Sylvester ist immer so ein schwieriges Ding. Was kann man schon wirklich anfangen an einem Tag, der maximale Freude von einem erwartet? An dem sich noch mehr als am Geburtstag zeigt, wer die meisten Freunde um sich scharen kann, wer zu wem gehört und wer als armseliges Anhängsel barmherzig mit eingeladen wird, rein der Generösität halber natürlich?
Diesen Tag habe ich schon recht unterschiedlich verbracht, mit den Eltern, mit Freunden, allein, im Ausland. Eines der denkenswertesten Sylvester habe ich sicherlich bei M.R. verbracht, der uns früh um 4 in Eiseskälte aus der Wohnung warf, aber dazu später.
Nachdem ich zwei Tage bei K. verbrachte, um in Freiberg der Dresdner Realität zu entfliehen, kehrte ich am 31. nach Dresden zurück. Das schöne an Freiberg ist, dass man da nicht wirklich etwas interessantes unternehmen kann. Einmal im Kino sind wir gewesen, beim Alien-Splatter-Vergnügen, dann in der Pizzeria und das wars schon.
G. und D., die ich zwischendurch traf, waren die ersten, die mich versetzten. Nicht direkt, so zwischen den Zeilen. Wir sind bei D.s bruder. Aha. Dabei war noch 3 Wochen vorher von einer Party bei mir die Rede gewesen. Nunja. Wieder bei K. , bot der mir an, Sylvester mit ihm und seiner Familie zu verbringen. Das wäre sicher das Beste für mich gewesen, so ein kleines Familien-Sylvester, fern vom Grossstadt-Wahnsinn. Grossstadt-Sylvester sind, zumindest in Dresden, mist. Egal, ob Party mit Freunden oder Familie, zu viele Idoten mit Sprengstoff, Alkohol und ohne Illusionen lassen ihren Emotionen draussen auf der Strasse freien Lauf.
Aber, dachte ich, A. und P. wollten ja noch kommen, wird’s eben ein gemütlicher Abend zu dritt. P. servierte mich eben so kalt ab wie D. „Wir feiern….“ (ohne Dich).
Danach wollte ich A. schon gar nicht mehr anrufen. Wäre ich besser in Freiberg geblieben? Bei drei paaren der einzige Single? Hmmm.
Also der Zug nach Dresden. Zweimal schon habe ich Sylvester allein verbracht, wobei ich feststellte, dass das gar nicht die schlechteste Art ist. Man kauft sich einen Kasten Bier, stellt den Fernseher an und wartet bis das Jahr rum ist, während man langsam betrunken wird.
Einfach aus Gag besorgte ich mir nochne eine flasche Sekt, wohl wissend, das die zu bleibt. Ich mag keinen Sekt.
A. kam natürlich auch nicht und ich sass dumm rum. Deshalb startete ich den PC, um zu spielen, weil da die Stunden schnell rum sind und schwupps, war es halb elf und P. rief mich an, er wär auf dem weg zum Theaterplatz. Toll . das man sich da nicht trifft, bei all den leuten und dem Lärm, war fast vorprogrammiert. Also ab in den Bus, voll mit Feierlingen, so am Singen. Das tat mir gut, fröhliche Leute zu sehen. Dann ging es hinaus in die Gefechtszone. In Dresden ist die Knallerei am Jahresende nicht der Farbenfreude und Sinnesbetörung gewidmet, sondern ist, wen wunderts, ein kriegsartiger Zustand, denn dafür gibt es Knaller. Das sind Sprengstoffstäbchen, die man, aus Jux, dem anderen zwischen die Füsse wirft. Oder an den Kopf. Gerne auch die grossen aus China, die Briefkastenzerfetzer. Da explodieren sie dann und der Krankenwagen bringt wieder einen weg, Stahlhelmpflicht.
Pulverdampf zieht zwischen den Häusern entlang, Paare knutschen, Singles schauen sehnsüchtig, aber nicht wirklich interessiert, eher irritiert. Dann die ungenierten Erleichterer. Lasst es laufen Jungs! Ich wandle und telefoniere. Bei dem Krach unmöglich. Also allein.
Die nächste halbe Stunde vergeht zwischen Hofkirche und Schloss, Artillerie und Flak.
Eine Rakete trifft mich am Kopf, es tut weh, ich lebe. Um den Wahnsinn zu ertragen, nehme ich ihn auf Video auf.
Kein städtisches Feuerwerk, nur idioten, die, schwankend, Raketen aus den Händen starten lassen. Mehr Rauch und immer dichter, ein rotes Leuchten auf der Brücke. Figuren tanzen im Funkenregen. Ich gehe nach Hause, die Frauenkirche steht still und fremd da. Noch ein Bus voller Betrunkener und, nachdem ich die übliche Salve an Glückwunsch-SMS in den Äther geschickt habe, kann ich endlich schlafen. Denke ich, doch dann ruft S. noch an: "Ihnen geht es genau so beschissen wie mir." Und rettet mir damit den Tag.
