Die Wiesel waren eingespannt,
ihr Atem dampfte in der Kälte
als die Fürstin ihrem Mann
das neueste vom Tag erzählte
„Diese eignen Hände meine
sind mir nicht so recht geheuer.
Heut nahm ich sie von der Leine
und sie gossen Öl ins Feuer!
Gestern rissen sie sich los
und sie schubsten unsre Magd.
Schätzelein, was mach ich bloß?"
"Hör, ich muss jetzt los zur Jagd.
Sperr die Tierchen in den Kobel
und ich will mich wohl beeilen
um nach Hatz auf Nerz und Zobel
bald bei unserm Kind zu weilen.
Bin ich nicht beizeit zurück,
bitte schreib mir einen Brief,
der mir zeugt von meinem Glück,
und wie die Geburt verlief."
Gesagt, getan, die Missetäter
saßen bald im Holzverschlag
und nur ein paar Tage später
war der Fürstin großer Tag.
ein Kindlein ward geboren,
Rosig, wonnig und gesund
auch die Mutter war wohlauf.
Und schon nach etwa einer Stund
Gab sie eine Nachricht auf.
Um dem Gatten mitzuteilen
Dass der Erbe munter sei.
Und es sollt der Bote eilen
gleich beim ersten Hahnenschrei.
Von fern her klang nun schrill und klagend
eine Flötenmelodie.
Neid und Missgunst mit sich tragend
auf die frische Harmonie.
Mit Knirschen löste sich ein Brett,
die Händchen liefen durch die Nacht,
bis zum Nachttisch bei dem Bett,
wo das Brieflein hingebracht
von dem Schreiber zur Verwahrung
doch die Pferdchen mit fünf Beinen
stahlen es zwecks Offenbarung.
Wem? Das bleibt noch im Geheimen.
Im weissen Schnee, mit rotem Kopf
sass der König auf dem Schlitten
denn es summte unterm Schopf
sein ganzer Schwarm von Wut-Hornissen.
Der Brief, den er gelesen hatte,
segelte im Wind davon
und er sagte ihre Worte,
fassungslos und ohne Ton.
„Mein Gatte, ich gebar das Kind
deines Bruders Flammenkönig.
Ich verlasse dich für ihn,
das tut mir leid,
wenn auch nur wenig.“
Der Bote sprach "Ihro Durchlaucht
wollen eine Antwort geben?"
„Mein Teuerster, was es hier braucht,
ist ein Kampf auf Tod und Leben!“
Der König schob das Kinn heraus
„Die Fahrt soll gleich zum Schlosse gehen.
Dort wollen wir, als Herr im Haus,
selber nach dem rechten sehen!“
Doch die Wiesel liefen seltsam
wirre Schleifen, weite Kreise.
Erst nach Wochen kam man an,
müde von der Heimwärtsreise.
Bei der Ankunft war das Schloss
verlassen, zugig, kalt und düster.
Licht, dass durch die Türe floss
zeigte eine Reihe wüst
zerschrammter liebgewordner Dinge.
"Oh ihr Räuber, wartet bloß,
bis ich euch zur Strecke bringe!"
rief der König und die Suche
ging durch schaurig stille Zimmer.
Aber letztlich stand zu Buche,
dass man keinen blassen Schimmer
vom Verbleib der Seinen hatte
und der König sprach bewegt
„Meine Treuen, ich gestatte,
dass ihr euch zu Bett begebt.
Schließt die Türen fest sodann,
denn ich will es nicht riskieren,
auch nur einen weitren Mann
hier und heute zu verlieren."
Der König schreckte in der Nacht,
auf von einem lauten Klirren.
Er sprach „Hab ichs mir gedacht
oder sollte ich mich irren?
Die einzgen Teile ihres Leibes,
die in meinem Schloss geblieben,
sind die Hände meines Weibes,
welche so viel Unfug trieben.”
Ein Händchen hob nun wie ein Mann
den Feuerhaken vom Kamin,
und es attackierte dann
den König, welcher darauf hin
das Schwert zog und die harten Schläge
wie ein rechter Held parierte,
als er sich, vom Schlaf noch träge,
fast den eignen Bart rasierte.
Es ging nach vorn, es ging zurück
es schepperte, die Funken flogen.
Dann verließ ihn das Geschick,
just, als er das Schwert erhoben.
Um seine Beine wanden sich
Stricke und dabei ließ ihn
das liebe Gleichgewicht im Stich
und er fiel nach vorne hin.
Er rief dann "Hole mich der Teufel!
Hab nicht hinter mich geschaut.
Ohne Zweifel wars das zweite
Händchen, dass sich das getraut!"
Der Teufel kam mit einem Knall
"Lange hatte ich Geduld.
Du bist nun mein Knecht, Vasall
und das ganz aus eigner Schuld."
Die Sonne brachte es zutage,
dass der König misslich fehlte.
Lasst uns sehen welche Pfade
das Mädchen ohne Hände wählte.
Das Mädchen lief, zuerst allein
mit ihrem Kindlein durch den Schnee.
Dann rieselte zunächst ein Stein,
dann brach ein Ästlein in der Näh.
Hier ein Flüstern, da ein Hut,
dann reichte es der Königin.
So rief sie "Fasset Euren Mut,
und stellt euch einmal vor mir hin."
Rosa Punkte zeigten sich
schüchtern hinter Strauch und Baum.
„Lässt mich der Verstand im Stich?“
fragte sie, „Ich glaub es kaum!
Seid ihr alle, meine Lieben,
mir auf eigne Faust gefolgt?
Wer ist dann im Schloss geblieben?
Macht, das ihr euch heimwärts trollt!“
„Wir hatten“, so sprach nun die Amme,
„Angst um Euch und euer Kind.
Doch ist andres noch im Gange,
weshalb wir so zahlreich sind.
Doch sagt erst, oh Königin,
warum habt ihr uns verlassen?
Sagt, was hattet ihr im Sinn,
Solltet ihr uns so sehr hassen?“
„Ich lese euch, …
vor, was mir mein Mann geschrieben
und dann werdet ihr verstehen,
was mich von euch fortgetrieben.
‚Meine werte Angetraute,
schändlich hast du mich belogen,
…
betrogen
Die Feenkönge wollte ich
länger schon in meiner Gewalt
wegen ihrer Macht
die Hände stehlen das Herz des Königs…
Hinter Bergen hinter Meeren,
irgendwo auf dieser Welt…
die Königin geht in das Haus des Flötenspielers und lebt bei ihm…
„ich bin vor dem Teufel fortgerannt“
und steigt in einen Brunnen hinab.
Der Engel kommt und gibt ihr das Herz
… die Hände sind wieder an ihrem Platz.
Sie ruft die Könige zu Hilfe:
der sturmwind lachte schauerlich
es ist sehr bedauerlich
unser bruder ist zwar tüchtig
doch er ist auch eifersüchtig.
nimm dieses Krüglein und darin
soll immer klares Wasser sein
nimm dieses Scheitlein und daran
soll immer eine Flamme sein
nimm dieses Säcklein und darin
soll immer etwas Essen sein
Dass die Hölle zugefriert?
Und die Moral am End ist:
Wenn dir die Hände genommen,
dann braucht es einen Engel,
um sie wieder zurück zu bekommen.