Freitag, 26. April 2024

Das Kroko und die Ventildrossel Teil 1

Es waren einmal ein kleines Handabsperrkrokodil und eine Ventildrossel. Die lebten beide in einem sumpfigen Sumpf und waren einander sehr zugetan. Da hatten sie nun aber einigen Tages genug von ihrer modrigen Heimstatt, wo es nur schrumpelige Mulche und glupschige Unken zu essen gab. Außerdem konnte man des Nebels wegen die Hand nicht vor Augen sehen und so erkannte das Handabsperrkrokodil die Ventildrossel nur an ihrem Klappern und die Drossel das Krokodil nur an seinen grossen Augen, die leuchten konnten wie Scheinwerfer. Das Klappern war wie ein Sonar nur es funktionierte gar nicht, weil die Drossel eiliger als der Schall dahinhuschte. Des öfteren veranstaltete das Krokodil lustige Schattenspiele für die Drossel und selbige entspann eine kunstvolle Kakophonie dazu: klapp, klapp ...

Nun also setzte sich die Drossel auf den schuppigen Rücken und das Krokodil begann in eine Richtung zu laufen von der es nicht wusste, welche es war, aber irgendwo musste es ja nach woanders hingehen. Und wirklich, alsbaldig wurde der Nebel lichter und der Boden tragfestiger. Und es ward eine grüne Wiese im Sonnenschein und sahneblauer Himmel. Da sahen sie sich das erste Mal richtig. Das war eine Freude! Das Krokodil war grün und passte gut zum Gras und die Drossel konnte mal 5 Meter ohne eine bäumische Kopfnuss geradeaus fliegen. So zirpte sie hin und her und zerbrach dabei einige Schallmauern und das Kroko machte Purzelbäume und Handstände. Hier wollten sie bleiben. Nun aber lebte nicht weit entfernt ein jähzorniger kleiner rothaariger Mann namens Koboldt Nickel. Der hatte zwei fürchterlich hässliche Hunde die Puter und Fitüre hießen.

Er war Streichelwildjäger und immer auf der Jagd nach neuen Insassen für den bekannten und weltberühmten Streichelzoo seines grossen dicken weisshaarigen Freundes August Schwafelsam mit einer dicken, rötlichen Knollennase, durch die er oft schnaufte...

Beiden war Tierschutz völlig schnuppe!
Inzwischen hatte es angefangen zu regnen und das Drosseli hockte unter

Krokos Bauch und war schon wieder verdrießlich, wobei es mürrisch vor sich hinklapperte, weil nass war es im Moor auch ganz oft gewesen. Doch dann wurde es Nacht und das Getröpfel hörte auf und das Krokodil machte Disco Beleuchtung zum Takte der Drosselventile. Das entging dem bösen Koboldt nicht. Denn er saß des Nachts auf seiner Veranda und trank wilden Wein aus Würfelbechern. Da hatte er doch mal wieder mehr Glück als Verstand gehabt! 

Mit Schwung erhob sich Rothaar-Koboldt (dein Kopf brennt, hatten die Schulkinder früher immer zu ihm gesagt), aber weil es in seinem Kopf ja auch ein bisschen matschig war verließ er die Treppe in merkwürdiger Schräglage und landete bäuchlings zwischen den Hühnern. Richtig, die mussten ja auch noch in den Stall. Was war er wieder säumig gewesen, das würde mächtig Schimpfe geben, aua, aua.

Und da kam schon die neugierige Trulla Nickel herausgetrippelt und krähte: "Was soll das für ein Gerumpel, Koboldt! Bist du wieder betrunken? Und die Hühner noch außen. Muss ich alles selber machen?" Jetzt schlug sie noch die Hände über dem Kopf zusammen, das konnte er leiden.
„Spute dich Kopoldt und dann app ins Bett!" Nie kam sie, wenn er was wollte. Also stellte sich Koboldt auf seine Hinterbeine und stampfte mit den selbigen und lief rings herum puterrot an: „Frau! Nein! Ich werde jetzt noch mal mit den Hunden raus. Geschäftlich, da geht nix! Die Hühner schaffst du rein, mach auch mal was! Rabatzmacherin." 

