuer gemacht." Paketmann bückte sich „Whoa, da brauchen wir Schnur. Du glaubst nicht, was so eine Rettungsinsel alles dabei hat". Ronnie sprintete kurz weg, kam aber gleich mit einer Leine zurück, mit der er den Krabben einzeln die Scheren am Panzer festband und die Krabben dann aneinander. So konnte das Kroko die Schildkrötlein ins Meer begleiten und Ronnie bekam eine weitere Mahlzeit. Im Wasser kamen die Panzerpaddler erstaunlich gut zurecht. Sie schwammen anders als das Kroko nicht mit ihrem Schwanz, sondern mit ihren Beinchen. Mann, hier im Flachwasser war aber überhaupt was los.

Überall zischten kleine Fische umher. Und weiter meerauswärts, zwischen den scharfkantigen Korallen gab es auch grosse Fische. Und Tentakel- und Stacheltiere. Die Fische waren bekömmlicher als die bunten Frösche und auch Paketmann bekam welche ab. Wegen der Hitze am Tage schlief der Grünling meistens dann, wenn Paketmann wach war und ging nachts jagen, auch wenn das wegen der streitlustigen Tintenfische mit ihren tischtennisballgrossen Augen nicht ungefährlich war.

Donnerstag, 11. Juli 2024

Rio de Chauvineiro oder Emanzonas ?

Noch so ein älteres Gedicht von meinereiner:

Ein mutig Fischlein sprang hinein,
in den Himmel, Sonnenschein.
Entging so einem Haubentaucher,
dieser war sein Endverbraucher.
Doch als schuppig Fisch als nasser,
fiel es wieder in das Wasser.

So nach vier fünf Blasen stumm,
ging es ihm im Kopf herum:
Wieso konnt der Vogel schwimmen,
es aber selber nicht erklimmen,
der kühlen Frischluft zarte Balken?
Was war von diesem Zeug zu halten?
Als nächstes war ein Otter dann
an dem armen Schuppling dran.
Nur, sobald das Wasser seichter,
ging es auch nicht vorwärts, leichter.

Und als es die Plage sätter,
nahm es sich zwei Segelblätter,
aus dem Schilf und stieg hinauf
und so nahm es seinen Lauf,
dass das Fischlein fliegen lernte,
bald von weissen Wolken schwärmte,
und des Himmels Buntgefieder,
auch auf Bäumen saß es nieder.
Wiegte sich in güldnen Strahlen
und des Mondes Silberschalen.
Kam als Backfisch dann und wann
wieder bei den Eltern an.

Mittwoch, 10. Juli 2024

You're safe until the fire starts

 

(Diesen Text habe ich aus meinem alten Blog "Froschtümpel" übernommen, Foto und Titel stammen von dieser Quelle.)

Szenerie Eins: Wieder sitze ich in einem Käfig, der ist in einem grossen, leeren Saal, Geräusche und bunter Nebel fliehen von irgendwo. Dann setzt sich eine Raucherin vor mich und erschüttert mich mit ihrem Nikotin-Nihilismus. Gar nichts sei als man selbst, und das könne man alles ändern. Es gäbe das Feste ERST nach der Beule. Sie gibt mir ihre Zigarette für das Schloss. Es gäbe auch keinen Nutzen, keinen Sinn, nur Emotionen. Tu was du willst. Weg mit mir, mit dir, keine Bilder mehr jetzt. Sei ein wildes Tier. Der Käfig brennt.

Szenerie Zwei: Ich hab es geschafft, die Feder ist überspannt und gebrochen. Nutzlos klimpert sie im Abwärtsgang. Auf schiefer Ebene fahre ich hinab mit schwerer Fuhre. Der Motor bremst und läuft heiss. Metallischer Geruch drückt die Brust. Funken blitzen, die Hülle zerfällt, die Räder springen, hulahopp, hopp, hopp. Alte Tonbänder spielen, eine Puppe weint im Rauch. Ich bin wach, hellwach, das Wasser ist kalt, die Optik kristallklar, Wale singen mir ein Schlaflied. Doch ich kann nicht schlafen, ich muss noch weit gehen. Mit einer Fussfessel, an der Kette, an der Kugel.

Szenerie Drei: An einem Bootssteg am Fluss halte ich an, knie nieder und tauche einen Finger in den Strom. Das Wasser weicht meinem Finger, umfliesst ihn. Die Trennung ist schmerzlich, ich werde traurig. Warum berührt das Wasser mein Innerstes nicht? Gedanken wandern... Weil keine Öffnung dem Element Einlass gewährt? Von dieser Idee freudeerfüllt schöpfe ich beide Hände voll und will schon trinken. Plötzliches Grauen erfüllt mich. Was, wenn Gift darinnen wäre?

Szenerie Vier: Eine weisse Ebene. Ich fühle mich einsam. Ich sehne mich nach meinem Käfig, während sich unter mir schon alles in Falten zieht. Das ist die Ziehharmonika des Lebens (mal ist es lang, mal ist es kurz). Eine laute Melodie. Auf einer wuchtigen Bassnote fliege ich davon.