Das beste Sylvester war wohl letztes Jahr, D. und G. waren mit mir in Helsinki bei Ch. Keine Knaller, kein Alkohol. Dafür eine Show und Musik und ein professionelles Feuerwerk. Muss das Alter sein, aber da fühlte ich mich wohl.
Und damit zurück zu M.R., so 1993. Nachdem alle ordentlich getankt hatten, besonders An. mit seinem Molinari ohne Kaffeebohne, machte R. den grandiosen Vorschlag, auf eine Autobahnbrücke zu laufen und uns dort Dresden von oben anzusehen. Hier ein kleiner Tipp. Feuerwerke von oben wirken jämmerlich. Das was von unten als Illusion perfekt ist, die Vereinigung von menschengemachten Funken mit den Sternen am Himmel, ist von oben eine Glühwürmchenparty, Parabel einer exakten Physik. Auf dem Weg sprengen wir 2 Briefkästen, Chinaböller rein, die Klappe fliegt weg, verbranntes Papier.
Da auf der Brücke waren schon einige Leute, auch Kleinkinder. Was zum Teufel ...? Wir werfen Knaller in die Runde, es ist 5 Grad unter Null und die Eltern beschweren sich. Warum haben sie die Kinder hierhergebracht? An. lässt nicht nur Raketen aus der Hand starten, auch Knaller platzen in seiner Hand, er ist zu betrunken, um sie wegzuwerfen. Er lacht, die Haut an den Fingern ist in Fetzen. Ich zünde Raketen, bin aber schon zu langsam, um die Explosion noch zu sehen: Zünden….. wo ist sie? Auf dem Rückweg finden wir ein überfahrenes Reh im Pulverschnee, der Fuss ist gebrochen, abgebrochen, das Reh selbst lebt. Geben wir ihm den Gnadentod? Aber wie? Ich lege ihm den Arm um den Hals. Das Tier ist viel zu stark. Wir kommen überein, das der Kältetod sicher der Beste sein wird. Dann kamen wir wieder zu M.R.s Haus und er warf uns um 4 uhr morgens raus. Er wolle in Ruhe schlafen. Das Haus liegt an einer Autobahnabfahrt weitab vom Zentrum.
Diesen Tag habe ich schon recht unterschiedlich verbracht, mit den Eltern, mit Freunden, allein, im Ausland. Eines der denkenswertesten Sylvester habe ich sicherlich bei M.R. verbracht, der uns früh um 4 in Eiseskälte aus der Wohnung warf, aber dazu später.
Nachdem ich zwei Tage bei K. verbrachte, um in Freiberg der Dresdner Realität zu entfliehen, kehrte ich am 31. nach Dresden zurück. Das schöne an Freiberg ist, dass man da nicht wirklich etwas interessantes unternehmen kann. Einmal im Kino sind wir gewesen, beim Alien-Splatter-Vergnügen, dann in der Pizzeria und das wars schon.
G. und D., die ich zwischendurch traf, waren die ersten, die mich versetzten. Nicht direkt, so zwischen den Zeilen. Wir sind bei D.s bruder. Aha. Dabei war noch 3 Wochen vorher von einer Party bei mir die Rede gewesen. Nunja. Wieder bei K. , bot der mir an, Sylvester mit ihm und seiner Familie zu verbringen. Das wäre sicher das Beste für mich gewesen, so ein kleines Familien-Sylvester, fern vom Grossstadt-Wahnsinn. Grossstadt-Sylvester sind, zumindest in Dresden, mist. Egal, ob Party mit Freunden oder Familie, zu viele Idoten mit Sprengstoff, Alkohol und ohne Illusionen lassen ihren Emotionen draussen auf der Strasse freien Lauf.
Aber, dachte ich, A. und P. wollten ja noch kommen, wird’s eben ein gemütlicher Abend zu dritt. P. servierte mich eben so kalt ab wie D. „Wir feiern….“ (ohne Dich).
Danach wollte ich A. schon gar nicht mehr anrufen. Wäre ich besser in Freiberg geblieben? Bei drei paaren der einzige Single? Hmmm.
Also der Zug nach Dresden. Zweimal schon habe ich Sylvester allein verbracht, wobei ich feststellte, dass das gar nicht die schlechteste Art ist. Man kauft sich einen Kasten Bier, stellt den Fernseher an und wartet bis das Jahr rum ist, während man langsam betrunken wird.
Einfach aus Gag besorgte ich mir nochne eine flasche Sekt, wohl wissend, das die zu bleibt. Ich mag keinen Sekt.