Da lag schon auch ein leichter Schwefelgeruch mit in der Luft. Worauf die Trulla Lippen und Äuglein zusammenkniff, sich auf dem Absatz umdrehte und wortlos im Haus verschwand. Dort nahm sie ihr Strickzeug und pfiff sich eins. Das mit dem Pfeifen ging schon aber das mit dem Stricken klappte noch
nicht so gut. Koboldt stand nun stramm und zog die Trillerpfeife:" Hühner antreten!" Das waren nicht umsonst Westpoint Militärhühner die er von August geschenkt gekriegt hatte. Trillller! Alle Hühner standen stramm da, bis auf das, auf dem Koboldt gelegen hatte, das torkelte. „ Auf zum Stall, hut, hut, hut" Vorauseilend schob er die Tür auf und ein Federweisser nach dem anderen marschierte zack, zack durch die Öffnung: Huhn, Huhn, Hahn ........ Torkelhuhn, Schluss, Schloss, klick. Jetzt zum Hundezwinger und den Wagen klar. „Komm Puter! Komm Fitüre!, Wir gehen auf die Jagd, Streichelzeit!" Puter und Fitüre sprangen wie die Gummibälle um ihn herum. Und so fing er die beiden Kroko und Drosseli ganz einfach und hinterrücks weil die inzwischen sehr müde dem Schlaf anheim gefallen laut schnarchten und klapperten, was das Zeug hielt. Zuvor war ihre Musike noch von einigen Trommelkaninchen verstärkt worden aber die wohnten weiter unten am Fluss und waren deshalb schon längst weg. Und da ging es holterdiepolter in der Kiste zum Streichelzoo.

Das erste, was die beiden unfreiwilligen Kisteninsassen erschreckte, war Augusts Rübennase, so fest hatten sie geschlafen. Drosseli verkroch sich hinter dem Kroko, das nichts zu verkriechen hatte und deshalb leis' durch die Zähne knurrte. Na, aber da hatte es die Rechnung ohne den August gemacht. Geschickt und schnell bekam es einen Maulkorb. „Ein Handabsperrer aus der Familie der Velourkrokodile sehr schön Koboldt." Tatsächlich sah das Kroko nur schuppig aus und hatte eine sehr weiche und kuschelige Oberfläche mit Streichelgüte A. „Das pummelige Vöglein hier nehme ich aber nur umsonst. Na, trinken wir erst mal einen drauf, werden uns schon einig." Und haute dem Koboldt auf die Schulter, dass die Knie einsackten und ein O machten. Der freute sich aber trotzdem, da musste er nicht zu seiner Frau nach Hause und hatte eine Ausrede. Die Kiste ging wieder zu und nur von Zeit zu Zeit war ein Ausruf hörbar: Behumst du mich auch nicht? Alter Spitzbube ! Das ist ein Sonderangebot, klarer Fall! Schnickschnack, Prost! Hahahaha! Nur im Paket, dann auch Paketpreis! Da will ich tot umfallen und Schlemil heißen!"

Und so kam dass Handabsperrkrokodil in das Wildstreichelgehege und die Ventildrossel zu den Singvögeln in die Voliere wo sie nicht mehr klappern durfte und das Singen lernten sollte. Im Wildstreichelgehege lernte das Velourkroko dann auch noch andere Tiere kennen: einen Angorafrosch, einen Gilluck, eine Multilope, die Schnurstraxe und die Duckmaus und einen Sägezahnhamster und mehr. Mit dem Maulkorb konnte es aber nix sagen.





Montag, 22. April 2024

Zweimal geschüttelt

Es fragt die Frau vom Standesamt,
die von den hohen Anden stammt,
den Mann mit einem Geissenbart,
ob er ihr was zum Beissen gart.

………………………

Beim Dämmerlicht den Spähbericht
Der Sperber mit dem Reh bespricht.
Er sah, statt dass der Füchse fangen,
Den Förster um die Büchse bangen.
Dieselbe tat zur Linken schiessen
so dass, -statt anvisiertem Ziel-
Fünf Kohlköpf' ihre Schinken liessen.
Beim Waldesgrund, in tiefer Nacht,
Das Reh sich immer schiefer lacht.   

