Es war mal ein alter Müller,
der war dreier Söhne Vater.
Eine Mühle war sein Reichtum
und ein Esel und ein Kater.
Wie es sich so traurig fügte,
lag der Müller bald im Sterben
und was er dereinst besessen,
teilten sich die werten Erben.
So bekam die Mühl der erste
und den Esel dann der zweite,
und der Kater kam zum Jüngsten,
den das überhaupt nicht freute.
Lauthals rief er: "Eine Katze!
Das ist wahrlich für die Katz!
Was tu ich denn damit bitte?
Einen warmen Pelzbesatz
gar für meine kalten Ohren?
Doch solang ich barfuß gehe,
wirkt das freilich unverfroren.
Und das Fleisch wie ich es sehe,
reicht wohl kaum für einen Braten."
"Ach, mein Herr ich will dir raten,
lieber nicht so lang zu trauern."
sprach der Kater schließlich sauer.
"Ehrlich, spar dir dein Bedauern!
Gib mir einen großen Beutel
und auch leidlich gute Stiefel
und dann schleiche ich mich heute,
nur um mich dir zu beweisen,
hurtig unter reiche Leute."
Ja, der Jüngste war verwundert,
wegen seines Katers Reden.
Und doch rief er schnell den Schuster,
um die Elle anzulegen.
Als die Stiefel fertig waren,
zog sie gleich der Kater an
und verschloss den Leinenbeutel
fest mit einer Schnüre dann.
Auf zwei Beinen, wie ein Menschlein,
ging er stolz zur Tür hinaus
und er legte tief im Walde
einen Weizenköder aus.
Denn des Königs Rebhuhnhunger
war bekannt und gar nicht neu,
und die hohe Zahl der Jagden
machte diese Vögel scheu.
Doch der Kater jagte nicht mal,
sondern stellte eine Falle
und die Hühner kamen her,
ein paar richtiggehend dralle.
Huhn für Huhn, mit großer Neugier,
kroch nun in den offnen Sack
und der Kater zog am Stricke,
nahm den Sack selbst huckepack.
Schnurgeraden Weges ging er
damit zu des Königs Schloß
und die Wachen, die ihn sahen,
lachten hämisch wiehernd los.
„Wohin will denn der so große
Sack mit diesem kleinen Kätzchen?“
„Mensch, den König will ich sehen,
lass er diese blöden Mätzchen.“
„Bist du tollkühn, als ein Kater
möchtest du zu unserm König?“
„Laß ihn durch, dass wird ein Späßchen
unser König lacht so wenig.“
Nun, der Kater kam zum König
und er beugte sich vornüber.
„Flügelwild schickt Euch mein Gräflein
und vom fettesten Kaliber.“
Ihre Hoheit wusste darob
sich vor Freude nicht zu fassen
und er gab dem Kater ein paar
Taler aus den Landeskassen.
„Diese bringe deinem Herren
und den Dank für das Geschenk!“
Derweil schob das Müllerssöhnchen
trüb den Kopf aufs Handgelenk.
Denn er sann am Fenster danach,
wann das Unglück von ihm ließe
und da trat der Kater ein,
warf ihm etwas vor die Füße.
„Hier sind Münzen für die Schuhe,
unser König lässt dich grüßen.“
sprach der Kater und zog flott die
Stiefel von den Katerfüßen.
"Geld hast du jetzt zwar genügend
doch dabei solls gar nicht bleiben.
Morgen will ich mein Geschäft gleich
noch einmal im Wald betreiben.
Ich werd Rebhuhnlieferant dann
für den höfischen Bedarf. Und
du, mein werter Müllerssohn,
wirst mein feiner Herr, der Graf."
Wiederum, am nächsten Tage
ging der Kater Fallen stellen.
Und dem Jungen blieb nichts weiter,
als das ganze Gold zu zählen.
Als beliebter Zaungast saß der
Kater in des Schlosses Küche
und er hörte dort vom Herde
her des Kutschers derbe Flüche.
"Ach, ich wünsche die Prinzessin
und den Herrn zum Belzebuben!
Denn dann könnt ich heute Karten
spielen in den Wirtshausstuben!
Doch statt dessen wollen beide
nun am See spazieren fahren
und ich langweil mich dann oben
auf dem gottverdammten Karren!"
Wie der Kater das vernahm,
schlich er sich geschwind nach Haus
und dem Müllersburschen sprach er
dort die frohe Nachricht aus.
„Frisch, mein Junge, willst du Graf sein,
musst du nackt im Wasser schwimmen.
Aufs Signal hin wirst du darauf
rasch das Ufer mir erklimmen."