A. kam natürlich auch nicht und ich sass dumm rum. Deshalb startete ich den PC, um zu spielen, weil da die Stunden schnell rum sind und schwupps, war es halb elf und P. rief mich an, er wär auf dem weg zum Theaterplatz. Toll . das man sich da nicht trifft, bei all den leuten und dem Lärm, war fast vorprogrammiert. Also ab in den Bus, voll mit Feierlingen, so am Singen. Das tat mir gut, fröhliche Leute zu sehen. Dann ging es hinaus in die Gefechtszone. In Dresden ist die Knallerei am Jahresende nicht der Farbenfreude und Sinnesbetörung gewidmet, sondern ist, wen wunderts, ein kriegsartiger Zustand, denn dafür gibt es Knaller. Das sind Sprengstoffstäbchen, die man, aus Jux, dem anderen zwischen die Füsse wirft. Oder an den Kopf. Gerne auch die grossen aus China, die Briefkastenzerfetzer. Da explodieren sie dann und der Krankenwagen bringt wieder einen weg, Stahlhelmpflicht.
Pulverdampf zieht zwischen den Häusern entlang, Paare knutschen, Singles schauen sehnsüchtig, aber nicht wirklich interessiert, eher irritiert. Dann die ungenierten Erleichterer. Lasst es laufen Jungs! Ich wandle und telefoniere. Bei dem Krach unmöglich. Also allein.
Die nächste halbe Stunde vergeht zwischen Hofkirche und Schloss, Artillerie und Flak.
Eine Rakete trifft mich am Kopf, es tut weh, ich lebe. Um den Wahnsinn zu ertragen, nehme ich ihn auf Video auf.
Kein städtisches Feuerwerk, nur idioten, die, schwankend, Raketen aus den Händen starten lassen. Mehr Rauch und immer dichter, ein rotes Leuchten auf der Brücke. Figuren tanzen im Funkenregen. Ich gehe nach Hause, die Frauenkirche steht still und fremd da. Noch ein Bus voller Betrunkener und, nachdem ich die übliche Salve an Glückwunsch-SMS in den Äther geschickt habe, kann ich endlich schlafen. Denke ich, doch dann ruft S. noch an: "Ihnen geht es genau so beschissen wie mir." Und rettet mir damit den Tag.
Das beste Sylvester war wohl letztes Jahr, D. und G. waren mit mir in Helsinki bei Ch. Keine Knaller, kein Alkohol. Dafür eine Show und Musik und ein professionelles Feuerwerk. Muss das Alter sein, aber da fühlte ich mich wohl.
Und damit zurück zu M.R., so 1993. Nachdem alle ordentlich getankt hatten, besonders An. mit seinem Molinari ohne Kaffeebohne, machte R. den grandiosen Vorschlag, auf eine Autobahnbrücke zu laufen und uns dort Dresden von oben anzusehen. Hier ein kleiner Tipp. Feuerwerke von oben wirken jämmerlich. Das was von unten als Illusion perfekt ist, die Vereinigung von menschengemachten Funken mit den Sternen am Himmel, ist von oben eine Glühwürmchenparty, Parabel einer exakten Physik. Auf dem Weg sprengen wir 2 Briefkästen, Chinaböller rein, die Klappe fliegt weg, verbranntes Papier.
Da auf der Brücke waren schon einige Leute, auch Kleinkinder. Was zum Teufel ...? Wir werfen Knaller in die Runde, es ist 5 Grad unter Null und die Eltern beschweren sich. Warum haben sie die Kinder hierhergebracht? An. lässt nicht nur Raketen aus der Hand starten, auch Knaller platzen in seiner Hand, er ist zu betrunken, um sie wegzuwerfen. Er lacht, die Haut an den Fingern ist in Fetzen. Ich zünde Raketen, bin aber schon zu langsam, um die Explosion noch zu sehen: Zünden….. wo ist sie? Auf dem Rückweg finden wir ein überfahrenes Reh im Pulverschnee, der Fuss ist gebrochen, abgebrochen, das Reh selbst lebt. Geben wir ihm den Gnadentod? Aber wie? Ich lege ihm den Arm um den Hals. Das Tier ist viel zu stark. Wir kommen überein, das der Kältetod sicher der Beste sein wird. Dann kamen wir wieder zu M.R.s Haus und er warf uns um 4 uhr morgens raus. Er wolle in Ruhe schlafen. Das Haus liegt an einer Autobahnabfahrt weitab vom Zentrum.
An. und ich liefen 1 Stunde durch den Frost. Dann rannten wir Strassenbahnen und Bussen hinterher. Was mir blieb, war eine 6 wöchige Erkältung.
Ich habe schöne Sylvester erlebt, in Leipzig, Tharandt, Freiberg und Helsinki. Aber noch keines in Dresden. Das hatte ich vergessen. Nun, was nicht ist, kann ja noch werden, um mich mal aus der flache-Sprüche-Kiste zu bedienen.
Ich habe schöne Sylvester erlebt, in Leipzig, Tharandt, Freiberg und Helsinki. Aber noch keines in Dresden. Das hatte ich vergessen. Nun, was nicht ist, kann ja noch werden, um mich mal aus der flache-Sprüche-Kiste zu bedienen.
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