Es waren einmal ein
kleines Handabsperrkrokodil und eine Ventildrossel. Die lebten beide in
einem sumpfigen Sumpf und waren einander sehr zugetan. Da hatten sie
nun aber einigen Tages genug von ihrer modrigen Heimstatt, wo es nur
schrumpelige Mulche und glupschige Unken zu essen gab. Außerdem konnte
man des Nebels wegen die Hand nicht vor Augen sehen und so erkannte das
Handabsperrkrokodil die Ventildrossel nur an ihrem Klappern und die
Drossel das Krokodil nur an seinen grossen Augen, die leuchten konnten
wie Scheinwerfer. Das Klappern war wie ein Sonar nur es funktionierte
gar nicht, weil die Drossel eiliger als der Schall dahinhuschte. Des
öfteren veranstaltete das Krokodil lustige Schattenspiele für die
Drossel und selbige entspann eine kunstvolle Kakophonie dazu: klapp,
klapp ...
Nun also setzte sich die Drossel auf den schuppigen
Rücken und das Krokodil begann in eine Richtung zu laufen von der es
nicht wusste, welche es war, aber irgendwo musste es ja nach woanders
hingehen. Und wirklich, alsbaldig wurde der Nebel lichter und der Boden
tragfestiger. Und es ward eine grüne Wiese im Sonnenschein und
sahneblauer Himmel. Da sahen sie sich das erste Mal richtig. Das war
eine Freude! Das Krokodil war grün und passte gut zum Gras und die
Drossel konnte mal 5 Meter ohne eine bäumische Kopfnuss geradeaus
fliegen. So zirpte sie hin und her und zerbrach dabei einige
Schallmauern und das Kroko machte Purzelbäume und Handstände. Hier
wollten sie bleiben. Nun aber lebte nicht weit entfernt ein
jähzorniger kleiner rothaariger Mann namens Koboldt Nickel. Der hatte
zwei fürchterlich hässliche Hunde die Puter und Fitüre hießen.
Er war Streichelwildjäger und immer auf der Jagd nach neuen Insassen
für den bekannten und weltberühmten Streichelzoo seines grossen dicken
weisshaarigen Freundes August Schwafelsam mit einer dicken, rötlichen
Knollennase, durch die er oft schnaufte...
Beiden war Tierschutz völlig schnuppe!
Inzwischen hatte es angefangen zu regnen und das Drosseli hockte unter
Krokos Bauch und war schon wieder verdrießlich, wobei es mürrisch vor sich hinklapperte, weil nass war es im Moor auch ganz oft gewesen. Doch dann wurde es Nacht und das Getröpfel hörte auf und das Krokodil machte Disco Beleuchtung zum Takte der Drosselventile. Das entging dem bösen Koboldt nicht. Denn er saß des Nachts auf seiner Veranda und trank wilden Wein aus Würfelbechern. Da hatte er doch mal wieder mehr Glück als Verstand gehabt!
Mit Schwung erhob sich Rothaar-Koboldt (dein
Kopf brennt, hatten die Schulkinder früher immer zu ihm gesagt), aber
weil es in seinem Kopf ja auch ein bisschen matschig war verließ er die
Treppe in merkwürdiger Schräglage und landete bäuchlings zwischen den
Hühnern. Richtig, die mussten ja auch noch in den Stall. Was war er
wieder säumig gewesen, das würde mächtig Schimpfe geben, aua, aua.
Und da kam schon die neugierige Trulla Nickel herausgetrippelt und
krähte: "Was soll das für ein Gerumpel, Koboldt! Bist du wieder
betrunken? Und die Hühner noch außen. Muss ich alles selber machen?"
Jetzt schlug sie noch die Hände über dem Kopf zusammen, das konnte er
leiden.
„Spute dich Kopoldt und dann app ins Bett!" Nie kam sie,
wenn er was wollte. Also stellte sich Koboldt auf seine Hinterbeine und
stampfte mit den selbigen und lief rings herum puterrot an: „Frau!