………………………

Es waren zwei alte Witwen,
die schrieben gern Algorithmen.
Dann stockte das Netz,
es empfahl das Gesetz,
dass sie sich dem Steckhalma widmen.

………………………

Erwin, dem der Brägen flötet,
weil er sich recht zugelötet,
legt das Eis gewandt anstelle
ins Frostfach in die Mikrowelle
Und als das Glöckchen dann erklingt
und es dezent nach Himbeer stinkt
und er es ganz sicher weiß
ruft er leis: das Eis ist heiß!

………………………

Es war recht spät, die Detektivin saß erschöpft an ihrem Tisch,
sie hatte einen langen Tag voll Beschattung hinter sich.
Der Mond schien schon, da schlich sich etwas leis durch ihre Pforte.
Sie schaute auf, da stand ein Mann und er sprach die Worte:
„Ich bin ein Geist, drum ist es zwecklos, mir die Hand zu geben.
Doch bitt ich um ein wenig Zeit, ich muss mit Ihnen reden!“

Man sah die Frau ganz leicht erblassen,
doch ihre Geste blieb gelassen.
„Solang die Kasse stimmt, mein Herr,
setzen Sie sich bittesehr!“
Der Besuch schwob ungefähr eine Handbreit überm Schemel
und er meinte kurzerhand "Ich suche meinen Partner Emil.
Der Emil, der ist ein Phantom, ein unsichtbarer Mann
und zusammen sind wir zwei ein prächtiges Gespann."

Und die Frau frug das Gespenst:„Wie sind sie denn gestorben?
Sie haben doch nicht so mir-nichts-dir-nichts ein Geisterdasein erworben?“

Sonntag, 7. April 2024

Drachenschmaus (gendergerechte Version)

Es ist ein Tag vor vielen Lenzen als ein Drache mit fünf Schwänzen,
jedoch mit nur einem Kopfe es sich in just denselben setzt,
es täte seinem Stande gut wenn er einen Prinzen frässe.
Und während er geringelt ruht, vor seiner Höhl ein Herold krächzt
dass im nahen Schlosse hier gibt es ein Turnier um Vier
und jeder Heldin ständ es gut, wenn sie dort im Sattel säße.

Des holden Prinzen fernes Bild spiegelt sich in mancher Rüstung,
als er lichtumflossen steht auf des Schlossturms enger Brüstung.
"Ich sag euch, das Turnier beginnt, für den Prinzen Wiedekind!
Seine Hand wird der gebühren, die weiß die stärkste Lanz zu führen."

Die Ratten in der Speisekammer der königlichen Küche jammern
"Das Königshaus, das ist bankrott, bei uns herrscht bald die Hungersnot..."
Bis eine spricht "Lass uns doch wimmeln, zu den hehren Käsehimmeln.
Bei den Nonnen einzukehren, werde ich den Weg euch lehren."

Der Drachen pflückt den Wiedekind von des mächt'gen Turmes Zinnen,
klemmt ihn locker untern Arm und flattert übern Tann von hinnen.
Der Prinz ruft Hilfe und vom Auge sieht man seine Tränen rinnen.
Die Jungfern sich zum Retten rotten beim Teiche im Marillengrund,
um den Prinzen Wiedekind zu schützen vor dem Drachenschlund.

Die Knappen sehn Karotten mampfend, die Damen manche Lanze brechen,
weil die Blechhelmamazonen scheppernd sich den Rang erstreiten,
wer den Drachenpelz dem Jüngling morgen darf zu Füssen breiten.
Hernach ihre Rosse dampfend die Lungen aus dem Hals sich hecheln.

Es knattern Fahnen leis im Wind, die Fräulein rasten müd im Dreck
sie haben keine Lust mehr heute, an dem Tiere sich zu rächen.
Sie bauen Zelte auf dem Fleck und fangen lautstark an zu zechen.
Der Drachen schluckt den Wiedekind ganz samtens Rock und Firlefanz
Als kleine Mahlzeit zwischendrein, so fährt er in die Echse ein.