Dieser zuckte nur die Schultern
und die beiden liefen fort.
Noch zur rechten Zeit gerade
kamen sie zum rechten Ort.
Hastig zog sich nun der Junge
splitterfasernackend aus
und die Kleider nahm der Kater,
als die Kutsche kam gesaust.
„Ach, mein Herr ist in Bredouille,
allergnädiglichster König.
Er steckt dort im Wasser feste
und hat neue Kleider nötig!
Seine wurden ihm beim Baden
von den Landstreichern gestohlen.
Kommt er nicht sofort ins Trockne,
wird ihn bald der Schnupfen holen!“
Das hat kläglich laut und nervend
unser Kater nun miauet,
bis der irritierte König
dann den Störenfried erschauet.
Nach Geknarre und auch Ächzen
stand die Staatskarosse still,
"Schnell, mein Bote, reit geschwinde,
bring dem Grafen, was er will!"
sprach der König, denn er war ja
wohl dem Kater sehr gewogen.
Und der Graf von Habegarnichts
hat die Kleidung angezogen,
die alsbald und überreichlich
zur Verfügung ihm nun stand.
"Kater, reich er mir die Hosen
und dann geh er mir zur Hand!"
Als er sich dann angezogen,
durfte er im Wagen sitzen.
und die Königstochter ließ hier
reizend ihre Äuglein blitzen.
Schnell lief da der Kater los
wie verfolgt von wilden Bienen,
fragte Leute auf dem Wege:
"Sprecht, wem möget ihr wohl dienen?"
Alle riefen: "Na, dem Magier!",
ob auf Wiese, Wald und Feld.
"Sagt ihr diesen Quatsch zum König,
ist es schlecht um euch bestellt.
Alles hier gehört dem Grafen,
merkt euch diese Antwort gut."
Hastig kam zurück "Gewiß doch!",
schließlich war man auf der Hut.
Denn ein Tier wie dieses hier
sieht man ja nicht alle Tage,
lieber gibt man falsche Auskunft
auf so eine heikle Frage.
In das Schloß des Magiers schlich er,
leckte sich vor ihm die Pfoten.
Dieser fand so ein Verhalten
ungebührlich und verboten.
"Kater, sag, was willst du hier?"
rief er und er starrte böse.
"Herr, gestatten Sie mir, dass ich
Ihnen dieses Rätsel löse.
Dass Ihr Euch in vielerlei
Wildgetier verwandeln könnt,
hörte ich und fragte mich nun,
ob mir ein Beweis vergönnt,
von den hohen Zauberkünsten?
Weder Fuchs, noch Wolf, noch Hund,
nein, ein echter Elefant, der
wäre mir zum Staunen Grund."
Darauf sagte stolz der Magier:
"Für mich eine Kleinigkeit!“
und stand da als Rüsseltierchen
nach verblüffend kurzer Zeit.
"So ein großer Elefant,
das ist ja schon kolossal,
doch ein Löwe wär für mich jetzt
noch das Zauberstück der Wahl."
Als der Löwe schaurig brüllte
klein, wie sich der Kater fühlte
sprang er schnell in eine Uhr,
und daraus klang Mauzen nur
„So ein Brüller, ei der Daus,
sicher kannst du keine Maus!“
Schaurig lachte das Genie
„Diese Maus vergisst du nie!“
Was der Kater nicht vergaß,
als er dieses Mäuschen fraß.
Nur ein Biss, ein leiser Schrei,
dann war die Zauberei vorbei.
Und die Kutsche schaukelte
über Wiese, Feld und Wald,
und wo immer man gefragt,
hat es laut „Der Graf!“ gehallt.
Sehr erstaunt der König sprach,
"Reich seid ihr gewiß, Herr Graf."
An das Schloss fuhr’n sie heran, da
wo der Kater lässig stand.
Von den Treppen sprang er munter
zu den Gästen nun herunter,
öffnete galant den Wagen,
sprach mit sichtlichem Behagen:
"Hohheit, ihr erlaubet mir,
dass ich Eintritt euch gewähre
in das Haus des werten Grafen,
dem es eine große Ehre
ist euch heute zu begrüßen
und er leget Euch zu Füßen,
alle seine Kraft und Macht
und des Schlosses edle Pracht."
Der Prinzessin schritt der Jüngling
vor zum Saal voll Prunk und Gold.
Aber diese war dem Grafen
schon seit dem Momente hold,
als er nackt am Wege stand.
"Ach nimm mich zur Frau, mein Liebster!"
Dann ward er zum Prinz ernannt,
und der Kater ward Minister.