Nein! Ich werde jetzt noch mal mit den Hunden raus. Geschäftlich, da
geht nix! Die Hühner schaffst du rein, mach auch mal was!
Rabatzmacherin."
Da lag schon auch ein leichter Schwefelgeruch mit
in der Luft. Worauf die Trulla Lippen und Äuglein zusammenkniff, sich
auf dem Absatz umdrehte und wortlos im Haus verschwand. Dort nahm sie
ihr Strickzeug und pfiff sich eins. Das mit dem Pfeifen ging schon aber
das mit dem Stricken klappte noch
nicht so gut. Koboldt stand nun
stramm und zog die Trillerpfeife:" Hühner antreten!" Das waren nicht
umsonst Westpoint Militärhühner die er von August geschenkt gekriegt
hatte. Trillller! Alle Hühner standen stramm da, bis auf das, auf dem
Koboldt gelegen hatte, das torkelte. „ Auf zum Stall, hut, hut, hut"
Vorauseilend schob er die Tür auf und ein Federweisser nach dem anderen
marschierte zack, zack durch die Öffnung: Huhn, Huhn, Hahn ........
Torkelhuhn, Schluss, Schloss, klick. Jetzt zum Hundezwinger und den
Wagen klar. „Komm Puter! Komm Fitüre!, Wir gehen auf die Jagd,
Streichelzeit!" Puter und Fitüre sprangen wie die Gummibälle um
ihn herum. Und so fing er die beiden Kroko und Drosseli ganz einfach
und hinterrücks weil die inzwischen sehr müde dem Schlaf anheim gefallen
laut schnarchten und klapperten, was das Zeug hielt. Zuvor war ihre
Musike noch von einigen Trommelkaninchen verstärkt worden aber die
wohnten weiter unten am Fluss und waren deshalb schon längst weg. Und da
ging es holterdiepolter in der Kiste zum Streichelzoo.
Das
erste, was die beiden unfreiwilligen Kisteninsassen erschreckte, war
Augusts Rübennase, so fest hatten sie geschlafen. Drosseli verkroch
sich hinter dem Kroko, das nichts zu verkriechen hatte und deshalb leis'
durch die Zähne knurrte. Na, aber da hatte es die Rechnung ohne den
August gemacht. Geschickt und schnell bekam es einen Maulkorb. „Ein
Handabsperrer aus der Familie der Velourkrokodile sehr schön Koboldt."
Tatsächlich sah das Kroko nur schuppig aus und hatte eine sehr weiche
und kuschelige Oberfläche mit Streichelgüte A. „Das pummelige Vöglein
hier nehme ich aber nur umsonst. Na, trinken wir erst mal einen drauf,
werden uns schon einig." Und haute dem Koboldt auf die Schulter, dass
die Knie einsackten und ein O machten. Der freute sich aber trotzdem, da
musste er nicht zu seiner Frau nach Hause und hatte eine Ausrede. Die
Kiste ging wieder zu und nur von Zeit zu Zeit war ein Ausruf hörbar:
Behumst du mich auch nicht? Alter Spitzbube ! Das ist ein Sonderangebot,
klarer Fall! Schnickschnack, Prost! Hahahaha! Nur im Paket, dann auch
Paketpreis! Da will ich tot umfallen und Schlemil heißen!"
Und
so kam dass Handabsperrkrokodil in das Wildstreichelgehege und die
Ventildrossel zu den Singvögeln in die Voliere wo sie nicht mehr
klappern durfte und das Singen lernten sollte. Im Wildstreichelgehege
lernte das Velourkroko dann auch noch andere Tiere kennen: einen
Angorafrosch, einen Gilluck, eine Multilope, die Schnurstraxe und die
Duckmaus und einen Sägezahnhamster und mehr. Mit dem Maulkorb konnte es
aber nix sagen.
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