Über Berg und grüne Wipfel setzt er seine Reise fort, hungrig ist er, grantig ist er,
und so kehret er nicht heim, denn zu dürren Adelsknochen
noch ein paar fette Nonnelein, in ihrem eignen Saft zu kochen
dazu hat er große Lust, lüstern bläht er seine Nüstern.

Derweil grimm auch Rattenhorden in Reih und Glied die Wege schreiten
hin zum Kapuzinerorden wo die gelben Käse reifen.
Als die Schatten länger fallen, an dem elften Mai des Jahres
und Ratten in die Keller quellen, spricht die Äbtin leis den Segen
- auf Käseleib und Quittengeist  -
die der Herr erhälten möge, des leiblichen Genusses wegen.

Nun nimmt das Schicksal seinen Lauf, die Schädlingsbrut ernährt sich wild.
Die Äbtin sich ganz still bekreuzigt und dann exklamiert sie "Hülft!"
Der Orden windet sich zur Kette, vom Kellerloch zum Hofe hoch,
wird alles Essbare gebracht und im Fackelschein bewacht.

Der Lindwurm traut den Augen kaum, das Klosterhof ist ein Bankett.
Nicht nur Gottesschaf voll Eifer, auch noch runde Käseleiber.
Die Flamme sanft auf Grill gestellt, schwebt er übers Himmelszelt.
Der Schmaus beginnt und viele Seelen der Herrgott zu sich rufet.

Hörner schallen, Rufe hallen, die Ritterinnen sahn das Feuer,
so voll wie die Haubitzen, sie zu Pferde sitzen.
Der Drach denkt nach und fliegt aufs Dach
und schnaubt und faucht und lacht und wiehert,
ein verquerer Bissen macht, dass er schnöd erstickt und drauf
auf die edlen Weiber kracht von den Kirchturmspitzen.

Der Nachtwind stöhnt, die Flammen prasseln, im Keller eine Schwester fröhnt.
Sie tauft mit klarem Quittenschnaps die Ratten für den heil'gen Papst.
Da fährt der Mephistopheles aus der Hölle auf und höhnt:
"Ich mag dich, du muntre Dirn, nimm diesen Säbel, schütz die Stirn.
Hinauf, hinauf, entrinn dem Feuer!
In dem starren Drachen dann harret dir ein holder Mann,
du musst ihn einfach nur zerlegen bis der Bursch sinkt dir entgegen.
Als Preis dafür ich meinem Meister, weihe dies Gemäuer."

Die Brave hackt wie die Besengte und durch des Lindwurms Schuppen sprengt sie,
schneidet sich durch das Gewebe und hofft, dass Wiedekind noch lebe,
Bald hört sie den Verschluckten schreien, er reicht ihr die beringte Hand,
"Du Säbelmaid komm mich zu freien und regiere dieses Land!"
Mit Schaudern fliehen sie den Ort, wo fortan nur die Teufel hausen.
Sie leben redlich viele Jahr, gefolgt von ihrer Kinderschar.
Das ist wirklich so geschehn ich erzähl euch keine Flausen.

Mittwoch, 3. April 2024

Das Weihnachtshuschelpuschel

Ein Huschelpuschel, noch gar nicht alt, 
lebte in einem Zitronenwald.
Mit zimtenen Bächen voll klarer Glasur,
aus Lachsschaum die Hügel, so rein und so pur.

Da fielen fünf Stirnlein gesichtwärts ins Gras,
das Puschel, das staunte und wünschte sich was.
Trompeten nun quakten, potztausendundvier,
"Weihnachten feiern, das wünsche ich mir!

Auf Renrücken reiten durch stiebenden Schlick
und schenken von Herzen mit innigem Blick."
Das Huschelpuschel hat mich gerührt,
es war ja wohl ganz allein im Geviert!

Ich schenkte ihm Glockenhummeln, ne Krake
und eine tanzende Pastinake.
Das Puschel, von dankbarem Rausch besengt,
hat mir einen Zuckerbausch geschenkt.